Schwer zu bekämpfen: Grüne Beläge an Fassaden
Mainz (dpa/tmn) - Feuchte Ecken hat jedes Haus. Da tropft das Regenwasser, da sammelt sich eine Pfütze und da wachsen Moos, Algen und Pilze. Die grünen Beläge sind von Hand nicht so leicht wieder wegzubekommen, und Maschinen machen oftmals mehr kaputt als wieder schön.
Ein Mauervorsprung oder die schattige Nordfassade: Solche Stellen an Häusern zieren gerne unansehnliche grüne Beläge. Schuld sind in der Regel Algen. Auf ihnen siedeln sich Flechten, Moose und Pilze an, wie Uta Maria Schmidt von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz in Mainz erklärt.
Die Sporen der Mikroorganismen lassen sich dort nieder, wo sie gute Bedingungen finden. „Die wichtigste Lebensgrundlage ist Feuchtigkeit“, sagt Axel Hauenstein, Sachverständiger für Feuchte und Schimmel aus Merzenich bei Köln. „Gefährdet sind daher alle Gebäude in Regionen mit ständig hoher Luftfeuchtigkeit etwa durch Nebel oder mit Nähe zu einem See oder zum Wald.“ Bauteile auf der Wetterseite von Gebäuden, wo Regen vornehmlich auftrifft, oder im Schatten von Nachbarbebauung oder hohen Bäumen trocknen dort nur sehr langsam ab.
Auch alle Ritzen, Winkel und Nischen sind lange feucht. Besonders dort können Beläge Schäden verursachen. Denn dringen Feuchte oder Wurzeln durch einen Riss im Putz oder Ziegel in die Gebäudehülle ein, können sie bei Frost die Fassade aufbrechen.
Selbst wenn es nicht zum Schlimmsten kommt: Schön ist der Bewuchs nicht. Auf kleinen Flächen könne man die Beläge mit einem harten Besen oder einer trockenen Bürste entfernen, empfiehlt Baufachberaterin Schmidt. Hartnäckiger Belag sollte zuvor angefeuchtet werden. Dieser Großputz sollte an einem trockenen Tag stattfinden, damit die Restfeuchte schnell wieder abtrocknet.
Schwierig gestaltet sich die Reinigung großer Flächen, denn für eine übermannshohe Hausfassade wird ein Gerüst benötigt. „Auf das Dach sollte nur der Dachdecker, Zimmerer oder Spengler klettern“, warnt Manfred Gunkel vom Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks in Köln. Der Grund dafür ist nicht nur die Unfallgefahr: Laien könnten auch größeren Schaden an den Ziegeln anrichten.
Vorsicht ist überall beim Einsatz von Dampfstrahlgeräten und Hochdruckreinigern geboten. „Vor allem in den An- und Abschlussbereichen kann schnell Wasser unter die Dacheindeckung gelangen“, sagt Gunkel. „Die Dachdeckung ist regensicher, aber nicht auf derartigen Wasserdruck ausgerichtet.“ Auch an der Fassade dürfe daher ein solches Gerät nur zum Einsatz kommen, wenn das betroffene Bauteil robust ist.
Langfristig wirkungsvoller erweist sich, den Belägen vorzubeugen. „Eine einfache Maßnahme ist, Sträucher und Bäume in Gebäudenähe regelmäßig großzügig zurückzuschneiden“, sagt Schmidt. Mit etwas Freiraum würden Fassaden und Dach schneller abtrocknen.
Hilfreich ist auch eine jährliche Reinigung der Dachrinnen. Denn aus verstopften Rinnen oder Fallrohren schwappt Wasser über den Rand. Fehlen Siebeinsätze in den Fallrohren, wird auch grober Schmutz mitgespült. Dieser bleibt in der Drainage hängen und behindert dort den Abfluss. Ein feuchter Sockel kann die Folge sein.
„Beim Neubau oder einer Sanierung hat der Bauherr diverse konstruktive Möglichkeiten“, erklärt Baubiologe Hauenstein. „Ganz wichtig ist ein ausreichend großer Dachüberstand von 50 bis 80 Zentimetern.“ Das sichere die Fassade vor Schlagregen. Eine umlaufende Schicht aus Drainageschotter am Boden halte darüber hinaus den Sockel trocken. Fassadensimse sollten mit einem leichten Gefälle vom Haus weg angelegt sein. So läuft das Wasser besser ab.
Auch die richtigen Materialien beugen Belägen vor. „Günstiger als hydrophobierende Oberflächen sind mineralische Putze und Farben“, sagt Hauenstein. Verzichtbar seien organische Bindemittel, denn sie könnten den Nährboden für die Mikroorganismen bilden.
Und: Je glatter die Oberfläche gearbeitet ist, umso besser. Das gilt auch für das Dach, erläutert Gunkel. „Je mehr Poren ein Dachbelag hat, umso größer ist seine Oberfläche und damit das Befallrisiko. Ziegel mit glatter Oberfläche helfen, den Bewuchs zu verzögern.“ Ein bewährtes Material entweder als Dachdeckung oder Zusatzausrüstung im Firstbereich und in gezielt ausgewählten Dachbereichen sei außerdem Kupfer. Daneben beuge auch die Farbe Weiß dem Befall vor, denn sie halte die Oberfläche etwas kühler als eine Fläche in einem gedeckten Farbton.