Süße Revolution: Wunder-Zucker hat keine Kalorien
Stevia wird in diesem Monat von der EU grünes Licht bekommen. Die Pflanze stammt aus Südamerika.
Brüssel. Noch ist Stevia ein Geheimtipp — doch das dürfte sich demnächst ändern. Denn in diesen Tagen wird das Kraut aus Paraguay als Süßungsmittel nach jahrelangem Ringen in Europa zugelassen. Gesundheitliche Bedenken gelten mittlerweile als entkräftet, und nun könnte Stevia den Lebensmittelmarkt revolutionieren: Obwohl der Extrakt 300 Mal so süß ist wie Zucker, hat er null Kalorien und ist für Diabetiker geeignet. Schon Weihnachten könnte die erste Stevia-Schokolade in europäischen Supermarktregalen liegen.
Geschmacklich sei Stevia-Schoko kaum vom zuckerhaltigen Klassiker zu unterscheiden, verspricht Stefaan Parmentier, der beim belgischen Schokoladen-Hersteller Cavalier im Verkauf arbeitet. Der will die erste europäische Stevia-Schokolade auf den Markt bringen.
In den USA, wo Stevia schon erlaubt ist, hat das Unternehmen sein Stevia-Sortiment schon testweise verkauft. Nun steht man dort in den Startlöchern, um Schokoladentafeln und -riegel auch in der Heimat zu verkaufen. Eine Tafel werde bei ungefähr 2,50 Euro liegen, sagt Parmentier.
In den kommenden Monaten will Cavalier dann Deutschland, die Niederlande und Großbritannien beliefern, nicht zuletzt, weil das Unternehmen sich von den gesundheitsbewussten Käufern dort Offenheit für das neuartige Produkt erhofft.
„Es wäre eine Bereicherung, wenn das auf den Markt käme“, sagt Christa Lankes, die an der Universität Bonn Nutzpflanzen erforscht. Der Zusatz mit der enormen Süßkraft sei kalorienfrei und fördere im Gegensatz zu Zucker nicht die Entstehung von Karies. Deshalb werde es bereits in Zahnpasta oder Mundspülung eingesetzt. Ganz einfach sei die Verwendung im Hausgebrauch aber nicht: Wegen seiner intensiven Süße werde Stevia leicht überdosiert.
In anderen Teilen der Welt ist Stevia bereits im Einsatz, so in Asien, Australien, Neuseeland und den USA. Im heimischen Lateinamerika wird das Kraut traditionell zum Süßen genutzt. In Japan ist es seit den 1970er Jahren im Einsatz und steht dort häufig wie Zucker auf dem Tisch.
In Europa verlangte die EU-Lebensmittelbehörde EFSA den Nachweis der Unbedenklichkeit, bis sie in diesem Jahr ein positives Gutachten abgab. Im diesem November wird nun wohl ein EU-Gesetz für grünes Licht sorgen.