Handy: Renaissance alter Spiele

Der Markt mit Handy-Spielen wächst stetig. Besonders beliebt sind Tetris und Pacman.

Düsseldorf. Der kleine Knilch legt den Pixel-Klumpen vor eine Wand, bewegt sich fort - und der Klumpen explodiert. Diese Sprengung findet statt auf dem sonderbriefmarken-kleinen Sichtfeld des Sony-Ericsson-Handys S500i.

Bomberman heißt der Knilch, und genauso heißt das Spiel, das zu den beliebtesten Handy-Spielen gehört. Der Titel der Disney Mobile Studios zeigt eindrucksvoll, dass das Schiebe-Gerät für eine Form der Unterhaltung taugt, die sich als Nummer 5 hinter den Handy-Funktionen Telefonieren, Simsen, Fotografieren und Musik-Hören etabliert.

"Bomberman" ist kein neues Spiel: Vor 25 Jahren sprengte der Bombenleger zum ersten Mal Mauern in die Luft. Doch die Spiele-Klassiker - neben "Bomberman" vor allem "Tetris", "Pac-Man" und "Frogger" - erleben seit Jahren ein Comeback auf Mobiltelefonen. "Tetris" galt jahrelang als das beliebteste Handyspiel - neben "Snake", das bereits 1997 auf Nokias 6110 lief. Zu "Snake" haben sich andere, aufwändigere Spiele gesellt.

Der Handyspiele-Markt wächst "von Jahr zu Jahr um rund 20 Prozent", sagt Tim Harrison gegenüber dem Autor. Harrison ist europäischer Marketing-Chef der EA-Handyspiel-Abteilung.

"Handyspiele sind zu einem Massenmarkt-Phänomen geworden", sagt Harrison, "allein im vergangenen Jahr wurden europaweit 100 Millionen Titel herunter geladen". Laut dem Branchenverband Bitkom soll der Markt im Jahr 2006 eine Umsatz-Größe von rund sechs Milliarden Euro besessen haben. Und: Derzeit gibt es etwa zwei Milliarden Handys weltweit, also etwa 30 Mal mehr Handys als Nintendo-DS-Geräte.

Dabei profitieren vor allem die Mobilfunk-Anbieter vom Boom, über ihre Download-Portale kaufen Kunden für wenige Euro die gewünschten Titel. Ein Teil des Gewinns fließt zurück zu den Herstellern, und das sind zunehmend große Spiele-Firmen, die eigene Mobil-Abteilungen aufbauen.

Electronic Arts (EA) ist mit einem Marktanteil von rund 25 Prozent der größte Handyspiele-Hersteller, daneben spielen Ubisoft, THQ, Vivendi und Konami eine Rolle. Große Lizenz-Serien wie "Fifa", "The Simpsons" und "Die Sims" finden ihren Weg auf die Handys der Deutschen, und der aktuelle Wii-Titel "Boom Blox" ist in einer Handy-Version verfügbar.

Jenseits des EA-Angebots gibt es "Assassin’s Creed" und "Metal Gear Solid", "Silent Hill" und "Prince of Persia". Ubisoft kaufte im Mai ein indisches Studio, das neben Spielen für DS vor allem Handygames entwickelt.

Am beliebtesten sind jedoch Spiele, die sich ohne großen Aufwand starten und wenige Minuten lang spielen lassen. "Unsere Recherchen haben ergeben, dass der Frauenanteil der N-Gage-Nutzer nur geringfügig kleiner ist als der Männeranteil", sagt Nokias Unternehmenssprecherin Kristina Bohlmann. "Frauen sind vorrangig an Puzzle- und Geschicklichkeitsspielen interessiert", sagt sie.

"Die Zielgruppe, die wir mit unserer mobilen Plattform N-Gage ansprechen, ist im Vergleich mit anderen Gaming-Angeboten besonders breit." Mit dem N-Gage ist Nokia ein Vorreiter des Handyspielens, doch das Konzept hat sich gewandelt: "Nutzer können sich zu weltweiten oder lokalen Communitys zusammenschließen und gegeneinander spielen", sagt Bohlmann. I

m Hinblick auf die Nintendo-Geräte DS und die Wii fügt Bohlmann hinzu: "Künftig werden unterschiedliche Mobiltelefon-Features wie Bewegungssensor, Kamera oder GPS-Funktionalität eine wichtige Rolle spielen." EA-Mann Harrison verknüpft die beiden Märkte: "Handyspiele und das Wii-Angebot führen mehr und mehr Frauen ans Spielen heran."

Mainstream-Handys wie das U8360 von LG oder das E680 von Motorola etablieren sich als Spielplattformen. Als perfektes Spiel-Handy gilt auch das iPhone. Hersteller Apple war in den 1980er Jahren wegen seines Apple II beliebt bei Spielern, zog sich dann jedoch zurück aus dem Spiele-Markt.

Jetzt gibt Apple Spiele-Herstellern mit der neuen Entwickler-Plattform ein Werkzeug in die Hand, mit dem sie rasch und effektiv Spiele produzieren können. EA-Mann Tim Harrison freut sich über Apples Engagement: "Das N95 und Apples iPhone sind ein deutliches Zeichen dafür, wo die Zukunft des Mobilspiel-Marktes liegt.