Stapeln und Falten: Clevere Möbel für kleine Wohnungen
Mailand (dpa/tmn) - Die Wohnung der Zukunft ist klein und beengt. Dennoch soll hier alles unterkommen, was ein Erwachsener jenseits der Studienjahre an Komfort verlangt. Das geht nur mit cleveren Möbeln, die vieles in einem sind - oder möglichst raumsparend.
Die Möbel der nahen Zukunft müssen faltbar, stapelbar oder zumindest irgendwie wandelbar sein. Diese finden dadurch auch in immer beengter werdenden Wohnungen Platz - sei es, weil Wohnraum in Großstädten knapper und teurer wird oder viel zu viel Besitz die Räume verstopft. Beim SaloneSatellite, einer Ausstellung auf dem als Trendmesse geltenden Salone Internazionale del Mobile in Mailand (17. bis 22. April), wird jedes Jahr gezeigt, was den Designnachwuchs umtreibt und wohl in der nahen Zukunft von der Branche zu erwarten ist. In diesem Jahr waren auffällig viele Lösungen für kleine Räume und flexible Wohnsituationen dabei.
Gute Ideen dafür haben vor allem junge japanische Designer wie Makoto Inagaki von Aun 2H4 Design aus dem dicht besiedelten Tokio. „Möbel nehmen schlichtweg Platz weg“, sagt der Designer. „Auch in Europa, wo man viel in den Wohnungen hortet, wird der fehlende Platz langsam zum Problem.“ Er versuche daher minimalistische, aber flexible Möbel zu gestalten: Eine Garderobe, deren Haken weg- und dafür vier Füße ausgeklappt werden können, wird umgekippt zum Tisch. Eine Bank kann wie ein Fächer ausgeklappt werden, und jedes Teil verbirgt eine Schublade. Oder ein viereckiges Regal aus Pappmaschee kann wie ein Karton flach gemacht und so im Keller verstaut werden.
Über Einraumwohnungen hat sich Francesco della Valle, Designer von Arkimera, Gedanken gemacht: Wie können die Möbel am besten arrangiert werden, damit man neben einer Schlafstätte auch einen Wohn- und einen Essbereich unterbringt? Er legte letztere beide zusammen. Sein Sofa hat die Lehne in der Mitte und somit Sitzflächen auf zwei Seiten: Eine diene als Bank am Esstisch, die andere zeige in Richtung Fernseher und bleibe Möbel zum Relaxen, erläutert della Valle. „Ein weiterer Vorteil des Möbels ist, dass es in größeren Räumen die Kommunikation zwischen Wohn- und Esszimmer näher zusammen bringt. Während die einen am Tisch sitzen, können andere Familienmitglieder im Wohnzimmer faulenzen, aber noch so nah dran sein, dass sie mitreden können.“
Möglichst vielen Zwecken dienen soll auch „Reforma“ von Sandra Cabello Carvajal vom Instituto Europeo di Design Madrid-Barcelona: Sein Raumtrenner ist aus Pappmaschee mit exakt ausgeschnittenen Umrissen für Teller, Vasen oder dem Besen, was ihn dadurch gleichzeitig zum Regal für die zum Raum offene Küche macht. Dank der Löcher, die nicht immer gefühlt sind, können Menschen vor und hinter dem Paravent sich immer noch sehen und miteinander kommunizieren.
Am wenigsten Platz nimmt die Idee der Design Facility weg. Sie nutzt die Farbe an der Wand als Halterung für Wohnaccessoires: Das elastische Material wird an die Wand gestrichen wie jede andere Farbe auch, erläutert Unternehmenssprecherin Caroline Hia. Ist es angetrocknet, greift man zu Spezialwerkzeug, das wie ein Pizzaschneider aussieht: Es wird damit zweimal parallel in die Farbe eingeschnitten und das Mittelteil leicht herausgezogen.
Dahinter wird ein Gegenstand - zum Beispiel, wie auf der Messe zu sehen, eine Schere oder ein Stift - geklemmt, der so an der Wand hält und jederzeit herausgenommen werden kann. Mit einem Spezialpinsel lassen sich so auch kleine Farbnasen oder ganze Miniregale an der Wand formen, die Postkarten oder gar Bügel halten.
Spieldecke und Box für die Spielsachen auf einmal ist Lana Agiyans Entwurf einer überdimensionalen Stoffblume. Die Blätter können dank eines Reißverschlusses zusammengefügt werden, wodurch der entstehende knospenförmige Hohlraum entweder für die Kinder als Spielhütte dienen kann, oder darin werden die Spielsachen gelagert. Sind die Blätter offen, dienen sie als flauschige Unterlage auf dem Boden. Die Blüte in der Mitte ist zugleich Spielball oder Sitzsack. „Ich habe mir die Bedürfnisse der Kinder angesehen und festgestellt, sie müssen alles jederzeit verändern können“, beschreibt Agiyan ihre Idee.