Wasserführende Kamine heizen das ganze Haus
München (dpa/tmn) - Eine knisternde, wohlige Wärme im Wohnzimmer schafft jeder Ofen. Manche können aber noch mehr: Sie werden an das Heizungssystem angeschlossen und heizen so nicht nur einem Raum, sondern dem ganzen Haus ein.
Ein Kaminofen im Wohnzimmer ist der Inbegriff von Gemütlichkeit. Klassische Öfen geben ihre Wärme jedoch nur an diesen einen Raum ab. Und für den produzieren sie meist mehr Energie als notwendig. Wasserführende Öfen dagegen werden in den Heizkreislauf integriert, so dass die überschüssige Energie genutzt werden kann. Wer umrüsten will, sollte die kommenden Monate zwischen den Heizperioden nutzen.
In einem Passivhaus kann ein automatisch beschickter wasserführender Ofen als Zentralheizung dienen. Woanders ergänzt er eine Gas-, Öl- oder Brennwertheizung. „Als ein Element in einem multivalenten Heizsystem ist ein wasserführender Ofen prinzipiell in den meisten Häusern vorstellbar“, erklärt Hanno Lang-Berens, Energieberater bei der Verbraucherzentrale Bayern in München. Dadurch kann ein Teil der fossilen Energieträger durch Biomasse ersetzt werden.
„Ein wasserführender Ofen gibt nur einen Teil seiner Wärme als Strahlungswärme an den Aufstellraum ab“, erläutert Annekathrin Schmitt vom HKI Industrieverband Haus-, Heiz und Küchentechnik in Frankfurt am Main. „Der andere Teil wird über einen Wasserwärmetauscher entzogen, über einen Pufferspeicher in das Zentralheizsystem eingespeist und dort zum Heizen weiterer Räume oder zur Warmwasserbereitung genutzt.“
Es gibt zum einen wasserführende Öfen, die Scheitholz verbrennen. Sie sind jedoch nicht für den Dauerbetrieb geeignet und müssen für den Fall eines Stromausfalls mit einer Wassernotkühlung gesichert sein. Eine Alternative sind Pelletöfen. „Sie sind deutlich teurer und vom Volumen etwas größer. Sie haben den Vorteil, dass sie automatisch beschickt werden und keine Notkühlung erfordern“, sagt Lang-Berens.
Neben dem Ofen selbst sind der Pufferspeicher, eine Rücklaufanhebung, eine Umwälzpumpe und eine Steuerungseinheit nötig. „Für einen Holzofen kann man etwa 3500 Euro veranschlagen, für einen Pelletzimmerofen 5000 bis 6000 Euro. Die Anpassung an das Heizungssystem samt den übrigen Elementen kostet noch mal rund 6000 Euro“, sagt Helmut Sauter, Heizungsbauer aus dem bayerischen Grafrath.
Ob sich eine Investition eines solchen Heizsystems lohnt, sollte gut durchgerechnet werden. „Für die Gelegenheitsnutzung ist es denkbar ungeeignet, erst recht, wenn es mit Holz betrieben und dieses käuflich erworben werden muss“, urteilt Sauter. Gibt es jedoch einen ausreichend großen Pufferspeicher durch eine Solaranlage, reduziere das die Kosten. Besonders effizient sind Pelletöfen, die ihre Wärmeabgabe an den Raum anpassen.
Ansprechpartner bei der Planung ist der Schornsteinfeger. „Er kann beurteilen, ob am geplanten Standort alle Brandschutzvorschriften eingehalten werden“, erläutert Achim Henkel vom Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks in Sankt Augustin bei Bonn. „Zudem prüft er, ob eventuell ein zusätzlicher zweiter Schornstein benötigt wird.“ Auch bei der Berechnung der Dimensionierung des Ofens ist der Schornsteinfeger unverzichtbar: „Er berät den Kunden, welche Ofengröße und -leistung mit dem vorhandenen Schornsteinquerschnitt realisiert werden kann“, erklärt Henkel. Das sind wichtige Kenngrößen für die Auswahl eines konkreten Produktes.
Ein Ofenbauer oder ein Kaminstudio berechnet mit Hilfe eines Grundrisses den Wärmebedarf. Spätestens jetzt sollte ein Installateur mit ins Boot geholt werden. Er muss in Abhängigkeit von der Ofengröße den Pufferspeicher dimensionieren.
Genau wie bei der Einstellung der zentralen Steuerung kann man dabei viel falsch machen. „Nicht jeder Installateur kann Erfahrungen mit multivalenten Heizsystemen vorweisen“, betont Lang-Berens. Er rät daher, sich Referenzen geben zu lassen und die genannten Kunden zu kontaktieren. Beim Aufstellen und Anschließen des Ofens schließlich arbeiten Ofenbauer und Installateur Hand in Hand.