Von der Leyen sucht Bundeswehr-Freiwillige für Ebola-Einsatz
Berlin/Genf/Freetown (dpa) - Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) will Freiwillige aus den Reihen der Bundeswehr für den Kampf gegen Ebola mobilisieren. Sie bat Ärzte und Pfleger, aber auch Techniker und Logistiker aus der Truppe, sich in Westafrika am Kampf gegen die Seuche zu beteiligen.
„Zusehends gefährdet die Epidemie nicht nur die Sicherheit und Stabilität Westafrikas, sondern nimmt eine globale Dimension an“, schrieb sie in einem sogenannten Tagesbefehl. Für einen Einsatz gegen eine Seuche wie Ebola gebe es keine festen Einheiten in der Truppe, sagte von der Leyens Sprecher Jens Flosdorff. „Das gehört nicht zum Aufgabenspektrum der Bundeswehr.“ Deswegen setze die Ministerin auf Freiwilligkeit.
Den Helfern sicherte von der Leyen einen speziellen Lehrgang, ausreichende medizinische Vorsorge, einen finanziellen Zuschlag und eine klare zeitliche Befristung des Einsatzes zu. Außerdem soll im Ernstfall ein schneller Krankentransport sichergestellt sein. In der Nacht auf Montag flog die spanische Regierung erneut einen mit Ebola infizierten Spanier aus Westafrika nach Spanien. Der Zustand des 69-jährigen Priesters sei sehr ernst, teilte die Madrider Gesundheitsbehörde mit.
Die Bundeswehr plant zusammen mit der französischen Luftwaffe eine Luftbrücke nach Liberia, Guinea und Sierra Leone. Dafür sollen 100 deutsche Soldaten in der senegalesischen Hauptstadt Dakar stationiert werden. Zwei Transall-Transportmaschinen sollen täglich bis zu 100 Tonnen Hilfsgüter in das Krisengebiet bringen.
Zudem will die Bundeswehr mit dem Deutschen Roten Kreuz und dem Technischen Hilfswerk ein Feldlazarett mit 300 Betten in der liberianischen Hauptstadt Monrovia aufbauen. Bisher fehlt dafür aber noch Personal. Eine Stationierung von Soldaten und Zivilisten der Bundeswehr selbst war bisher nicht vorgesehen.
In Sierra Leone durften die Menschen nach einer dreitätigen Ausgangssperre wieder aus ihren Häusern. Die Behörden des Landes werteten die Aktion, die von Freitag bis Sonntag stattfand, als Erfolg im Kampf gegen die Epidemie. Fast 30 000 Gesundheitsarbeiter waren während der Ausgangssperre unterwegs, um die Bevölkerung über das Virus aufzuklären und mögliche Ebola-Kranke ausfindig zu machen. Zudem verteilten die Helfer rund 1,5 Millionen Stück Seife.
Den Teams sei es gelungen, über 60 Ebola-Tote zu begraben, sagte ein Sprecher der Gesundheitsbehörde. Es gab jedoch auch Kritik. Die Aktion sei zu spät erfolgt und nicht die richtige Antwort auf die derzeitige Situation, bemängelte der deutsche Salesianerbruder Lothar Wagner, der in Sierra Leone arbeitet. „Wir brauchen so schnell wie möglich mindestens 5000 Betten für Ebola-Infizierte, mehr Labore, die sofort Ebola-Tests durchführen können und natürlich dazu entsprechendes Fachpersonal.“ Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) bemängelte im Vorfeld, dass ohne Platz zur Untersuchung und Behandlung von Verdachtsfällen das Vorhaben sinnlos sei.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte vor generellen Flug- und Reiseverbote in die von Ebola betroffenen Länder. Sie hätten nachteilige wirtschaftliche Folgen und führten letztlich dazu, dass der Kampf gegen die Seuche behindert werde. Die WHO hat nach jüngsten Daten in Westafrika bis 18. September 5762 Ebola-Patienten registriert, 2793 davon waren gestorben. Die Dunkelziffer liegt vermutlich wesentlich höher.