Wohin mit alten Arzneien?

Am besten gibt man Tabletten beim Schadstoffmobil ab. Die Pillen sollten nicht in der Toilette heruntergespült werden.

Düsseldorf. Die Deutschen sind ein Volk von Mülltrennern. Auch vor Arzneimitteln und ihren Verpackungen machen sie dabei nicht halt. So sortiert mancher die Pappschachtel vom Hustensaft in die Papiertonne und will die Glasflasche in den Glascontainer werfen. Da dort nur leere Flaschen hinein dürfen, stellt sich die Frage: Wohin mit dem alten Saft? Bloß nicht in die Toilette oder das Waschbecken kippen, warnen Experten. Denn auf diese Weise entsorgte Arzneimittel gelangen ins Abwasser, dann in die Umwelt und schaden auf lange Sicht so auch der eigenen Gesundheit.

"Der sicherste Weg ist die Entsorgung über die Apotheke", sagt Riccardo Amato vom Umweltbundesamt (UBA) in Dessau. Nur dann sei gewährleistet, dass die in den Medikamenten enthaltenen aktiven Substanzen vollständig verbrannt und damit unschädlich gemacht werden.

Eine vom Bundesforschungsministerium geförderte Studie des Instituts für sozial-ökologische Forschung ergab allerdings, dass 2006 jeder siebte Bundesbürger seine nicht mehr benötigten Tabletten zumindest gelegentlich über die Toilette entsorgt. Flüssige Arzneimittel schütte sogar jeder Zweite ab. So würden jedes Jahr einige hundert Tonnen Medikamente unsachgemäß entsorgt.

Dass Arzneimittelrückstände überhaupt in die Umwelt gelangen, lässt sich zwar nicht grundsätzlich verhindern. Denn das ist vielmehr ein ungewollter Effekt auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch, sprich bei der Einnahme: Der menschliche Körper verstoffwechselt die Wirkstoffe eines Arzneimittels nicht komplett, sondern gibt einen Teil über den Urin wieder ab.

Um die Umwelt nicht zusätzlich unnötig zu belasten, gehören Arzneimittel also nicht in den Abfluss. Doch nicht immer haben Verbraucher bei der Rückgabe in der Apotheke Erfolg. "Es gibt keine Pflicht des Apothekers, Medikamente zurückzunehmen", erklärt Ursula Sellerberg von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA).

Vielmehr handele es sich um einen zusätzlichen Service - den seit einem guten Jahr längst nicht mehr alle Apotheker anbieten. Bis dahin waren sie an ein kostenloses Entsorgungssystem der Pharmaindustrie angeschlossen, das aufgrund einer neuen EU-Verpackungsverordnung aufgekündigt werden musste. Eine gute Möglichkeit ist die Abgabe bei Schadstoffmobilen oder Sammelstellen.

Grundsätzlich rechtlich in Ordnung ist aber auch die private Entsorgung über den Hausmüll - "in haushaltsüblichen Mengen", wie Amato sagt. Aber weder das UBA noch Verbraucherschützer halten das für einen guten Weg. Denn zum einen werde nicht überall in Deutschland Restmüll immer garantiert verbrannt, erläutert die Verbraucherzentrale NRW. Das könne dazu führen, dass über Deponien durch Versickern doch Wirkstoffe in die Umwelt gelangen. Zum anderen bestehe die Gefahr, dass unbefugte Dritte - Kinder etwa - an die in die Tonne geworfenen Arzneien gelangen und ihre Gesundheit gefährden.

Die Verbraucherschützer empfehlen deshalb - wenn es keinen anderen Entsorgungspunkt in der Nähe gibt -, alte Medikamente nicht obenauf in der Restmülltonne liegen zu lassen, sondern mit dem sonstigen Abfall zu mischen.