Rückzugsort in der Höhe: So gelingt das Baumhaus

Bremen (dpa/tmn) - Der Wind rauscht in den Blättern, die Vögel geben ein Konzert und keiner stört: Baumhäuser sind aufgrund ihrer Lage in luftiger Höhe ein toller Ort für den Rückzug vom Alltag.

Kinder lieben diese Himmelsschlösser, aber auch Erwachsene finden dort Ruhe.

Nur die Baumwipfel, in denen die Vögel ein Konzert geben, sind noch höher: Wie ein Luftschloss wirkt ein Baumhaus. „Man hat das Gefühl, zwischen zwei Welten zu sein, wenn man auf einen Baum klettert. Man ist nicht unten auf dem Boden, und man ist logischerweise nicht oben im Himmel - man ist also zwischen Himmel und Erde“, beschreibt der Architekt Andreas Wenning aus Bremen das Gefühl im Baumhaus. Kinder finden dort ein Reich nur für sich. Aber auch viele Ältere wünschen sich so einen Rückzugsraum: „Es ist für sie ein ungewöhnlicher Ort, wo sie zu sich finden können.“

Einige Firmen bauen solche Baumhäuser in großen, alten Baumbeständen. Auch Andreas Wenning entwirft die Kindheitsträume für Erwachsene. Seine Konstrukte können ein integriertes Badezimmer und Wohnzimmer haben. Auch ein Waschbecken oder der TV-Anschluss sind möglich.

Es müssen nicht gleich solche Luxusimmobilien sein. Erwachsenen reicht wie Kindern auch ein einfacher Raum zum Zurückziehen. Doch sie wollen im Gegensatz zu Kindern ein gewisses Maß an Komfort: Vielleicht stelle man einen Schreibtisch oder eine Minibar hinauf, schlägt Wenning vor. Auch werden die Wände für Erwachsene gerne isoliert und dem Bau damit ein feineres Ambiente gegeben.

„Kinder haben eine andere Wahrnehmung und wollen alles etwas abenteuerlicher und grober haben“, sagt der Architekt. Zugleich müsse ihr Baumhaus sehr robust und sicher sein. Die Aktion Das sichere Haus (DSH) in Hamburg rät daher: Der Boden sollte Stürze abfedern. Daher werde am besten generell um Spielgeräte ab einer Höhe von 1,50 Meter eine 40 Zentimeter dicke Schicht aus Sand oder Rindenmulch ausgelegt.

Der Baum sollte laut Wenning gesund und nicht zu alt oder zu jung sein. Er sollte zudem eine große, breit gewachsene Krone mit vielen tragfähigen Ästen haben, rät Michael Pommer, Trainer an der DIY-Academy in Köln. Gut seien Harthölzer wie die Eiche oder die Buche. Bei Nadelhölzern bieten sich auch mehrere Bäume nebeneinander an, in die das Haus übergreifend gesetzt wird. „Wenn die Tragkraft der Bäume nicht ausreicht, setzen wir Stützen“, sagt Wenning.

Die Unterkonstruktion für ein Baumholz sollte tragfähig sein, sagt Pommer. „Ich rate davon ab, dass Baumhaus am Baum zu verschrauben. Denn der Baum wächst zum einen weiter, zum anderen hat er dann Verletzungen, die ihn absterben lassen können.“ Gerade Nägel und Schrauben aus Kupfer oder verzinktem Material schadeten dem Holz.

Bauteile, die mit Seilen oder Draht befestigt werden, sollten mit Gummischläuchen unterlegt sein, sagt Isabelle Van Groeningen von der Königlichen Gartenakademie in Berlin-Dahlem. „Direkt unter der Rinde liegen die zur Versorgung wichtigen Gefäße eines Baumes.“ Draht wachse in das Holz hinein und schnüre diese Leitungen ab.

Wenning befestigt seine Häuser so: Er bindet Textilgurte um die Äste, an die Stahlseile gehängt werden und die wiederum das Konstrukt halten. Die Seilspanner könnten laut Pommer jederzeit dem Wachstum des Baumes angepasst werden. Grundsätzlich sollte das Baumhaus so in den Baum eingefügt werden, dass er Raum zum Weiterwachsen hat - und laut Wenning sollte der Baum sich auch frei im Wind bewegen können.

Literatur:

Die Broschüre „Den Garten genießen. Sicher gärtnern“ mit Hinweisen zum Baumhausbau kann kostenlos bestellt werden bei der Aktion Das sichere Haus, „Garten“, Holsteinischer Kamp 62, 22081 Hamburg oder per E-Mail unter bestellung@das-sichere-haus.de

Andreas Wenning: Baumhäuser: Neue Architektur in den Bäumen, DOM publishers, erweiterte 2. Auflage, 2011, 288 Seiten, 58 Euro, ISBN: 978-3869221717

Alain Laurens, Daniel Dufour, Ghislain André: Traumhafte Baumhäuser, AT Verlag, 2009, 224 Seiten, 45 Euro, ISBN: 978-3038004806