Gemütlich, aber nicht plüschig: Kleine Sofas erleben Comeback
Berlin (dpa/tmn) - Die Sofalandschaft war lange Zeit schwer begehrt. Sich dort hineinzufläzen und stundenlang TV-Serien hinzugeben, gilt vielfach immer noch als der Inbegriff von Gemütlichkeit. In der letzten Zeit scheint sich bei den Polstermöbeln allerdings ein Wandel zu vollziehen - erst auf den Messen zu sehen, jetzt immer mehr im Handel.
Man sieht derzeit viele kleine, süße Sofas. Verstärkt rücken kleine Zweisitzer in den Vordergrund. Das berichtet der Branchenkenner Holger Klasen, Agent für italienische Designhersteller in Deutschland. Eine Firma, die sich komplett auf den Trend zu kleineren Polstermöbeln spezialisiert hat, ist Very Wood - ursprünglich ein Hersteller von Stühlen.
Das Unternehmen hat seine Erfahrung in ein Programm von kleinen Zweisitzern einfließen lassen, den Settees. Diese etwas größeren Sitz-Möbel entstanden im 18. Jahrhundert, die Damen am Hof sollten darauf mit ihren breiten Reifröcken Platz finden. Very Wood gab mit Hilfe von namhaften Designern diesem alten Möbeltyp eine zeitgenössische Form.
Der deutsche Designer Sebastian Herkner hat zum Beispiel die Serie Unam entworfen. Herkner benutzt für seinen Zweisitzer eine handwerklich anspruchsvolle Gestellkonstruktion aus Holz und zieht darüber Spanngurte. Das Sitzmöbel wirkt so sehr luftig. Und die Sitzflächen des Lounge Settees des Designduos Paolo Lucidi und Luca Pevere sind extrem flach gepolstert. Trotzdem wirkt das Möbel komfortabel.
Auch andere Hersteller erweitern ihr Sesselprogramm derzeit gerne um kleine Zweisitzer. Der Trend geht dabei zu Produkten mit schalenförmigen Sitzflächen. Ein Beispiel ist das Sofa Morph Duo Lounge des Münchener Designstudios Formstelle für den Hersteller Zeitraum. Aus Dänemark kommen das Sofa Era von Simon Legald für Norman Copenhagen sowie About a Lounge Sofa for Comwell von Hee Weeling für Hay. Mit ihren filigranen Beinen wirken diese Minisofas ein wenig nostalgisch.
„Das Sofa erinnert mit seinen weichen Formen an ein Polstermöbel aus den 50er Jahren“, erklärt der Designer Hee Welling. „Wir wollten ein kleineres Möbel mit sehr einladendem und komfortablem Charakter entwickeln.“ Es steht nicht nur im Wohnzimmer. „Das Möbel soll in kleinen Apartments funktionieren, aber auch in Lobbys, in Hotelräumen oder in Wartebereichen.“
Ein weiteres Beispiel für kleinere Varianten ist das Polstermöbelprogramm Traffic des Designers Konstantin Grcic für den Hersteller Magis. „Eigentlich mag ich überhaupt keine Postermöbel“, sagte Grcic. Das Traffic Sofa ist daher auch eine Art Gegenentwurf zu einem traditionellen Polstermöbel. Das Format ist ungewöhnlich klein, es wirkt fast puppenstubenhaft. Ursprünglich gab es nur einen Zweisitzer zum Sessel, seit 2015 Jahr auch einen Dreisitzer. Die Anmutung der Serie ist extrem schlicht. Die Polster beschränken sich auf einzelne, rechteckige Kissen, die von einer außenliegenden, filigranen Drahtkonstruktion gehalten werden.
Kleine Möbel sind ein Markt, der an Bedeutung gewinnt. In Großstädten leben immer mehr Bewohner in Single-Haushalten. Und der Wohnraum in den Städten ist knapp und teurer. Viele Menschen haben deshalb gar nicht den Platz, um sich mit üppigen Sofalandschaften auszustatten.
Aber die Möbel haben noch einen Vorteil: Sie verändern das Sitzverhalten. Der Nutzer kann darauf nicht mehr liegen, er sitzt aufrecht und ist aktiv. Ein solch schlanker Sofatyp ist nicht Rückzugsort, sondern der Platz, um Gespräche zu führen, am Laptop zu arbeiten oder die Zeitung zu lesen.