Zucker fördert die Tumorbildung
Ernährung: Der Biologe Johannes Coy hat herausgefunden, dass kohlehydratarme Kost den Krebs stoppt.
Düsseldorf. Es klingt wie eine Sensation: Wer sich richtig ernährt, sprich wenig Kohlehydrate zu sich nimmt, kann dem Wachstum von Krebstumoren eindämmen, gar den Krebs besiegen. Das behauptet zumindest der Tumorbiologe Johannes Coy aus Darmstadt. Er hat eine längst vergessene Theorie von Nobelpreisträger Otto Warburg weiterentwickelt. Schon 1924 hatte der Wissenschaftler festgestellt, dass bestimmte Krebszellen ihre Energie durch Glukose-Vergärung gewinnen. Coy fand jetzt zusätzlich heraus, dass ein bestimmter Eiweißstoff, das Enzym Transsketolase (TKTL1) für diese Vergärung sorgt. Es wird vor allem von aggressiven Krebszellen gebildet. Je mehr TKTL1 desto mehr Zucker wird zu Milchsäure vergoren und desto agressiver wird die Tumorzelle. Die Milchsäure greift das umliegende Gewebe an und sorgt so dafür, dass sich Tochtergeschwülste ausbreiten können.
"Hat der Krebs also schon gestreut, dann hilft in diesem Fall, sprich wenn das Enzym im Tumor nachgewiesen wurde, keine Chemotherapie", so Coy. Das gelte für alle Krebsarten. Bislang seien in solchen Fällen die Heilungschancen sehr gering. "Doch mit einer kohlehydratfreien Diät können die Patienten den Krebs buchstäblich aushungern", sagt der Wissenschaftler. Denn wenn die Zellen keinen Zucker bekämen, können sie sich nicht weiter vermehren. Dass seine Ernährungsform erfolgreich ist, hat er bislang durch Tierversuche belegt. "Zudem gibt es mittlerweile Kranke, deren Überlebenschancen sich durch die Diät verbessert haben. Derzeit läuft eine umfassende Studie an der Uni Würzburg, bzw. der dort ansässigen Frauenklinik an.
Beim deutschen Krebsinformationsdienst reagiert man zurückhaltend auf Coys Ergebnisse. Zwar bestätigt man, dass die Suche nach Enzymen wie dem TKTL1 zur Abschätzung des Verhaltens vor Tumorzellen und zur Therapiekontrolle eine große Rolle spielt. Bisher sei aber diese Forschung noch in den Kinderschuhen. Im jetzigen Stadium könne man die Ergebnisse nicht auf die Patienten übertragen.
Auch Professor Mathias Freund von der Gesellschaft Hämatologie und Onkologie äußert sich zurückhaltend. Zwar bestätigt er, dass auch andere Studien zu demselben Ergebnis gelangt sind und die Entwicklung eines Medikamentes zur Hemmung des Enzyms sinnvoll ist. Jedoch könne man aus diesen Befunden nicht den Schluss ziehen, dass eine zuckerarme Diät die Tumorbildung eindämmt. "Das ist reine Spekulation", so der Mediziner.
System Die Diät basiert auf hochwertigem Eiweiß und Fett in Form von Fleisch von Tieren, die auf Weiden aufwachsen, Fisch und Ölen. Zudem sollte man viel Gemüse essen. Meiden sollte man kohlehydratreichen Nahrungsmittel, wie Brot, Nudeln, Reis, Kartoffeln und Zucker.
Essbar Es können fast alle Fleischsorten gegessen werden, auch Wild, ebenso können fast alle einheimische Fische und Schalentiere verzehrt werden. Zudem darf jegliches Geflügel zu sich genommen werden. Bei Wurstwaren beschränkt sich die Auswahl auf rohen und gekochten Schinken und Salami. Alle Gemüsesorten sind nutzbar, gleiches gilt für Salat. Außerdem kann man auf Sahne, Quark, Schmand und Buttermilch zugreifen. Folgende Fette darf man essen: Butter, Leinöl, Rapsöl, Hanföl, Tierische Fette. Auch fast alle Käsesorten wie Gouda, Ziegenkäse, Camembert, Schafskäse kann man essen.
Einschränkung Erdbeeren, Heidelbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren und Stachelbeeren dürfen nur verzehrt werden, wenn man an anderer Stelle auf Kohlehydrate verzichtet.
Weglassen Auf folgende Nahrungsmittel sollte man besser verzichten: Melonen, Trauben, Kiwi, Ananas, Rote Beete, Mango, Papaya, Grape Fruit, Karotten, Mandarinen, Pfirsiche, Äpfel, Pflaumen, Aprikosen, Orangen.
Tabu-Lebensmittel Bananen, Weiße Bohnen, Brezeln, Brötchen, Brot, Buchweizen, Chips, Datteln, Erbsen, Feigen, Fertiggerichte, Gebäck, Getreideprodukte, Honig, Kartoffeln, Kuchen, Marmelade, Mehlspeisen, Nudeln, Reis, Rosinen, Salzstangen, Schokolade, Sirup, angedickte Soßen, Süßigkeiten, Zucker.
Getränke Auf Bier sollte man verzichten. Rotwein dagegen ist wegen der sekundären Pflanzenstoffe sogar positiv zu bewerten.