Aus dem Wald in den Garten - Heidelbeeren kultivieren
Gilten (dpa/tmn) - Sommerzeit ist Beerenzeit. Früher holte man sie aus den Wäldern in die Küche. Heute sind die Sträucher rar geworden - dabei lassen sie sich im eigenen Garten kultivieren. Allerdings sind Heidelbeeren anspruchsvoll.
Die kleinen blauen Heidelbeeren sind eine köstliche Nascherei, die man nicht nur im Wald findet. Sie lassen sich auch im Garten anbauen. Die heimische Wildart (Vaccinium myrtillus) wächst an lichten Gehölzrändern ebenso wie in Heide- und Moorlandschaften, wo sie sich auf sauren, nährstoffarmen Böden ausbreitet. „Die Waldheidelbeere kommt nur im Wildbestand vor“, sagt Sonja Dierking, Züchterin von Kultur-Heidelbeeren aus Gilten-Nienhagen in Niedersachsen.
Die Kultur-Heidelbeeren für den Garten sind Büsche, die anderthalb bis zwei Meter hoch werden. „Bei uns wachsen vor allem die sogenannten Northern-Highbush-Sorten, die aus Nordamerika stammen“, erklärt Dierking. Sie beschreibt diese Pflanzen als frostfest und wuchsfreudig. Darüber hinaus versprechen sie eine reiche Ernte.
Während man nach dem Naschen der kleinen Waldheidelbeeren eine blaue Zunge bekommt, weil Schale und Fruchtfleisch reich an dem Farbstoff Anthocyan sind, haben die großen fruchtigen Kultur-Heidelbeeren ein helles Fruchtfleisch. Der blaue Farbstoff befindet sich nur in der Schale. „Die ersten Früchte kann man je nach Witterung Anfang Juli ernten“, sagt die Heidelbeerzüchterin.
Die Beeren an einem Fruchtstand werden in Etappen reif. Das hat den Vorteil, dass man über mehrere Wochen immer wieder ernten kann. Will man von Juli bis September Blaubeeren haben, empfiehlt Dierking, verschiedene Sorten mit unterschiedlicher Reifezeit zu pflanzen.
Kultur-Heidelbeeren wachsen am besten in der Sonne auf einem möglichst naturbelassenen Boden. „Er sollte vor der Pflanzung weder gedüngt noch gekalkt sein“, sagt die Züchterin. Ideal ist ein humoser, saurer Sandboden. „Leider findet man diese Bedingungen im Hausgarten sehr selten“, sagt Peter Stremer, Gärtnermeister im Obstbau am Gartenbauzentrum in Köln-Auweiler. Er rät, den Boden zu präparieren. „Es reicht aus, wenn man ein Loch mit einem Durchmesser von einem Meter und einer Tiefe von 40 bis 60 Zentimeter gräbt.“ In das Loch komme Torf oder ein Substrat für Rhododendren und Azaleen. Es hat genau die passenden Eigenschaften für Kultur-Heidelbeeren.
„Die Wurzeln wachsen eher nach oben an die Oberfläche als nach unten“, erläutert Züchterin Dierking. Daher könne der Gärtner den Pflanzen etwas Gutes tun, indem er immer wieder verrottetes Pflanzenmaterial wie Nadelstreu oder Holzhäcksel auf der Wurzelscheibe ausbreitet. Ein hoher Humusanteil hält den Boden auch feuchter, was die Sträucher bevorzugen. Aber es bereitet ihnen Probleme, wenn die Nässe sich staut oder der Boden sich verdichtet.
Heidelbeeren sollte man sparsam düngen. Dierking weist darauf hin, dass die Pflanzen sehr salzempfindlich sind. Die Expertin rät, einen Dünger zu verwenden, der für Rhododendren und Azaleen geeignet ist. Ein Teil werde gleichmäßig auf den Wurzelbereich gegeben, wenn die ersten Blüten erkennbar sind, und der zweite zum Ende der Blüte.
Kultur-Heidelbeeren können weit über 30 Jahre alt werden. Damit man dauerhaft viele Beeren ernten kann, braucht der Strauch regelmäßig einen Schnitt. Die älteren Zweige kommen raus. Im Herbst schmücken sich die Sträucher mit gelben orangen bis roten Blättern. Das junge Holz kann bei Sorten wie 'Reka' im Winter leuchtend rot gefärbt sein. Robust ist laut Stremer die Sorte 'Spartan', besonders aromatisch die Früchte von 'Elisabeth'.
Eine regelmäßige Ernte verspricht 'Bluecrop', die Stremer als „das Maß aller Dinge“ bezeichnet. Eine besonders lange Erntezeit hat man mit 'Liberty'. Stremers Geheimtipp ist 'Hortblue Poppins. Der Name Poppins gehe auf das knackige Fruchtfleisch zurück.