Neues Kochbuch Vegane Rezepte vom Straßenbaumeister

Eggersdorf (dpa/bb) - „Alter Vatta, is dat lecker“, sagt Alexander Flohr, während er quasi im Handumdrehen Tofu würfelt, Frühlingszwiebeln und Petersilie zerkleinert, Mandelmus in Reismilch auflöst und das Ganze dann in der Pfanne zu einem veganen Rührei verarbeitet.

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Das Geschmacksgeheimnis sei das Kala-Namak-Salz, verrät der 38-Jährige aus Eggersdorf (Märkisch-Oderland), der sich als veganer Koch mit Leidenschaft inzwischen einen Namen gemacht hat.

Jetzt gibt es seine verblüffend einfachen, aber schmackhaften Gerichte auch zum Nachlesen. „Hier kocht Alex“ nennt sich das Buch mit 80 von ihm selbst erfundenen Rezepten, das sich für knapp 20 Euro offenbar gut verkauft. Flohr hat die 1500 Exemplare selbst finanziert und auch die meisten Fotos dazu gemacht. Insgesamt zwei Jahre Arbeit stecken in seinem Kochbuch. „Es war eine Umstellung für mich, denn bisher habe ich nach Gefühl gekocht und gewürzt. Plötzlich musste ich alles genau abmessen“, erzählt er. Die Hälfte der Auflage ist nach wenigen Tagen bereits verkauft, auch dank der Fans seines Youtube-Kochkanals.

Dabei ist das vegane Kochen für den gebürtigen Rostocker eigentlich „nur“ ein Hobby, denn hauptberuflich ist Flohr Straßenbaumeister mit eigener Firma. Sein Bekenntnis, Veganer zu sein und leidenschaftlich gern pflanzlich zu kochen, verblüfft da im ersten Moment. Doch der dreifache Familienvater tut das aus Überzeugung, zumal er seit Jahren den Beweis antritt, das vegan durchaus satt machen kann. „Wegen mir muss kein Tier gequält werden“, meint er knapp. Eine Einstellung, mit der er bei der Tierschutzorganisation Peta auf offene Ohren gestoßen ist. „Alexander Flohr ist authentisch und bringt durch seine einfachen und leckeren Rezepte auch eingefleischten Männern den Spaß am tierfreundlichen Kochen näher“, lobt Peta-Marketing-Teamleiter Frank Schmidt.

Flohrs Umdenken hin zu gesunder Ernährung setzte allerdings erst mit Ende 20 ein, bekennt er. „Ich wog damals 135 Kilogramm, hatte jede Menge gesundheitlicher Probleme.“ Gekocht hat der Handwerker schon immer gern. Nun aber begann er zu experimentieren - mit der Erkenntnis: „Du kannst Fleisch durch alles Mögliche ersetzen, Hauptsache Gewürz, Kräuter oder Marinade stimmen.“ Vor knapp sechs Jahren machte der Eggersdorfer eine Ausbildung zum Ernährungsberater, um zu erfahren, „was der Körper braucht und aus welchen Lebensmitteln diese Nährstoffe zu bekommen sind“. Tofu beispielsweise sei reich an Balaststoffen und Eiweißen sowie vielseitig einsetzbar - ob für süße oder herzhafte Speisen. Flohr ist stolz darauf, dass inzwischen auch viele Freunde in seinem Bekanntenkreis auf Fleisch verzichten und seine Rezepte nachkochen.

Mehr als zehn Prozent der Bevölkerung ernähren sich nach Angaben des Vegetarierbundes ProVeg bereits vegetarisch, weitere 1,3 Millionen Deutsche rein pflanzlich - mit steigender Tendenz. „Wir gehen davon aus, dass vor allem die Zahl der Reduzierer stark wächst, also Menschen, die konsequent weniger Fleisch essen“, sagt Sprecherin Sarah Varga. Das sei schon jetzt mehr als die Hälfte der Deutschen. Köche wie Flohr würden Lust machen auf leckere und gesunde Ernährung. „Mit seinem lässigen und sympathischen Stil spricht er ein Publikum an, dass sich sonst eher selten mit pflanzlicher Ernährung auseinandersetzt. Er öffnet Türen und räumt mit Klischees auf“, sagt Varga. Auch die Lebensmittelindustrie hat sich darauf eingestellt. Pflanzliche Bio-Produkte gibt es inzwischen auch in den meisten Supermärkten.

Und so sind auch die Zutaten zu Flohrs Rezepten problemlos und preiswert zu bekommen. „Meine Gerichte müssen gesund und lecker sowie binnen 30 Minuten zuzubereiten sein. Und sie müssen natürlich satt machen“, betont Flohr, während er mit sicheren Handgriffen wie ein Profi-Koch in seiner heimischen Küche wirbelt, in der seine Frau Jana schon längst nichts mehr zu sagen hat. Sein Logo besteht aus einem Hammer und einem Löffel, die sich kreuzen - Hinweis auf seine zwei Leidenschaften und den Spagat, den der 38-Jährige täglich zwischen Handwerk und Hobby hinlegen muss. Denn die vegane Ernährung nimmt immer mehr Zeit in Anspruch.

Flohr hat viele Ideen, will ein Modul „veganes Kochen“ für die Ausbildung zum Koch entwickeln, stellt Menüs für vegane Restaurants zusammen, von denen es mittlerweile laut ProVeg 50 deutschlandweit gibt. Und er hat eine Mission: „Die pflanzliche Küche ist lecker und eine simple Sache, obwohl sie nicht nur aus Gras und Salat besteht.“