Das Kreuz mit dem Kreuz: Wohnen mit Rückenbeschwerden
Selsingen (dpa/tmn) - Wer unter Verspannungen oder Rückenschmerzen leidet, sollte sich Gedanken über seine Einrichtung machen. Denn durchgelegene Betten, allzu weiche Sofas, starre Stühle und zu niedrige Arbeitsplatten in der Küche sind Gift für die Wirbelsäule.
„Isch hab' Rücken“, jammert Horst Schlämmer alias Komiker Hape Kerkeling - und Millionen Betroffene fühlen mit ihm und haben diesen umgangssprachlichen Satz als Motto ihres alltäglichen Leidens übernommen. Denn: „Rückenbeschwerden sind das Volksleiden Nummer Eins“, sagt Georg Stingel von der Aktion Gesunder Rücken im niedersächsischen Selsingen. Ursachen für Rückenschmerzen sind nach Angaben des Experten nicht nur Bewegungsmangel oder eine falsche Ernährung, sondern auch falsche Möbel.
„Als Prävention und Hilfe gegen Rückenbeschwerden darf nicht nur der Arbeitsplatz ergonomisch gestaltet sein“, sagt Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie in Bad Honnef bei Bonn. Auch zu Hause müsse dem Aspekt Ergonomie zentrale Bedeutung zugemessen werden.
Sofas dienen zu Hause zum Ausspannen und Relaxen. „Um den Rücken zu schonen, darf aber - besonders bei kleineren Menschen - die Sitzfläche nicht zu tief sein“, sagt Geismann. Nur so sei es möglich, aufrecht zu sitzen. Dabei sollte die Sitzfläche so hoch sein, dass Ober- und Unterschenkel einen 90-Grad-Winkel bilden. „Außerdem gilt es, so weit hinten zu sitzen, dass der Rücken die Lehne berührt.“
Ein Ruhe- oder Fernsehsessel mit motorbetriebener Aufstehhilfe ist vor allem für Ältere und Menschen mit Osteoporose, Rheuma oder Rückenleiden eine große Erleichterung. Der Sitz werde bei dieser Art von Sessel in eine so aufrechte Position gefahren, dass der Sitzende relativ leicht aufstehen könne, erklärt die Stiftung Warentest in Berlin.
Der Stuhl im Esszimmer muss eine möglichst häufige Änderung der Haltungen zulassen. Denn langes, unbewegliches Sitzen kann zu Schmerzen und Verspannungen führen. „Besonders zu empfehlen sind sehr bequeme Esssessel, in denen man es einige Stunden aushält. Da muss man bei einer Feier nicht unbedingt aufs Sofa ausweichen“, sagt Geismann.
Viel Zeit verbringen manche auch am Herd: „Beim Kochen und bei Küchenarbeiten führen falsche Höhen der Arbeitsflächen nicht selten zu Rückenschmerzen“, sagt Frank Hüther, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche (AMK) in Mannheim. Dies zeige eine Ergonomiestudie der Technischen Hochschule Darmstadt für die AMK. Bereits eine längere Rückenbeugung nach vorn führe zu einseitiger Bandscheibenbelastung und damit auf Dauer zu Rückenbeschwerden.
Die ideale Arbeitshöhe in der Küche liegt 10 bis 15 Zentimeter unterhalb der Ellenbogenhöhe. Eine Arbeitsplatte mit durchgängig gleicher Höhe sei aber nicht ideal. „Es ist besser, wenn das Kochzentrum wegen der Arbeit mit Töpfen und Pfannen tiefer liegt“, sagt Stingel. So kann man gut darin rühren. Geräte wie Kühlschrank, Backofen oder Geschirrspüler sollten in Greifhöhe eingebaut werden. Um den Rücken zu entlasten, sollten schwere Gegenstände in voll ausziehbaren Schubladen untergebracht werden.
Ein Drittel seines Lebens verbringt der Mensch im Bett. „Egal ob Schaum, Latex oder Federkern - es gibt gute Matratzen-Qualitäten, bei denen die Wirbelsäule richtig gelagert und die natürliche Form des Rückgrats unterstützt wird“, sagt Stingel. „Um eine optimale Unterstützung zu gewährleisten, sollte die Matratze so beschaffen sein, dass ausgeprägte Körperpartien wie Becken oder Schulter in Seitenlage absinken können.“ Daneben müssen gute Matratzen ein Hohlkreuz von unten abstützen. „Ein Nachteil besonders für Rückenkranke ist allerdings, dass Latexmatratzen erheblich schwerer als Schaumstoffmatratzen sind.“ Dies erschwere das empfohlene Wenden der Matratze beim Beziehen.