Bloß nichts von der Stange - Die Wohnung individuell einrichten

Hamburg (dpa/tmn) - Wer will schon eine Wohnung, die 08/15 aussieht? Mit Möbeln von der Stange passiert das relativ schnell. Inzwischen hat die Möbelbranche auch für Individualisten ein breites Angebot.

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Mit Möbeln von der Stange fehlt der Wohnung schnell die persönliche Note. Alles wirkt 08/15 und gleichförmig. Schließlich stehen manche Verkaufsschlager von Möbelketten in Hunderten von Wohnungen. Man kennt sie und hat sie schon 100-fach gesehen. Die Folge: Viele wollen wieder etwas haben, was sonst keiner hat. Sie wünschen sich mehr Individualität. Einzelstücke und Kleinserien sind dabei ebenso eine Alternative zum Möbel-Mainstream wie das Selbermachen.

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Peter Fehrentz, Designer und Innenarchitekt aus Hamburg, rät seinen Kunden vor allem beim Thema Küche zu weniger einheitlichen Lösungen. Denn er findet, die eher kompakten, herkömmlichen Komplettausstattungen wirken nicht besonders wohnlich - gerade wenn alles aus einem Guss ist. „Ich würde immer eine Minimallösung in Sachen Küchenmöbel vorschlagen“, sagt der Experte. „Was dann dazu kommt, etwa Oberschränke und Regale, kann man sich von einem Tischler anfertigen lassen. Das ist zwar nicht günstiger, aber auch nicht teurer. Und man kann seine Küche dann viel individueller gestalten und bewusst optische Brüche erzielen.“

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Gerade bei kleinen Dingen rät Fehrentz sogar zum Selbermachen: Kommoden, Tische oder Regale sowie kleine Designobjekte wie Bilderrahmen oder Schalen könne ein Heimwerker selbst herstellen. Wer das nicht schafft, findet auch Alternativen: Einige Hersteller bieten komplett auf den Kunden zugeschnittene Möbel an - zum Beispiel Jutta Gröbner, Inhaberin einer Hamburger Ladengalerie. Sie kooperiert mit Handwerkern, die Einzelstücke anfertigen. „Menschen besinnen sich wieder mehr auf das Private“, sagt Jutta Gröbner. „Deshalb spielt die Einrichtung ihres Zuhauses eine zunehmend wichtige Rolle.“

Die vielleicht einfachste Variante dieser individuellen Gestaltung kennt jeder aus dem Baumarkt. Was vor Jahren noch Malerfachgeschäften vorbehalten war, hat inzwischen Schule gemacht: Wer seine Lieblingsfarbe nicht schon fertig im Eimer findet, der kann auf kleinen Farbtafeln die gewünschte Nuance heraussuchen. Die Farbe wird schließlich in matt, glänzend, normal oder abwaschbar frisch zusammengemischt.

Auch bei Teppichen ist gibt es Modelle, die stark auf individuelle Kundenwünsche zugeschnitten sind. So kann man zum Beispiel bei Reuber Henning in Berlin zwar nicht die Muster, aber die Farben und Größen frei wählen. „Wir machen jedes Jahr eine neue Kollektion“, sagt Birgit Krah von dem Unternehmen. „Dabei versuchen wir, nicht zu modisch oder crazy zu gestalten, denn ein Teppich soll auch nach zehn Jahren noch gefallen.“ Die Expertin fügt als Tipp an: „Und er sollte nicht zu laut sein, damit alles andere im Raum ebenfalls zur Geltung kommt.“ Aber auf eine gewisse Art und Weise darf ein Bodenbelag eben doch Persönlichkeit haben. Wer genug Geld investiert, kann das mit der Herstellung von Hand sichern: Ein so gefertigter Teppich gleicht nie komplett einem anderen.

Auf der Suche nach dem Besonderen sind auch Onlineportale eine Anlaufstelle. Etsy ging in den USA 2005 online, der deutsche Konkurrent Dawanda 2006. Diese Webseiten und ihre vielen Ableger sind Umschlagplätze für Selbstgemachtes. Hersteller können dort eigene Online-Läden aufmachen und gestrickte, bedruckte, genähte oder anderweitig weitgehend selbstproduzierte Gegenstände verkaufen. Damit ist das Geschäft mit der Individualität auf dem besten Weg zum Massenmarkt: Dawanda rechnet damit, dass 2013 Waren im Wert von 100 Millionen Euro über die Plattform verkauft wurden. Etsy, das in mehr Ländern aktiv ist, verbuchte in den ersten zehn Monaten des Jahres einen Umsatz von knapp 745 Millionen Euro.

Wenn Verbraucher diese individuelle Vielfalt überfordert, können sie sich auch Rat von Profis holen. Die Innenarchitektin und Designerin Jutta Werner aus Hollenstedt bei Hamburg bietet zum Beispiel eine Design-Sprechstunde - mit Tipps zur Beleuchtung, der richtigen Raumaufteilung oder zum Farbkonzept. Die Lösungen sollten unabhängig von aktuellen Trends funktionieren. „Die Stimmung muss stimmen“, sagt Werner. „Es muss gar nicht immer alles so perfekt sein, dann wirkt ein Raum oft eher unnahbar und seelenlos. Beim Wohnen geht es um Lebendigkeit, um Brüche und um Freude.“

Für ihre Beratung benötigt die Innenarchitektin Fotos, einen Grundriss des Raums und die Schilderung des Einrichtungsproblems. Die Kommunikation mit ihren Kunden erfolgt per Telefon, Skype oder bei einem Treffen. Im Gespräch lassen sich die persönlichen Vorlieben ausloten - und Lösungen für individuelleres Wohnen finden.

Literatur:

Peter Fehrentz: Made by yourself: Individuelle Möbel und stylishe Designobjekte. Ideen, Materialien, Anleitungen zum Selbermachen, DVA, 2012, 144 Seiten, 29,99 Euro, ISBN-13: 978-3421038661