Lila im Osten, Orange im Westen - Ideen für den Balkon
Berlin (dpa/tmn) - Ein Nordbalkon klingt nicht nach Glücksfall. Es ist hier oft etwas kühl. Glücklich mag sich schätzen, wer zur Südseite sitzen kann. Aber dort wird es manchmal recht heiß. Kurzum: Jede Himmelsrichtung hat Vor- und Nachteile, man muss sie zu nutzen wissen.
Der Osten: Hier geht die Sonne auf - der perfekte Platz fürs Frühstück. Wichtig ist also, dass man einen Tisch hat, der ausreichend Platz bietet. Und die Farbe der Accessoires wie Kissen, Schirmtuch und Tischdecken? Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie schlägt eine Einrichtung in zarten Pastelltönen vor. Diese Töne erschrecken am Frühstückstisch nicht die noch verschlafenen Augen. Und sie sorgen für einen Tick mehr Helligkeit, wenn der Balkon im Laufe des Tages im Schatten liegt. Denn hierhin scheint nur bis etwa mittags die Sonne. Ab Spätnachmittag kann es schon recht kalt werden.
Gut ist hier also ein Bodenbelag, der die Wärme der Morgensonne speichert. Das können Steinfliesen gut, erklärt Geismann. Oder man sorgt zumindest dafür, dass die Füße nicht zu kalt werden, etwa indem man Fliesen mit einer Dämmschicht und dann Kork- oder Holzfliesen legt, erklärt die Buchautorin Katharina Adams aus Linnich. „Die kann ich auch lose verlegen, es braucht keine großen Bauarbeiten.“ Das ist folglich auch in Mietwohnungen machbar.
Der Westen: Wer einen freien Ausblick hat, schaut hier der Sonne beim Untergehen zu. An Sitzplätze ist es in dieser Richtung abends länger warm - also der perfekte Ort zum Grillen und Weintrinken. Neben einem großen Tisch ist hier natürlich wichtig, dass der Grill ausreichend Platz findet. Denn: 400 Grad und mehr Hitze können manche Modelle entwickeln, erklärt der Tüv Nord in Hannover. Am besten steht das Gerät an einem windstillen Ort.
Generell braucht es beim Balkon gen Westen einen Windschutz. Denn das ist in Deutschland die sogenannte Wetterseite, von der am ehesten der Wind und auch der Regen kommt. Hier bieten sich an den Seiten Trennscheiben an oder Paravents, erklärt Buchautorin Adams. Als Dach eignen sich stabile und regenfeste Markisen. Auf windigen Westbalkonen ist wichtig, dass auch Sonnenschirme stabil stehen. Modelle mit Gehwegsplatten tun das eher als solche mit einem Fuß, der mit Wasser gefüllt wird, wie Gerd Engelhardt vom Tüv Rheinland erklärt.
Auch beim Bodenbelag ist die Wetterseite zu bedenken: Holzbeläge sind keine gute Wahl für Balkone, die ständig Regen abbekommen, erklärt die Buchautorin Esther Herr aus Kenzingen. „Aber dafür gibt es ja inzwischen auch Holz-Kunststoff-Mischungen (WPC), die wetterfest sind. Fliesen oder Beton finde ich persönlich zu kühl und ungemütlich, aber beide Beläge sind ebenfalls robust.“ Und die Farbe der Einrichtung? Geismann rät zu Orange. „Sie soll Mücken eher abschrecken, und außerdem reflektiert sie den Sonnenuntergang toll.“ Grundsätzlich gilt hier für die Einrichtungsfarbe: Nicht zu dunkel gestalten, denn die Farben sollen nicht das Licht absorbieren, sondern reflektieren.
Der Süden: Auf diesen Balkon scheint die Sonne am längsten direkt. Sitzflächen zur Südseite sind also perfekt zum langen Brutzeln in der Sonne. Aber hier ist natürlich auch Schatten wichtig. Ein Sonnenschirm brauche 40 mal 40 Zentimeter Platz, erklärt die Deutsche Gütegemeinschaft Möbel (DGM). Platzsparende Alternativen sind zum Beispiel Tische mit integrierter Halterung oder einer an der Balkonbrüstung. Der Tüv Rheinland empfiehlt zum Schutz vor UV-Strahlen einen Stoff mit Lichtschutzfaktor 60 bis 80. Die Sonne heizt hier die Fußbodenbeläge auf. Geismann rät zu Holzböden, die sich nicht so stark erhitzen wie Steinbeläge - und somit barfuß noch begehbar sind. Die Alternative sind Outdoor-Teppiche.
Auch die Möbelfarbe ist hier ein Problem: Dunkles heizt sich in der Sonne auf, und gerade Kunststoff- und Metallmöbel können hohe Temperaturen erreichen. Die DGM rät zu hellen Polsterauflagen, die Rücken- und Sitzfläche komplett bedecken.
Norden: „Wenn es richtig heiß ist, sind sie super. Sie sind dann eine echte Oase“, sagt Buchautorin Katharina Adams über Nordbalkone. Und sie sind der perfekte Ort fürs Zurückziehen und Einmummeln. Schön sind hier Möbel mit genau diesem Wohlfühlgefühl, etwa die angesagten Korbsessel zum Aufhängen. Oder gar ein Strandkorb.
In den Schatten passen helle Farben, die ein wenig mehr erhellen, wie Geismann erklärt. Und immer gut machen sich in kühleren Räumen warme Farben wie Gelb und Terrakottarot, findet Adams. „Eventuell kann man die Wände auch in diesen Farben streichen.“ Gemütlich wirken dazu Holzmöbel und viele Pflanzen. Wo die Sonne nicht hinscheint, bleibt Feuchtigkeit nach einem Gewitter oder der Morgentau länger erhalten. Böden wie auch Möbel sollten schnell abtrocknen, oder sich wie Fliesen und Metall oder Plastik abziehen lassen.