Bahn für Bahn - Tapetenwechsel selbst gemacht
Düsseldorf (dpa/tmn) - Den Tapetenwechsel kann auch ein wenig geübter Heimwerker selbst schaffen. Voraussetzung sind Geduld - und ein paar Tricks, die Frusterlebnisse verhindern.
Für den Heimwerker ist es ein Alptraum: Verzweifelt steht er auf der Leiter mit einer eingekleisterten Tapetenbahn und verheddert sich immer mehr darin. Und wenn die Bahn dann doch irgendwie an der Wand hängt, fällt sie kurz darauf wieder ab. Doch solches Misslingen muss nicht sein - gerade die neuen Vliestapeten erleichtern die Arbeit.
Fürs Tapezieren einer Vliestapete ist ein spezieller Kleister nötig. „Dieser wird - im Gegensatz zum herkömmlichen Tapezieren - nach dem Anrühren einfach auf die Wand aufgetragen“, erläutert Ulrike Reich vom Deutschen Tapeten-Institut in Düsseldorf. Die trockene Vliestapete werde auf die gekleisterte Wand gebracht, senkrecht ausgerichtet und mit einer Moosgummiwalze oder Tapetenbürste blasenfrei angedrückt.
Bei allen Tapeten gilt grundsätzlich: „Ein vorheriges Zuschneiden der Tapetenbahnen auf dem Tapetentisch ist nicht zwingend erforderlich, bei Anfängern jedoch ratsam“, sagt Ludwig Popp, Trainer an der DIY-Academy in Köln. Bemessen werde die Bahnlänge nach der Raumhöhe plus zehn Zentimeter. Bei Tapeten mit Mustern sei besondere Sorgfalt gefragt, denn die Muster der einzelnen Bahnen müssen exakt aneinanderpassen. Auf jeder Verpackung ist die Länge des Überhangs, der sogenannte Rapport, mit einer bestimmten Zentimeterzahl angegeben.
Vliestapeten sind praktisch, aber nicht immer umweltverträglich. „Denn Vliestapeten enthalten häufig PVC und damit Weichmacher, die den starren Kunststoff weich machen“, sagt Katrin Kreutzer von der Bremer Umweltberatung. Schwer flüchtige Ausdünstungen aus Weichmachern könnten die Innenraumluft langfristig belasten. Auch der sogenannte Fogging-Effekt, der Wohnungen schlagartig schwarz färbt, werde mit Ausdünstungen von Weichmachern in Zusammenhang gebracht. Dies sei aber auch bei Vinyltapeten der Fall.
Alternativen sind herkömmliche Papiertapeten oder solche aus Raufasern. Sie haben aber einen praktischen Nachteil: Man muss sie mit Tapetenkleister einpinseln, zusammenlegen und eine Weile ruhen lassen. „Durch den feuchten Kleister dehnt sich die Tapete aus“, erklärt Popp. Darum sei es wichtig, stets exakt die Weichzeit für jede Bahn einzuhalten. Denn ohne ausreichende Einweichzeit weitet sich das Material an der Wand. Es bilden sich dann unschöne Falten oder Wulste an den Nähten, die nachher nicht oder nur noch sehr schwer korrigiert werden können.
Auch Durchzug und Heizungswärme im Zimmer sollten bei der Arbeit vermieden werden, rät Popp. Letztere führe dazu, dass die Tapete schneller trocknet als der Kleister, woraufhin die Ränder sich hochbiegen oder die Bahnen nicht richtig kleben.
Vor dem Einkleistern müssen die Tapetenrollen, die wegen Muster- und Farbtongleichheit dieselbe Anfertigungsnummer haben sollten, zugeschnitten werden. Danach werden die Papier- und Raufaserbahnen zum Einweichen zusammengelegt - ein Ende zu einem Drittel eingeschlagen, das andere zu zwei Dritteln. „Unerfahrene Tapezierer sollten nicht mehr als zwei Bahnen gleichzeitig einpinseln“, rät Popp. Sonst sei der Kleister zu trocken, um gut zu haften.
Vor dem Anbringen der ersten Bahn empfiehlt Popp gerade in Altbauten mit vielleicht schiefen Raumecken ein Senklot einzusetzen. Die Lotschnur markiert eine vertikale Linie auf der Wand, an der die Bahn angelegt wird. Zunächst wird das obere Drittel der zusammengefalteten Tapete auseinandergeklappt, oben angeklebt und mit der Tapezierbürste angedrückt - von der Mitte ausgehend und oben beginnend. So werden Lufteinschlüsse herausgestrichen. Danach macht man das gleiche mit der untere Hälfte. Alle folgenden Bahnen werden auf Stoß geklebt - das heißt, Rand an Rand festgesetzt.