Ein Tagebuch an der Wand - Kalenderideen für 2012

München (dpa/tmn) - Der Jahreswechsel naht - Zeit, den neuen Familienkalender zu kaufen. Es muss aber kein Papierblock zum Abreißen sein, es gibt auch Varianten vom Designer. Sie sehen in dem Alltagsgegenstand eine ausgefallene Dekoration.

Zahnarzttermin, Elternabend oder Dienstreise - Kalender zeugen oft vom alltäglichen Stress. Doch sie können auch Spaß machen: Die Firma Details setzt auf eine gestrickte Variante aus Wolle - ist ein Tag vorbei, wird am Faden gezogen und es fallen Hunderte von Maschen. So wird der Kalender Reihe für Reihe bis zum Jahresende kürzer. Christiaan Postma hat einen großen Kalender auf Tapete entworfen, den Kinder und Erwachsene gemeinsam ausmalen und beschreiben können - eine Art Tagebuch an der Wand.

Solche Kalender sind weniger Gebrauchsgegenstand, sondern eher Dekoration im Raum. Eine Dekoration, die beim Abschalten hilft: „Ich sehe eine Uhr eher als Stressfaktor im Wohnraum an“, erläutert der Wohnpsychologe Uwe Linke aus München. „Sie zeigt mir täglich, wann ich wo sein muss. An einem großen und präsenten Kalender sehe ich nicht die tägliche Aufgabe, sondern das, was kommt - und ich freue mich darauf.“

Eine Kalendertapete würde er daher nur für schöne Anlässe und Termine füllen: Im Feld des ersten Urlaubstags sollte ein Bild des Reiseziels festgesteckt werden. „Und wenn es draußen grau und trüb ist, sollte man sich auf den Frühling freuen und schon früh vor dem 1. März auf das Feld eine Blütenknospe hängen“, rät Linke.

Der Besuch beim Zahnarzt bekommt aber kein Feld. „Man sollte bewusst Gruseliges im Wohnraum weglassen“, erläutert Linke. „Das gilt für die gesamte Einrichtung. Man sollte nicht ständig Dinge um sich haben, die unangenehm sind.“ Die eigentliche Terminplanung finde bei ihm daher diskreter - digital oder im Taschenkalender - statt.

In Familien mit kleinen Kindern und in Haushalten von Senioren haben solche großen Kalender einen weiteren Nutzen, sagt die Wohnumfeldberaterin und Innenarchitektin Vera Schmitz aus Oberhausen. Sie würde damit auch Gemeinschaftsräume in Altersheimen und Kindergärten einrichten. „Viele Senioren haben mit zunehmendem Alter Probleme mit der Orientierung. Kalender können hier zur Orientierungsgestaltung beitragen - welches Datum heute ist, welcher Tag, welche Jahreszeit“, erläutert sie. Und Kinder lernen damit die zeitliche Orientierung.

Schmitz rät, Kalender an prägnanten Stellen aufzuhängen, etwa bei Senioren im Schlafzimmer und bei Familien in Räumen, die gemeinsam genutzt werden. Man sollte möglichst farbenfrohe, bunte und schöne Varianten wählen, die Spaß machen - so wirkten Kalender nicht als Mittel der Belehrung.

Dekorationen gehören nicht in eine versteckte Nische des Zimmers, sagt auch Ursula Geismann, Möbelexpertin der Verbandes der Deutschen Möbelindustrie in Bad Honnef bei Bonn. „Manche Kalender sind ja schon Kunstobjekte.“ Sie plädiert dafür, ausgefallene Stücke für die ganze Familie an besonders hervorgehobene Plätze im Wohnraum zu hängen und möglichst bunt zu gestalten: „Im Wohnraum kann man sie ganz anders nutzen als etwa am Arbeitsplatz.“

Ideen gibt es viele: Das dänische Unternehmen Huebsch hat einen nach Tagen unterteilten Wochenkalender, der wie ein Bild an der Wand angebracht wird. Darauf werden mit Kreide Aufgaben und schöne Anlässe wie das Treffen mit Freunden am Samstag oder der gemeinsame Strandausflug am Sonntag eingetragen. Man kann so etwas aber auch selbst machen: An eine zentrale Wand im Wohnraum 31 kleine Quadrate zeichnen und mit Tafellack in Schwarz und Grau anmalen - darauf kann man mit Kreide schreiben oder sie mit Merkzetteln behängen.

Eine Alternative sind 31 durchnummerierte Magneten am Kühlschrank oder eine Pinnwand mit entsprechenden Zahlenpins, die Merkzettel oder Postkarten halten. Gerade Kinder könnten diese schön bestücken und verrücken, findet Linke.

Schön gestaltete, aber dezentere Kalender können Orte, an denen Planung das A und O ist, auflockern. Der Designer Gideon Dagan hat einen Ewigen Kalender gestaltet, der eher einem Kunstobjekt als einer Datumsanzeige gleicht: Ein Ring mit Monatsangaben ist von einem Lineal mit 31 Einheiten unterbrochen, zwei Kugeln markieren das jeweilige Datum. Der Tischkalender von Danese Milano mit ausklappbaren Plättchen ist sogar ein Designklassiker - bereits 1967 wurde er von Enzo Mari entworfen.