Lärm- und Wärmeschutz: Was gute Fenster ausmacht
Troisdorf (dpa/tmn) - An ein Fenster kann man neuerdings hohe Ansprüche haben: Es hält nicht nur Wind und Wetter draußen. Es kann auch grelles Licht und die Hitze der Sonne abhalten. Experten raten aber bei all den Möglichkeiten, vor allem die Wärmedämmung zu bedenken.
Bei der Auswahl des richtigen Fensters hat der Immobilienbesitzer drei Wünsche: Gute Wärmedämmung, sichtbaren Licht- und optimalen Schallschutz. Gute Lösungen für die eine Seite bedeuten allerdings Abstriche auf der anderen Seite.
Beim Kauf stehen vor allem diese Varianten oder ihre Kombination zur Auswahl: Speziell beschichtete Sonnenschutz-Gläsern reflektieren den Angaben des Bundesverbandes Flachglas (BF) in Troisdorf in Nordrhein-Westfalen große Teile der Infrarot-Strahlung und reduzieren das Aufheizen des Raumes im Sommer. Isolierglas hingegen halte Wärme im Raum, während spezielle Wärmedämm-Beschichtungen Sonnenstrahlen besser durchlassen und so dem Haus einheizen.
Jochen Grönegräs vom Bundesverband rät aber: „An erster Stelle sollte heute immer eine gute Wärmedämmung stehen. Denn hier gilt es, die Anforderungen der Energiesparverordnung zu beachten.“ Das Maß der Dinge sei hier derzeit das Dreischeiben-Isolierglas, dessen Wärmedämmwert (U-Wert) bei 0,7 liege. Das bedeutet: Nur 0,7 Watt gingen je Grad Kelvin Temperaturunterschied zwischen Innen und Außen durch einen Quadratmeter Glas verloren.
Doch nicht nur hochwärmedämmende Fenster, auch Sonnenschutzglas kann einen guten Wärmedämmwert erreichen. Beide Produkte unterscheiden sich durch den g-Wert. Er zeigt an, wie viel Prozent der Sonnenenergie es durch das Glas in den Raum schaffen. Bei Wärmedämmgläsern sind es 60 Prozent, bei Werten unter 50 Prozent handelt es sich um ein Sonnenschutzglas.
Der g-Wert lässt sich beliebig senken - aber das hat Auswirkungen auf die Versorgung mit natürlichem Licht. Wer dann den Lichtschalter öfter drücken muss, bringt sich um eine gute Energiebilanz, erläutert Ulrich Tschorn vom Verband Fenster + Fassade (VFF) in Frankfurt das Prinzip. Der Erfolg liege daher in der richtigen Mischung der beiden Faktoren U-Wert und g-Wert.
Der Traum der Fensterhersteller ist daher das schaltbare Glas: Per Knopfdruck wird im Sommer auf einen niedrigen und im Winter auf einen hohen g-Wert umgestellt. Dieser Traum ist bereits Realität - aber eine teure. „Noch steht der hohe Preis einer weiten Verbreitung im Weg“, sagt Jochen Grönegräs. Er rät daher zu einer Faustregel: Je größer die Fensterfläche im Verhältnis zur Fassade und zur Grundfläche des Raumes ist, umso niedriger sollte der g-Wert des Fensters sein.
Vor Hitze schützen in den warmen Monaten auch flexible Helfer: Rollos oder Jalousien. Doch sinnvoll seien sie in diesem Fall nur, wenn sie außen angebracht sind, sagt Grönegräs. „Sonnenschutz im Raum ist reiner Lichtschutz, gegen Wärme und Hitze hilft er dann nicht mehr. Dafür sind sie leichter zu reinigen als Produkte für den Außenbereich.“ Auch Wilhelmina Katzschmann, Vizepräsidentin der Ingenieurskammer Rheinland-Pfalz in Mainz, rät zu außenliegendem Sonnenschutz. „Aber hier gilt: Der Wartungsaufwand ist wegen der Witterungseinflüsse höher.“
Dritte Variante sind Rollos im Zwischenraum des Isolierglases. „Von der Wirkung her liegt diese Lösung im mittleren Bereich“, sagt Grönegräs. „Sie bietet den besten Schutz gegen Schmutz und Beschädigung. Allerdings brauchen sie mehr Platz für größere Rahmen.“
Wer sich weniger Sorgen um die Energiefrage macht und stattdessen unter Lärmbelästigung an einer vielbefahrenen Straße leidet, sucht Schallschutz. „Schalldämmglas hat mehr Masse durch dickere Gläser, und sie sind asymmetrisch aufgebaut“, erläutert Grönegräs. Zusätzlich stoppe Verbundglas mit einer elastischen Folienschicht zwischen den Scheiben die Schallübertragung. Doch guter Schallschutz zeichne sich nicht durch die Anzahl der Glasschichten, sondern nur durch deren Qualität aus, betont Katzschmann. „Eine Dreifachverglasung kann durchaus schlechter sein als eine Zweifachverglasung.“