Vogelgrippe: Wildgänse könnten verantwortlich sein
Insel Riems (dpa) - Nach den Ausbrüchen der Vogelgrippe in drei Betrieben in Deutschland, Niederlanden und Großbritannien suchen Experten mit Hochdruck nach den Ursachen.
Wildvögel könnten möglicherweise den Erreger eingeschleppt haben, sagte der Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI), Thomas Mettenleiter, am Montag der Deutschen Presse-Agentur.
Die Betriebe lägen auf Zugrouten von Wildgänsen, die von Deutschland nach den Niederlanden weitergezogen seien. „Das würde passen mit dem Ausbruch in den Niederlanden.“ Zudem gebe es eine andere Zugroute, die von Island über Großbritannien zu den Benelux-Staaten führt. „Das würde passen mit dem Ausbruch in Großbritannien.“
In Heinrichswalde in Mecklenburg-Vorpommern und im niederländischen Hekendorp konnten Experten den Subtyp H5N8 nachweisen, der zuvor nur in Asien vorkam. In Großbritannien sprachen Indizien für diesen Subtyp, eine Bestätigung stand aber zunächst noch aus.
Nachweise des H5N8-Erregers in europäischen Wildvogelbeständen hat es laut FLI allerdings noch nicht gegeben. Bislang ist der Erreger nur bei asiatischen Wildvögeln dokumentiert.
Nach Erkenntnissen des FLI, des Bundesforschungsinstituts für Tiergesundheit, gibt es keine direkten Kontakte zwischen den Betrieben. Es gebe auch keine Hinweise auf eine gemeinsame Quelle wie Futtermittel, sagte Mettenleiter. Mit den Kollegen in den Niederlanden und Großbritannien stünde man im Austausch. Am FLI ist das Nationale Referenzzentrum für aviäre Influenza angesiedelt.
Schon 2006 hatte sich die auch für den Menschen gefährliche Vogelgrippe H5N1 über Wildvögel in Europa ausgebreitet. Nutzgeflügel musste über Wochen in den Stall. „Wir haben eine Situation, die uns daran erinnert, was wir 2006 bei H5N1 erlebt haben“, zog Mettenleiter Parallelen. An dem Erreger H5N1, der ebenfalls seinen Ursprung in Asien hatte, steckten sich weltweit seit 2003 auch weit über 600 Menschen an; zahlreiche Infizierte starben. Für den H5N8-Erreger ist eine Übertragung auf den Menschen noch nicht beobachtet worden.
Der Präsident des Bundesforschungsinstituts appellierte an die Geflügelhalter, die geltenden Biosicherheitsmaßnahmen für ihre Bestände konsequent umzusetzen. Nur ein enger Personenkreis sollte die Ställe betreten, Halter sollten Seuchenmatten auslegen. „Jede Minimierung des Kontaktes reduziert die Gefahr eines Eintrages durch Wildvögel“, sagte der Experte.
Eine Stallpflicht für deutsches Nutzgeflügel hält der Experte derzeit nicht für erforderlich. „Wenn es sich bestätigt, dass es Wildgänse sind, dann würde ein Aufstallungsgebot derzeit nichts bringen, da die Vögel inzwischen weitergezogen sind“, sagte er.
In dem betroffenen Betrieb in Heinrichswalde mussten Anfang November rund 31 000 Mastputen getötet werden, nachdem dort plötzlich rund 2000 Tiere verendet waren. Vorsorglich wurden auch 1000 Hühner, Enten und Gänse von Kleinsthaltern in der Umgebung des Betriebes getötet. Dort gelten auch jetzt noch die verhängten Sicherheitsmaßnahmen.
In einem Umkreis von 50 Kilometer und in Küstenregionen müssen die Tiere im Stall bleiben. Auch der drei Kilometer große Sperrbezirk und die zehn Kilometer große Beobachtungszone bestünden weiter. Eine Aufhebung der Sperrzonen sei nach ganz vorsichtigen Annahmen frühestens Mitte Dezember möglich, sagte ein Sprecher des Landkreises. In dem betroffenen Mastbetrieb ist die Grobreinigung und Desinfektion am 10. November abgeschlossen worden.
Auch dort geht die Suche nach den Ursachen weiter. Der Betrieb liegt nahe am Galenbecker See, einem Rastgebiet für Wildgänse. Der Erreger könnte möglicherweise, so Mettenleiter, durch eventuell von Wildvögeln kontaminiertes Einstreumaterial oder Spuren an Kleidung, Schuhen oder Fahrzeugen eingeschleppt worden sein.