Eine Decke fürs Haus: Dämmmaterialien im Überblick

Darmstadt/Aachen (dpa/tmn) - Schon unsere Vorfahren mochten warme Hütten - sie dämmten ihr Heim mit Stroh und Heu und erreichten damit fast neuzeitliche Wärmeschutzwerte. Heute haben Hausbesitzer die Wahl zwischen mindestens 20 Materialien - alle mit Vor- und Nachteilen.

Bis Ende des Jahres müssen Hausbesitzer die oberste Geschossdecke dämmen. So sieht es die Energieeinsparverordnung (EnEV) von 2009 vor. Wer loslegt, steht vor der Materialfrage. Es werden drei Hauptgruppen unterschieden: erstens mineralische Stoffe wie Glas- oder Steinwolle, zweitens Polyurethan und Polystyrol, besser bekannt als Styropor, und drittens Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen wie Hanf, Baumwolle oder Zellulose.

Der Verbraucher treffe seine Wahl meist aufgrund der Kosten, sagt Werner Eike-Hennig vom Institut für Wohnen und Umwelt in Darmstadt. „Es ist ein Unterschied, ob der Quadratmeter 23 Euro kostet oder 6.“ Ein anderes wichtiges Kriterium ist die Wärmeleitzahl. Hier gelte: „Je niedriger, desto besser die Dämmeigenschaft des Materials“, erläutert die Energieberaterin Maria Feldhaus von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Aachen.

Polystyrol mit einer Standardwärmeleitzahl von 0,35 ist zwar preislich günstig, kann aber im Keller und unter dem Dach Platz kosten. Denn die Dicke des Dämmstoffs entscheidet mit über den U-Wert - er gibt an, wie viel Wärme durch ein Bauteil geht. Beim U-Wert gilt nach Auskunft von Feldhaus ebenfalls der Grundsatz: Niedriger ist besser. Und für das Material gilt in der Regel: Dünner ist teurer.

Polyurethan (PU) bietet eine größere Auswahl an Wärmeleitzahlen als Polystyrol und damit die Möglichkeit, den U-Wert von 0,30 für den Keller mit weniger Werkstoff zu erreichen. Zudem hält PU mehr Druck aus und ist feuchtebeständiger, was bei der Dämmung der Kelleraußenwand eine Rolle spielen kann.

Die Hauswand ist das zweite große Einsatzgebiet des weißen Hartschaums Polystyrol. Hier kommen richtig dicke Platten auf das Mauerwerk, um den in der EnEV geforderter U-Wert von 0,24 zu schaffen. Zur Dämmung des Speichers eignen sich Verbundplatten aus einer Polystyrolschicht und einer begehbaren Oberfläche aus Spanplatten. Das Material hat aber auch einen Nachteil: Polystyrol schützt kaum vor sommerlicher Hitze.

Platzsparend ist das Ausblasen von Hohlräumen mit Styroporkörnchen, deren Graphitummantelung für eine gute Wärmeleitzahl sorgt. Das Einblasen sollten Fachfirmen übernehmen, rät Feldhaus.

Steinwolle ist ein Klassiker an der Außenwand, wo die aktuelle EnEV einen U-Wert von 0,28 verlangt. Experten sollten diesen Wert ausrechnen und damit die Dicke des Materials bestimmen, meint Ulrich Zink vom Bundesarbeitskreis Altbauerneuerung (BAKA) in Berlin. Die für den Speicherboden geforderten 18 Zentimeter werden mit Stein- und Glaswolleplatten schnell erreicht.

Nach dem gleichen Prinzip funktioniert der Einbau zwischen Dachbalken. Um dort Feuchtigkeitsproblemen vorzubeugen, empfiehlt Feldhaus den Einbau einer Luftdichtungsbahn.

Nachwachsende Rohstoffe kommen meist unter dem Dach zum Einsatz. Zellulose, also Altpapier, wird ebenfalls in Hohlräume zwischen den Dachsparren geblasen, auch weicher Hanf und Schaf- oder Baumwolle füllen diesen Platz gut auf. Für die Hauswand bietet der Handel Eike-Hennig zufolge wieder Korkdämmplatten an, die einige Zeit vergessen wurden. Sie bedienen allerdings das hochpreisige Segment.

Insgesamt gilt: Wer die Ökovariante wählt, greift tiefer in die Tasche. Das Material ist schwieriger zu verarbeiten und erfordert zum Teil Spezialwerkzeug.

Zu den neuen Möglichkeiten gehört die Vakuumdämmung. Das platzsparende Material ist seit etwa einem Jahr auf dem Markt. „Ecken, Nischen, Fenstersimse sind damit besser zu machen“, erläutert Ulrich Zink. Den Kern bildet eine mit Quarzsandpulver gefüllte Platte, für deren Entwicklung die Kühlschrankisolierung Pate stand. Sie wird nach Bedarf angefertigt. „Mit zwei Zentimetern sind zwanzig Zentimeter Dämmung möglich“, sagt Zinke.

Literatur:

Der Ratgeber „Wärmedämmung. Vom Keller bis zum Dach“ der Verbraucherzentralen kann für 9,90 Euro zzgl. Versandkosten bestellt werden.