Günstig bauen: Eigenleistung nicht überschätzen

Berlin (dpa/tmn) - Sicher lässt sich auch beim Neubau Geld sparen. Die Versprechen von TV-Sendungen - in denen moderne Fertighäuser mit vielen Helfern in Windeseile entstehen - taugen aber oft nichts.

Experten warnen, die Investition in die Zukunft nicht zu unterschätzen.

Beim Hausbau sollte nicht allein der Faktor Geld entscheiden. Viel wichtiger für das langfristige Wohlbefinden ist der Aspekt, ob das Haus auch in 20 oder 40 Jahren immer noch zu den Lebensumständen passt. „Auch die Bedürfnisse der nachfolgenden Generation gilt es mit zu bedenken“, sagt Rüdiger Mattis vom Verband Privater Bauherren in Berlin. Er warnt vor übertriebenem Geiz: „Ein Haus ist keine kurzfristige Investition.“

Das passende Grundstück zu finden, ist nach Auffassung vieler Experten das Wichtigste beim Hausbau. „Ein noch so preisgünstiges Grundstück ist unter einer Hochspannungsleitung nicht unbedingt erste Wahl“, so Mattis. Aber auch die Entscheidung, wegen eines preiswerten Grundstücks aufs Land zu ziehen, sollte wegen einer möglicherweise unzureichenden Infrastruktur, längeren Fahrzeiten und Fahrkosten zur Arbeit gründlich abgewogen werden.

„Das erstbeste Bauland ist nicht unbedingt das günstigste“, stimmt auch Kathrin Mühe von der Bausparkasse Schwäbisch Hall zu. Auf einem kleinen Grundstück einen einfachen Grundriss zu realisieren, sei meist ohne Verlust an Wohnqualität möglich und günstiger. Entscheide der Bauherr sich beispielsweise für ein 600 statt 800 Quadratmeter großes Grundstück, ließen sich bei einem Quadratmeter-Preis von 150 Euro rund 30 000 Euro sparen.

Oft verfügen Gemeinden außerdem über Grundstücke, die über Laufzeiten von meist 99 Jahren verpachtet werden. „Dies hat den Vorteil, dass der monatliche Erbpachtzins überschaubar ist“, sagt Mühe. Dadurch seit weniger Eigenkapital notwendig und der Immobilieneinstieg werde einfacher. Gespart werden könnten so meist mehrere hundert Euro im Monat.

Preisgünstig kann ein Neubau mit einem Architekten, einem Bauträger oder einem Fertighaushersteller gebaut werden. „Viele angehende Eigenheimbesitzer kaufen sich wegen der vermeintlichen Sicherheit bei der Preisgestaltung ein schlüsselfertiges Haus mit Grundstück vom Bauträger“, sagt Mattis. Dank des garantierten Festpreises scheinen hier die Kosten unter Kontrolle und das finanzielle Engagement überschaubar zu sein. Doch in der Praxis sieht das ganz anders aus, da individuelle Wünsche oft teuer sind.

„Unnötige Kosten durch Umplanungen gibt es bei einem von vorneherein nach den jeweiligen individuellen Vorstellungen entworfenen Architektenhaus nicht“, sagt Mattis. Richtig geplant muss es nicht teurer sein als ein Standardhaus vom Bauträger, hat der Verband Privater Bauherren immer wieder in Beispielrechnungen festgestellt. „Fertighäuser sind entgegen einem weit verbreiteten Vorurteil nicht preisgünstiger als Architektenhäuser“, sagt auch Anselm Kipp vom Bundesverband Deutscher Fertigbau. Ein Vorteil sei aber, dass zum Beispiel die deutschen Hersteller von Holzfertighäusern das Material in Energiespar-Qualität mitlieferten.

Am Energiestandard des Hauses sollte auf keinen Fall gespart werden. Denn angesichts zu erwartender Preissteigerungen bei Strom, Öl und Gas kann der Bauherr auf Dauer sparen. Fertighäuser gibt es in verschiedenen Ausbaustufen, je nachdem, wie viel der Bauherr selbst bauen kann und will.

Der Verzicht auf einen Keller ist der Standardtipp, um am Bau zu sparen. „Die Kosten für einen Keller werden meistens überschätzt“, meint dagegen Gisela Pohl von der Initiative Pro Keller. Denn auch ein Haus ohne Keller benötigt eine Grundplatte und frostsichere Flächen für Waschmaschine, Trockner, Heizung und Lagerflächen für Getränke. Ebenerdige, nicht frostsichere Kellerersatzräume sind ebenfalls nicht kostenlos und benötigten zusätzliche Grundstücksfläche.

„Wer sparen muss, kann sich zunächst beschränken auf einen Rohbaukeller mit den notwendigen Anschlüssen “, rät Pohl. Auf eine Wärmedämmung unter der Bodenplatte sollte ebenfalls nicht aus Kostengründen verzichtet werden.