Ein starres Material wird flexibel - Innovationen beim Beton

Berlin (dpa/tmn) - Grau, hart und schwer ist Beton. Zwar ist das Material immer schon essenziell für den Hausbau. Doch Architekten konnten ihre Ideen nicht immer mit dem massiven Material umsetzen. Aber die Industrie hat daran gearbeitet - neue Mischungen sind leichter.

Das Grundrezept für Beton ist einfach. Was man dafür braucht, liefert die Natur: Zement aus Kalkstein und Ton, Wasser und die sogenannte Gesteinskörnung aus Sand, Kies oder Splitt. Aber die Industrie arbeitet längst mit viel komplexeren Mischungen. Damit kann man lichtdurchlässige sowie besonders feste und leichtere Teile als mit der Standardmischung bauen. Und auch dünnere Formen sind möglich - was dem Bauherren neue Gestaltungsmöglichkeiten gibt.

Hightech-Beton enthält viele Zusatzstoffe. Fließmittel oder etwa Beschleuniger beeinflussen, wie gut er aushärtet und, wie lange es hält. „All diese Bestandteile haben Einfluss auf die Nutzungseigenschaften, aber auch auf die Ästhetik des Betons“, erklärt Torsten Förster vom Verein Deutscher Zementwerke (VDZ). Das hat etwa zur Folge, dass bestimmte Betons weniger verschmutzen. Denn an bestimmten Oberflächen haftet etwa kein Taubendreck mehr.

Architekten und Bauherren profitieren von all den neuen Eigenschaften, da sich ihre architektonischen Ideen damit besser umsetzen lassen. Je nach Mischung entstehen besonders leichter Beton, dämmender Beton oder lichtdurchlässiger Beton. Der Leichtbeton ist voller Luft und somit leichter. Dies gelingt, indem dem Beton Zuschlagstoffe mit vielen Poren wie Bims, Blähton, Blähschiefer oder Lavaschlacke zugegeben werden. Wand- und Dachelemente aus Leichtbeton haben auch eine bessere Wärmedämmfähigkeit, hier wird daher auch von Dämmbeton gesprochen. Verantwortlich dafür sind auch die Zuschlagstoffe mit Poren. In den Luftkammern speichern sie Wärme.

„In den vergangenen 10 bis 15 Jahren ist besonders die Entwicklung hin zu sehr hochfestem Beton stark vorangeschritten“, sagt Prof. Matthias Middel, Vorsitzender des Verbands Deutscher Betoningenieure. Dahinter steckt der Wunsch, möglichst schlanke Bauteile zu realisieren, die hohe Lasten tragen können. „Solche Betons haben ein sehr dichtes Gefüge, das unter anderem durch Zugabe feinster Gesteinsmehle hergestellt wird“, erläutert Prof. Middel.

Zusätzlich werden solchen Mischungen vielfach Fasern aus Stahl, Kunststoff oder Glas zugesetzt. So lassen sich die Bauteile trotz hoher Tragfähigkeit gut formen. Es entstehen etwa freitragende Treppen mit Materialstärken von nur 29 Millimetern. Zum Vergleich: Dieselbe Treppe aus konventionellem Beton wäre zwischen 15 und 20 Zentimeter stark.

Allerdings ist das High-Tech-Material auch teurer und nicht alle Bauunternehmen bieten es an. Middel rät, Fachfirmen mit entsprechender Erfahrung bei der Herstellung solcher Bauteile oder Bauwerke zu kontaktieren. Bauherren sollten sich die Referenzen anschauen.

„Und die Entwicklung hin zu immer festeren und dichteren Betonen geht weiter“, berichtet Experte Middel. Das geht einher mit einem Trend in der Architektur zu weiteren Räumen mit weniger Stützelementen beziehungsweise offenen Grundrissen als bislang üblich. Das lasse sich umsetzen, da der Beton nun tragfähiger ist. „Damit bleiben zum Beispiel die Innenräume flexibel gestaltbar“, erläutert Prof. Middel. Und Umbauten seien später noch eher möglich, da weniger tragende Wände und Stützen vorhanden sind.