Gefräßige Mitbewohner: Holzschädlinge bekämpfen

Essen/Dessau (dpa/tmn) - Vom Dachbalken bröselt Sägemehl, die Holzdecke zieren Löcher, und im massiven Tisch wandern die Insekten durch ihre Fraßgänge: Holzschädlinge hinterlassen nicht nur optische Schäden am Holz.

Sie können sogar das Gebäude zum Einsturz bringen.

Holz ist einer der wichtigsten Baustoffe im Haus: Es kommt gerne als Möbel oder Einbauteil, Wandverkleidung oder Bodenbelag zum Einsatz. An anderen Stellen wie dem Dachstuhl ist Holz sogar ersatzlos. Nur: Das Material ist auch bei Insekten beliebt. Wenn die sich niederlassen und nagen, kann das verheerende Folgen haben. Je früher ein Befall erkannt wird, umso besser.

In Balken, Dielen und Brettern fühlen sich die unterschiedlichsten Schädlinge wohl. Besonders häufige Mitbewohner sind der Hausbock und der Gemeine Nagekäfer, im Volksmund Holzwurm genannt. Diese beiden Käfer nisten sich in eingebautem, trockenem Holz ein und ernähren sich von dessen Bestandteilen.

„Der Hausbock ist vor allem im Dachbereich zu finden“, sagt Rainer Gsell, Vorsitzender des Deutschen Schädlingsbekämpfer-Verbandes in Essen. Das Gebälk ist vornehmlich aus Nadelholz gefertigt, und das ist die Leibspeise des Käfers.

Ein Hausbock legt im Jahr bis zu 200 Eier in Spalten des Holzes ab. „Die Larven, die daraus im Sommer schlüpfen, bohren sich sofort in das Holz und leben dort etwa fünf bis sechs Jahre lang“, erläutert Ekkehard Flohr, Fachgebietsleiter für Holzschutz beim Deutschen Holz- und Bautenschutzverband in Dessau. „In dieser Zeit durchziehen sie das Holz mit einem riesigen Netz aus Fraßgängen.“

Diese Gänge und Höhlen sind das eigentlich Gefährliche: „Sie verringern den Querschnitt des Holzes und mindern damit die Stabilität des Bauteils“, sagt Angelika Rösner, Bauherrenberaterin im Regionalbüro des Verbandes Privater Bauherren (VPB) in Schwerin. Im Extremfall könne das zum Einsturz führen.

Dabei sind die Dachstühle von Neubauten gefährdeter. Das liegt daran, dass alte Hölzer für den Hausbock wenig attraktiv sind. Zudem ist dieser nur in weichem Splintholz, nicht in hartem Kernholz lebensfähig. Genau das Splintholz wird immer mehr verbaut. „Heute wird Holz so schnell geerntet, dass ein Baum im Forst kaum Zeit hat, einen Kern auszubilden“, erklärt der Sachverständige Flohr.

Der Gemeine Nagekäfer hat andere Lebensgewohnheiten als der Hausbock. „Er frisst Laub- und Nadelholz gleichermaßen und ist vorrangig in Holzverkleidungen oder Möbeln im Keller, in Dielen, Treppen und Scheunen zu finden“, sagt Gsell. Der Grund sei das Raumklima, sagt Flohr. „Der Nagekäfer liebt Plätze mit etwas höherer Luftfeuchte.“

Damit ein Befall frühzeitig erkannt wird, sollten Hausbewohner, aber auch Kaufinteressenten auf mögliche Indizien an der Immobilie achten. Dazu gehören zunächst helle, frische Bohrmehlhäufchen sowie Fluglöcher. „Auf den Hausbock können Bewohner aufgrund seiner Fraßgeräusche aufmerksam werden“, rät Rösner. „Außerdem kann man ihm durch einen Klopftest auf die Spur kommen.“ Über seinen Fraßgängen bleibt oft nur eine fast papierdünne Schicht Holz übrig, so dass man beim Klopfen hohle Geräusche erzeugt werden.

Im Verdachtsfall sollte ein Fachmann hinzugezogen werden. „Wo möglich, werden marode Holzteile entfernt und ersetzt“, erläutert Rösner. Das reicht oft nicht: „Bewährt, aber sehr aufwendig ist eine thermische Behandlung: Das Gebäude wird eingehaust und der befallene Bereich mit mehr als 60 Grad heißer Luft behandelt, so dass die Insekten sterben.“ Ist ein Befall exakt lokalisierbar, dann kann auch nur eine Stelle mit Mikrowellenstrahlen erwärmt werden.

Es gibt aber auch die Möglichkeit der chemischen Bekämpfung. „Bei geringerem Befall oder auch zusätzlich zu vorherigen Maßnahmen können die jeweiligen Stellen gründlich mit chemischen Mitteln gestrichen oder besprüht werden“, sagt Rösner.