Zum Steak passt auch Wasser - Wenn es viele Mineralien enthält
Riegelsberg (dpa/tmn) - Wer Wasser trinkt, gilt als gesundheitsbewusst. Immer häufiger ist es ein Lifestyle-Produkt: Es gibt Restaurants, die mehr als 50 Sorten auf der Getränkekarte haben. Ein Wassersommelier gibt Tipps, welches Wasser wozu am besten passt.
Zu Bratwurst und Grillfleisch passen nur Bier und Wein? Von wegen: Auch ein gutes Wasser kann zum kräftig gewürzten Steak durchaus schmecken. „Zum Grillen würde ich ein sehr mineralisches Wasser mit mindestens 1000 Milligramm pro Liter an Mineralstoffen empfehlen“, sagt Armin Schönenberger. „Gut wäre es, wenn Magnesium und Kalzium dabei in einem ausgewogenen Verhältnis stünden“, erklärt der Wassersommelier aus Riegelsberg bei Saarbrücken.
Der Mittvierziger weiß, wovon er spricht: Er ist einer von derzeit 60 zertifizierten Wassersommeliers in Deutschland - und der bisher einzige aus dem Saarland. „Wasser ist heute ein Trendprodukt. Süßgetränke, Kaffee oder Bier haben die Menschen schon immer viel getrunken. Durch das neue Gesundheitsbewusstsein erlebt Wasser jedoch eine Renaissance.“ Während der Deutsche 1970 im Durchschnitt 12,5 Liter Mineralwasser pro Jahr getrunken habe, seien es im vergangenen Jahr 140 Liter gewesen.
Sommeliers bedienen diesen Trend und profitieren davon, dass Wasser auch zu einem repräsentativen Lifestyle-Produkt geworden ist. Wie ihre Kollegen aus dem Weinsektor beraten sie vor allem die Gäste in der neudeutsch sogenannten Fine-Dining-Gastronomie. Denn Wasser ist nicht gleich Wasser: Manche Spitzenrestaurants in Deutschland bieten bis zu 50 verschiedene Sorten an.
Während Schönenberger zu einem deftigen Essen wie Sauerbraten ein natriumhaltiges Wasser empfiehlt, eigne sich zu einem zarten Fisch mit gedünstetem Gemüse ein „eher begleitendes, das heißt niedrig mineralisiertes Wasser“. Zudem passten Produkte mit viel Natrium, die also salzig schmecken, besonders gut nach dem Sport. Zu einem kräftigen, im Barriquefass gereiften Wein oder einem Kaffee sei aber ein stilles Wasser mit wenig bis keinen Mineralien ratsam. „Der starke Geschmack des Kaffees sollte nicht durch ein mineralisches Wasser übertüncht werden“, betont Schönenberger.
Im Unterschied zu den meisten seiner Kollegen arbeitet der Sommelier nicht in einem Restaurant, sondern berät Gastronomen und den Getränkegroßhandel. Mit mancherlei schicken Modewässern für Menschen mit großem Geldbeutel kann er nicht viel anfangen. So kommt das Bling H2O aus dem amerikanischen Tennessee mit einem Flaschenpreis von 100 Euro als derzeit teuerstes Wasser daher. Es gibt auch norwegisches Gletscherwasser oder Regenwasser aus Tasmanien. „Dafür können Sie mich nicht begeistern“, sagt Schönenberger. Beim Bling H2O sei zwar der schöne Flakon etwas Besonderes, nicht aber die Qualität des Inhalts.
Als Vertriebsleiter eines saarländischen Getränkehändlers schwört Schönenberger jedoch auf regionale Produkte. „In Europa ist die Qualität und Vielfalt der Mineralwässer nirgendwo so hoch wie in Deutschland“, sagt Schönenberger. Zudem sei der CO2-Abdruck eines aus Italien oder Übersee importierten Getränks wesentlich ungünstiger als bei heimischen.
„In Deutschland nimmt man oftmals Trends aus dem Ausland auf, ohne sich auf regionale Spezialitäten zu konzentrieren“, kritisiert Schönenberger. „Ein gutes Wasser ist doch gleichzeitig auch die Visitenkarte einer Region.“