Verblasste Sorgen: Gute Apfelernte am Bodensee
Lindau (dpa) - Das nasskalte Frühjahr und die lange Trockenperiode im Sommer haben den Obstbauern am Bodensee zeitweise Sorgen bereitet. Doch am Ende entwickelten sich die Äpfel besser als erwartet.
Die Erntehelfer am Bodensee sind tapfer: Auch bei strömendem Regen gehen sie dieser Tage auf den Apfelplantagen ihrer Arbeit nach und pflücken das nasse Obst von den Bäumen. „Wir haben keine Wahl. Die Sorten, die reif sind, müssen jetzt runter“, sagt der Lindauer Obstbauer Helmut Jäger und blickt in eine mit rotbackigen Früchten gefüllte Holzkiste. Trockenes, warmes Wetter wäre ihm während der Erntezeit allerdings lieber. „Bei Kälte und Nässe ist die Oberflächenspannung der Äpfel größer. Dann muss man bei der Ernte besonders behutsam mit ihnen umgehen, damit sie keine Druckstellen bekommen.“
Für die Obstbauern war das Apfeljahr 2013 durch die Wetterextreme „ein spannendes Jahr“, sagt Jäger. Durch das nasskalte Frühjahr habe die Vegetation mit großer Verzögerung begonnen. Im Juni richteten Hagel und Unwetter auf einigen Betrieben im Lindauer Raum große Schäden an. Dann kam die Sommerhitze mit langer Trockenperiode. „Zum Glück hat es rechtzeitig geregnet. Danach sind die Früchte explosionsartig gewachsen“, sagt der Vorsitzende der Obstregion Bodensee und Vorstand des Bayerischen Erwerbsobstbauverbandes.
Die Apfelernte am Bodensee hat drei Wochen später begonnen und sie fällt etwa 20 Prozent geringer aus als im Rekordjahr 2012. Der zu erwartende Ertrag von 220 000 Tonnen reiche allerdings fast an den langjährigen Durchschnitt heran, hieß zur Eröffnung der Bodensee-Apfelsaison am Mittwoch (18.09.).
Der Bodenseeraum ist in Bayern und Baden-Württemberg das größte Apfelanbaugebiet und bundesweit das zweitgrößte nach dem Alten Land bei Hamburg. Auf 7000 Hektar wirtschaften hier rund 1400 Obstbauern.
Nach Angaben des Bayerischen Bauernverbands (BBV) ist der Apfel nach wie vor das Lieblingsobst der Deutschen: Mit durchschnittlich 26 Kilogramm pro Kopf führt er die Verzehrliste an. Als Gründe nennt der Verband die Vielfalt der Sorten, die ganzjährige Verfügbarkeit und der hohe Gesundheitswert. „Zuerst hatte man Angst, dass die Äpfel in diesem Jahr klein bleiben. Aber sie sind sehr schön und schmecken wunderbar“, sagt Theo Däxl, Obst-Experte beim BBV.
Auf dem Lindauer Obsthof Jäger werden auf 13 Hektar Äpfel angebaut. Ende Juli beginnt die Ernte der frühen Sorten wie Discovery. In diesen Tagen ist der Elstar an der Reihe, danach folgen Gala und Boskop. Bis Ende Oktober kommen noch Jonagold, Braeburn, Fuji und viele andere Sorten von den Bäumen. Die meisten Sorten werden in drei Etappen geerntet. Wie Jäger sagt, können dadurch Äpfel, die weiter innen am Baum wachsen, noch ein paar Tage länger Sonne tanken. Schon bei der Ernte wird das Obst vorsortiert. Äpfel mit Schönheitsfehlern werden später zu Most oder Schnaps verarbeitet.
Zwölf Apfelsorten hat Jäger im Sortiment. Zehn werden über einen Obstgroßmarkt verkauft. Zusätzlich bietet der Obstbauer seine Ware im eigenen Hofladen und auf Märkten an. „Die Auswahl an Apfelsorten ist so groß, weil die Geschmäcker so verschieden sind. Junge Leute mögen überwiegend süße, saftige und harte Äpfel. Älteren Leuten sind die sauren und nicht ganz so harten Sorten lieber.“ Jäger selbst isst am liebsten die Rubinette. Aber auch alle anderen Sorten schmecken ihm so gut, dass er zwei bis drei Äpfel pro Tag isst. „Andere mögen Hamburger, ich liebe Äpfel.“