Übergewicht kann Männern Probleme beim Sex bereiten
Berlin (dpa/tmn) - Wenn es bei ihm im Bett nicht klappt, kann das am dicken Bauch liegen. Übergewicht kann bei Männern zu Erektionsstörungen und Testosteronmangel führen. Darauf weisen Mediziner anlässlich des 2. Europäischen Tags zur Bekämpfung der Adipositas hin.
Häufig wüssten männliche Patienten nicht, dass ihre sexuellen Probleme in Zusammenhang mit der Fettleibigkeit stünden, sagt Michael Zitzmann von der Universität Münster in Berlin. „Der Hoden arbeitet schlechter, wenn man Übergewicht hat.“ Eine wesentliche Rolle spiele dabei der Bauchumfang, der das für den Körper schädliche Fett enthalte und dazu beitrage, dass der Testosteronspiegel sinkt. Der Mangel an dem männlichen Hormon könne außerdem zu Depressionen führen. An diesem Samstag (21. Mai) findet der 2. Europäische Tag zur Bekämpfung der Adipositas statt. Adipös ist jemand, der krankhaft übergewichtig ist.
Zitzmann empfiehlt den Patienten neben einer ganzheitlichen Therapie über Ernährung, Bewegung und Verhalten eine Testosterongabe, da ein Mangel an dem Hormon auch negative Auswirkungen auf andere Organe wie die Leber habe. Ein Ausgleich des Hormon-Defizits begünstige zudem den Fettabbau und den Muskelaufbau.
Grundsätzlich werde das Thema Fettleibigkeit von Männern nicht so ernst genommen wie von Frauen, sagte der Endokrinologe. Das liege auch daran, dass Frauen über die Werbung viel mehr mit bestimmten Schönheitsidealen konfrontiert würden als Männer. Beim männlichen Geschlecht sei etwa der dicke Bauch immer noch ein Statussymbol, sagt Zitzmann. Damit gelte man „als ganzer Kerl“.
Angaben der Adipositas Stiftung Deutschland zufolge sind 66 Prozent der Männer und 51 Prozent der Frauen in Deutschland von Übergewicht oder sogar Adipositas betroffen. Zu den bekanntesten Folgeerkrankungen gehören Herz-Kreislauf-Störungen, Diabetes Typ 2 und psychische Probleme. Aber auch Krebs und das sogenannte Schlafapnoe-Syndrom - bei dem in der Nacht wegen Atemstillstand das Gehirn mit zu wenig Sauerstoff versorgt wird - gehören dazu.
Der Diabetologe Stephan Jacob ist skeptisch, was die zukünftige Entwicklung angeht: Die Tendenz zum Übergewicht in der Gesellschaft nehme nicht ab. „Wir werden in der Zukunft ein Riesenheer an mittelalten Leuten haben, die die Alterspyramide tragen sollen, aber selbst krank sind.“
Vom Übergewicht seien in Deutschland vor allem bildungsferne und ökonomisch schlecht gestellte Familien betroffen, sagt Jacob. Doch Adipositas gelte nicht als Krankheit. Daher würden die Kosten für eine Ursachenbehandlung von den Kassen nicht übernommen und seien gerade für sozialschwache Familien ein Problem, erklärt der zweite Vorsitzende der Adipositas Stiftung Deutschland. Eine weitere Herausforderung sei die Aufklärung dieser Patientengruppe. Die Vorstellungen von einer gesunden Ernährung seien oft verzerrt.