Verständigungsprobleme oft durch Unaufmerksamkeit
Berlin (dpa/tmn) - Verständigungsprobleme in Beziehungen führen die Partner am ehesten auf mangelnde Aufmerksamkeit füreinander zurück. Das hat eine repräsentative Umfrage ergeben, die der Bundesverband der Hörgeräte-Industrie in Berlin vorgestellt hat.
Demnach vermuten 52 Prozent derjenigen, die sich oft wiederholen müssen, dass der andere einfach unachtsam ist. Nur ein Viertel nimmt an, dass ein schlechtes Hörvermögen des Partners Ursache sein könnte. Ähnlich viele (23 Prozent) vermuten, dass sie selbst eventuell zu undeutlich gesprochen haben und daher nicht unmittelbar verstanden werden.
Je älter die Befragten sind, desto eher rechnen sie damit, dass die Verständigungsprobleme auf einer Hörschwäche ihres Partners beruhen. Außerdem tippen mehr Frauen (28 Prozent) als Männer (23 Prozent) auf diese Ursache. Insgesamt gaben 68 Prozent der 1000 zufällig ausgewählten Teilnehmer an, dass sie in ihrer Partnerschaft häufiger oder ab und zu derartige Verständigungsprobleme haben.
Grundsätzlich nimmt das Hörvermögen mit dem Alter ab. Allerdings verschlechtere es sich bei Frauen „erheblich später“ als bei Männern, sagte Prof. Eckhard Hoffmann vom Bereich Augenoptik und Hörakustik der Hochschule Aalen in Baden-Württemberg. In einer repräsentativen Querschnittsstudie zur Hörfähigkeit der Deutschen hat er herausgefunden, dass im Mittel ein 55-jähriger Mann so schlecht hört wie eine 70-jährige Frau. Der Unterschied beim Hörverlust zwischen den Geschlechtern betrage im Alter von 70 Jahren 20 Dezibel (dB). „Das könnte ein Grund für Verständigungsprobleme sein“, sagte Hoffmann in Berlin.
Nicht bestätigt hat sich in Hoffmanns Studie die Annahme, dass Hörstörungen in unterschiedlichen Altersgruppen generell zunehmen, zum Beispiel bei Jüngeren aufgrund von immer höheren Lärmbelastungen in der Freizeit. „Das trifft definitiv nicht zu“, erklärte Hoffmann. Aufgrund der demografischen Entwicklung einer immer älter werdenden Gesellschaft sei aber davon auszugehen, dass es immer mehr Menschen mit Altersschwerhörigkeit geben wird.
Nach Angaben von Hans-Peter Bursig, Vorstandschef des Hörgeräte-Verbandes, haben 13 Prozent der Bevölkerung ein vermindertes Hörvermögen. Das entspricht etwa 10 Millionen Menschen. Allerdings nutzen nur 3,3 Millionen ein Hörgerät, und das im Durchschnitt 7,7 Stunden pro Tag und 3,4 Jahre pro Gerät. Bis sich Betroffene aber für die Hörhilfe entscheiden, dauert es laut Bursig 7 bis 12 Jahre. Das ist Hoffmann zufolge problematisch. Je früher bei Hörproblemen eingegriffen werde, desto besser. Im Berufsleben könne es zum Beispiel sonst zu massivem Stress und Konzentrationsproblemen kommen.