Anschlussfinanzierung: Chance für bessere Zinsen
Hannover/Berlin (dpa/tmn) - Kredite für ein Haus oder die eigene Wohnung haben meist eine feste Laufzeit. Wenn diese endet, sollten Verbraucher die Augen offen halten: Oft lassen sich für die Anschlussfinanzierung bessere Konditionen finden.
Für den Traum von den eigenen vier Wänden müssen sich Verbraucher meist verschulden. In der Regel bringen Immobilienkäufer nur einen Teil des Kaufpreises selbst mit, der Rest kommt als Kredit von der Bank. Für diese Darlehen werden feste Laufzeiten vereinbart, in denen der zu zahlenden Zins nicht verändert wird.
Üblich sei eine Laufzeit von zehn Jahren, sagt Frank Tammen vom Verein Wohnen im Eigenheim in Hannover. Doch die wenigsten Kreditnehmer zahlen innerhalb dieser Zeit ihre ganze Schuld wieder ab: „Die meisten brauchen wohl zwei oder drei Darlehen.“ Für Kunden bietet das die Chance, die Konditionen zu optimieren.
„Das Ende des Vertrages ebnet den Weg für unbegrenzte Sondertilgungen“, erklärt Tammen. Wer es sich leisten kann, sollte die Möglichkeit nutzen, die Restschuld zu reduzieren und damit die Rückzahlung zu beschleunigen. „Umgekehrt wird jemand, der eine Sanierung in Angriff nehmen möchte, die Kreditsumme vielleicht erhöhen.“
Geändert werden kann auch die monatliche Rate. „Ich würde aber nicht empfehlen, die Rate zu reduzieren“, sagt Stephan Mietke vom Bundesverband deutscher Banken in Berlin. Immerhin enthält die Rate eines Kreditnehmers, der bereits einige Jahre abgezahlt hat, heute einen deutlich höheren Tilgungsanteil als zum Zeitpunkt des Erstvertragsbeginns. Und: Wenn der Zinssatz der Anschlussfinanzierung günstiger ist als bei der Erstfinanzierung, kann die Zinsersparnis direkt in eine höhere Tilgung investiert werden.
Schließlich geht es um die Laufzeit des neuen Darlehens. „Angesichts des aktuellen Zinsniveaus macht eine längere Festlegung natürlich Sinn“, erklärt Tammen. „Eine andere Überlegung ist: Wann werde ich schuldenfrei? Daran kann man dann die Zinsbindung orientieren.“
Natürlich ist der Verbleib bei der bisherigen Bank für den Kunden der einfachste Weg. „Ein Anschlussvertrag spart Zeit und Geld, vor allem weil keine Übertragung der Grundschuld notwendig ist“, erklärt Susanne Götz von der Verbraucherzentrale Bayern in München. Doch nicht immer biete die eigene Bank auch die besten Konditionen. „Nicht selten stellt sich heraus, dass Weiterführungsangebote dem Marktvergleich nicht Stand halten“, ist die Beobachtung von Peter Breitfeld, Berater für Immobilienfinanzierung im Bauherren-Schutzbund (BSB) in Berlin.
Deshalb sollten Kunden sich auf die Verhandlungen mit dem bisherigen Geldgeber gut vorbereiten, rät Götz. Ihr Tipp: Bei Verbraucherportalen im Internet über die Konditionen anderer Banken informieren. Ist das Angebot der eigenen Bank nicht gut, sollten Verbraucher vor der Kündigung des Vertrages keine Angst haben, empfehlen die Experten. „Selbst bei ein paar Zehntel Prozentpunkten Unterschied kann sich der Wechsel lohnen - gerade bei langen Laufzeiten“, sagt Bankexperte Mietke.
Der Wechsel von Bank zu Bank ist unproblematisch: Wie bei einer Erstfinanzierung erhält der neue Kreditgeber vom Antragsteller die Objektunterlagen, Informationen zum Einkommen und über die persönlichen Verhältnisse. „Den bestehenden Vertrag kündigt man natürlich erst, wenn der Darlehensvertrag mit der neuen Bank in trockenen Tüchern ist“, betont BSB-Berater Breitfeld. „Die übernimmt dann in der Regel einen Ablöseauftrag und setzt sich mit dem bisherigen Kreditgeber in Verbindung.“ Für den Kreditnehmer ist die Abtretung der Forderung von der alten an die neue Bank wesentlich günstiger als die Löschung und der Neueintrag der Grundschuld.