Bitte nicht in Rosa - Eine Werkzeugkiste für Frauen
Hannover (dpa/tmn) - Die Geschlechtertrennung ist heute in vielen Bereichen aufgehoben: Männer stehen gerne in der Küche und Frauen heimwerken. Doch der Baumarkt ist noch immer Reich des Mannes. Einige Hersteller bieten inzwischen aber Werkzeug in Rosa an.
Der Hammer ist rosa, die Kneifzange mit Blümchen verziert. Die Do-it-yourself-Branche will damit eine neue Kundengruppe für sich gewinnen: Frauen werden mit hübsch verzierten und gemusterten Werkzeugen angelockt. Klein und handlich sind die Hilfsmittel in den hübschen Sets zudem oft auch. Ist das nur ein Werbegag oder sind die Frauen-Werkzeuge eine brauchbare Alternative?
Für Petra Supplie vom Heimwerkerinnenhaus Köln sind die pinken Werkzeugkoffer ein Scherzartikel. „Es sendet falsche Botschaften, und Frauen sollten sich damit nicht selbst diskriminieren“, findet die Schreinerin.
Auch Anja Klink, die Heimwerkerkurse für Frauen in Hannover gibt, hält nichts von der farbigen Variante - denn ob der Hammer hübsch ist, darauf komme es nicht an. Werkzeug für Frauen sollte handlich sein. Aber: „Die Geräte sind in den letzten Jahren kleiner und leichter geworden.“ Das komme vielen Frauen entgegen, denn sie haben meist kleinere Hände als Männer. „Diese Entwicklung hat Heimwerkerinnen selbstbewusster und autonomer gemacht“, meint Klink.
Mareike Hermann von der Heimwerkerschule DIY-Academy in Köln rät daher: „Es ist wichtig, dass Frauen das Werkzeug vorher in die Hand nehmen, um zu fühlen, ob es angenehm liegt.“ Sie sollten sich zudem überlegen, mit welchen Geräten sie am besten hantieren können.
„Im Gegensatz zu Männern versuchen Frauen beim Heimwerken, kraftsparender zu arbeiten“, erklärt Klink. Deshalb gehört ein Akkuschrauber in den Werkzeugkoffer. Damit können viele Aufgaben schnell und leicht erledigt werden. Die Heimwerkerin hat dazu einen Tipp: „Wer lange etwas von seinem Bohrer haben will, sollte geladene Akkus erst nach dem Abkühlen benutzen.“ Das erhöhe die Haltbarkeit der Akkus.
Grundsätzlich sollten sich Frauen wie Männer eine Grundausrüstung für Heimwerker bestehend aus Hammer, Säge, Schraubendreher mit Kreuz und mit Schlitz in zwei verschiedenen Größen, Phasenprüfer, Kneifzange-, Rohr-, Flach- und Kombizange sowie Wasserwaage und Inbus-Schlüssel besorgen, erläutert die Schreinerin Petra Supplie. Auch ein Zollstock dürfe nicht fehlen.
Neben Hammer und Bohrer raten die Expertinnen speziell Frauen zum Einsatz von einigen üblichen Haushaltsgegenständen. Zweckentfremdet können diese Arbeit sparen - zum Beispiel ein altes Küchenmesser. Damit könne man schnell etwas abschaben, sagt Supplie. Um Verletzungen beim Hämmern aus dem Weg zu gehen, hilft eine Wäscheklammer. Damit können Heimwerkerinnen die Nägel fixieren und ihre Finger schützen.
„Ich würde noch eine Heißklebepistole in die Kiste packen“, empfiehlt die Heimwerker-Dozentin Anja Klink. „Damit sparen sich Frauen viel Arbeit und Muskelkraft.“ Denn nicht alles müsse mit viel Aufwand an die Wand gehämmert oder gedübelt werden. Bei leichten Gegenständen sei es einfacher, den Kleber zu benutzen.
Beim Schleifen oder Bohren kann es laut und staubig werden. Deshalb legt Klink noch Gehör- und Mundschutz in die Werkzeugkiste. Auch eine Schachtel Streichhölzer gehöre zur Grundausrüstung. Sie helfen, Fehler zu kaschieren: „Wenn gebohrte Dübellöcher in Wänden zu groß geraten sind, kann der Dübel mit dem Einstecken von Streichhölzern verkeilt werden“, erklärt Klink.
Qualität ist immer das wichtigste Auswahlkriterium für Werkzeug, da sind sich die Experten einig. „Hammer, Schrauber und Säge vom Discounter halten nicht, was sie versprechen“, sagt Petra Supplie. Das könne in manchen Fällen gefährlich enden, besonders wenn sich Griffe lösen.
„Das Werkzeug sollte aus gehärtetem Stahl sein“, empfiehlt die Handwerkerin. Das sei hochwertig und langlebig. Wer die Anschaffung der Erstausstattung plant, sollte mit 200 Euro rechnen: 100 Euro für das Werkzeug und genauso viel für einen Akkuschrauber.