Kante an Kante: Bodenfliesen selbst verlegen

Köln/Berlin (dpa/tmn) - Es ist die Kür eines jeden Heimwerkers - und noch Jahrzehnte später rühmt sich Mutti oder Vati des Schachbrettmusters auf dem Badezimmerboden. Beim Verlegen von Bodenfliesen kann man aber einiges falsch machen.

Die Kosten für den Fliesenleger will mancher Bauherr oder Renovierer sparen und legt selber Hand an. „Allerdings ist dies nur auf den ersten Blick einfach“, warnt Michael Pommer, Trainer an der DIY-Academy in Köln. Denn ohne notwendiges Wissen über Untergrund, Bau-Chemie und Fliesenart drohen gravierende Spätfolgen: Die Fliesen können sich lösen, springen oder zerreißen.

„Ganz wichtig für das Fliesenverlegen ist ein ebener Untergrund“, sagt Jens-Uwe Fellhauer vom Industrieverband Keramische Fliesen + Platten in Berlin. Je größer die Formate der Fliesen seien, umso ebener müsse der Untergrund sein. Bei kleineren Formaten könne man schon mal Unebenheiten ausgleichen.

Bodenfliesen werden auf gegossenem Estrich oder Trockenestrich verlegt. „Aber auch auf einem alten Holzboden lässt sich ein geeigneter Untergrund beispielsweise mit einer Spanplatte herstellen“, erläutert Pommer. Diese Platte sollte, um Schallbrücken und damit laute Geräusche beim Gehen auf dem Boden zu vermeiden, schwimmend auf den alten Holzdielenboden verlegt werden. Es darf also keine feste Verschraubung geben. Lediglich lose Dielen des alten Untergrunds werden noch mit dem darunter liegenden Fundament verschraubt.

Eine Trittschall-Belästigung droht aber auch beim Verlegen auf schwimmendem Estrich. „Wenn keine Fuge am Rand des Estrichs erhalten bleibt, entsteht eine feste Verbindung zur Wand“, erklärt Pommer. Die Schalldämmung des schwimmenden Estrichs werde dadurch unwirksam.

Das früher übliche Dickbettverfahren, mit dem Ungleichheiten im Untergrund ausgeglichen wurden, überfordert nach Ansicht von Pommer die meisten Heimwerker. Stattdessen sollte der ungleichmäßige Boden lieber mit einer selbstverlaufenden Ausgleichsmasse belegt werden, rät die Stiftung Warentest in Berlin. Den alten Estrich müsse man zuvor gründlich von Kleber-Resten reinigen.

„Bei neu gegossenen Estrichen sollte man vor dem Verlegen in jedem Fall die Restfeuchte prüfen“, rät Eva Reinhold-Postina vom Verband der Privaten Bauherren in Berlin. Werde der Estrich noch während des Austrocknens belegt, drohen Schäden am Estrich und Belag. Sinnvoll sei es daher, sich vom Hersteller des Estrichs genau nennen zu lassen, wann der Boden reif zum Belegen sei. Das könne durchaus erst nach mehreren Wochen der Fall sein, erläutert die Expertin.

Auf einen optimal vorbereiteten Untergrund wird dann je nach Fliesenstärke eine fünf bis zehn Millimeter dicke Kleberschicht gegeben. „Diese Kleberschicht wird zuerst mit einer Kelle auf den Boden aufgetragen und dann mit einem Zahnspachtel verteilt“, erläutert Pommer. Fliesenkreuze als Abstandhalter zwischen den Fliesen könnten als Anhaltspunkt dienen.

Die gelegten Fliesen auf dem Boden müssen dann entsprechend der angegebenen Abbindezeit des Klebers antrocknen. Erst dann kann der Heimwerker verfugen. Das Einschlämmen der Fugen gelingt laut Pommer am besten mit einem Gummiwischer. Sobald der Fugenmörtel anzubinden beginnt, können die Mörtelspuren mit klarem Wasser undeinem Schwamm weggewischt werden. Ein Entschleiern des Bodens von Kalkresten sei den Angaben zufolge bei den heutigen Materialien nicht mehr üblich - ordentliches Abwaschen reiche hier. Die Ränder verschließt man zum Abschluss mit Silikon.

Das Verlegen von Fliesen hat es in sich - grundsätzlich empfiehlt Pommer daher ungeübten Anfängern, einen Heimwerker-Kurs im Baumarkt zu belegen. „In einem solchen fünf- bis sechsstündigen Kurs wird die notwendige Theorie vermittelt und auch der praktische Umgang mit Fliesenkleber, Fugenmörtel, Zahnspachtel, Gummiwischer, Schwamm und Fliesenschneider geübt“, sagt der Experte.