Ökostrom-Umlage sinkt: Wenig Spielraum für Strompreissenkung
Berlin (dpa) - Erstmals sinkt die Ökostrom-Umlage, mit der die deutsche Energiewende finanziert wird. Aber der Spielraum für Strompreissenkungen ist eher gering - das hängt auch mit dem Bau neuer Stromtrassen zusammen.
Verbraucher und Wirtschaft in Deutschland können auf etwas Entspannung bei den Strompreisen hoffen. Die Ökostrom-Umlage sinkt erstmals, wenn auch nur leicht von 6,24 auf 6,17 Cent je Kilowattstunde. Das teilten die vier für die Verwaltung des Ökostrom-Kontos verantwortlichen Übertragungsnetzbetreiber am Mittwoch (15. Oktober) mit. Nach Abzug der Erlöse für den produzierten Strom aus Wind-, Solar-, Biomasse- und Wasserkraftanlagen ergebe sich für 2015 ein Umlagebetrag von 21,8 Milliarden Euro. Das Sinken wird bei der über den Strompreis zu zahlenden Umlage bei einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden allerdings nur 2,45 Euro weniger im Jahr ausmachen.
Verbraucherschützer verweisen auf seit Jahren sinkende Einkaufspreise für Strom, was auch mit der starken Zunahme der Ökostrom-Produktion zusammenhängt. „Viele Versorger müssten nach unseren Berechnungen die Strompreise senken“, sagte der Energieexperte der NRW-Verbraucherzentrale, Udo Sieverding, der dpa.
Nach Berechnungen des Portals Verivox kann es wegen steigenden Netzentgelten durchaus in einzelnen Regionen sogar weiterhin zu Preiserhöhungen kommen. Ein Haushalt mit einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden zahlt derzeit jährlich 993 Euro für Strom, bei 4000 Kilowattstunden sind es laut Verivox im Schnitt 1135 Euro. Die rechnerische Ersparnis durch die EEG-Umlage liege bei deutlich unter einem Prozent der Jahresstromrechnung.
So funktioniert das Umlagesystem: Betreiber von Solaranlagen, Windrädern, Wasserkraft- und Biogasanlagen erhalten auf 20 Jahre garantiert eine feste Vergütung. Über die Umlage wird die Differenz zwischen dem am Markt erzielten Preis und dem Vergütungssatz gewälzt.
Bei dem neuen Umlagebetrag entfallen 2,7 Cent pro Kilowattstunde auf Solarenergie, 1,6 Cent auf Biomasse, 1,2 Cent auf Windkraft an Land und 0,5 Cent pro Kilowattstunde auf Wind offshore, also im Meer produzierten Windstrom. Hinzu kommt noch eine Liquiditätsreserve, um gegen Schwankungen abgesichert zu sein.
Auch weil die Umlage im laufenden Jahr einen hohen Liquiditätspuffer hat, war sie etwas zu hoch angesetzt. Erstmals war das Konto zum entscheidenden Stichtag 30. September mit knapp 1,4 Milliarden Euro im Plus, zum gleichen Zeitpunkt 2013 gab es noch ein dickes Minus von 2,2 Milliarden Euro.
Die Übertragungsnetzbetreiber rechnen damit, dass im kommenden Jahr die Ökostrom-Produktion weiter steigen wird, von 150 Terawattstunden 2014 auf etwa 160 Terawattstunden. Wichtigster Stromlieferant ist die Windkraft - insgesamt beträgt der Ökostrom-Anteil in diesem Jahr bisher bereits 27 Prozent. Wichtigster Energieträger sind weiterhin Braun- und Steinkohle mit einem Stromanteil von rund 45 Prozent.