Der Natur geraubt? - Holzmöbel aus nachhaltigem Anbau erkennen
Hamburg (dpa/tmn) - Ob das Holz für Möbel aus Raubbau stammt, können Verbraucher im Handel kaum durchschauen. Aber es gibt ein paar Hinweise: Hochwertiges Tropenholz ist zum Beispiel stark gefährdet.
Siegel bieten Orientierung.
Bei Möbeln aus Massivholz sollte man eigentlich wissen, was man bekommt: Ein Stück aus Naturmaterial, über viele Jahre gewachsen, frei von Schadstoffen. Und doch: Nur wenn die Stücke auch schonend für den Wald hergestellt wurden, also aus einer verantwortungsvollen Bewirtschaftung stammen, tut man damit auch etwas Gutes für den Umweltschutz.
Das erkennt der Verbraucher kaum im Handel, aber er hat Orientierungshilfen. „Das sind die beiden Labels des FSC und des PEFC“, sagt Ulrich Bick vom Thünen-Institut für internationale Waldwirtschaft und Forstökonomie in Hamburg. Der Forest Stewardship Council (FSC) will unter anderem die biologische Vielfalt, die Wasserressourcen, die Böden sowie einzigartige und empfindliche Ökosysteme und Landschaften erhalten. PEFC steht für „Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes“.
Diese Organisationen seien trotz bestehender Kritik an der Zertifizierung immer noch das beste Kontrollsystem, sagt Bick. „Wenn ich so ein Logo sehe, kann ich relativ sicher sein, dass ich mit dem Kauf dieses Möbelstücks das mir Möglichste getan habe, um illegalen Holzschlag und Waldzerstörung zu vermeiden.“
Die für den Hersteller freiwilligen Zertifizierungen seien aber nicht in allen Produktbereichen weit verbreitet. „Klassische Gartenmöbel und Terrassendielen aber sind ein Bereich, bei dem Hersteller ohne die Zertifizierung fast keine Marktchancen mehr haben“, weiß Bick. Denn Hölzer im Außenbereich müssen besonders witterungsbeständig sein, was jene mit tropischem Ursprung am besten können - und gerade sie sind besonders durch Raubbau gefährdet. „Umgekehrt kann ich bei Material, das Tischlereien oder Zimmerereien aus deutscher Waldwirtschaft nutzen, so gut wie sicher sein, dass es legal geschlagen wurde - ohne Zertifikat.“ Der deutsche Wald sei aktuell zu fast 80 Prozent nach PEFC und/oder FSC zertifiziert.
Darüber hinaus gibt es hierzulande gesetzliche Regelungen: Seit 2013 gilt die Holzhandelsverordnung der EU, die verbietet, dass illegal geschlagenes Holz in den Verkehr kommen und gehandelt werden darf. Das bedeutet: Derjenige, der das Holz in die EU importiert und auf den Markt bringt, muss nachweisen können, dass es legal erwirtschaftet wurde. „Handelt es sich etwa um Teakholz aus Indonesien, müssen Nachweise der Legalität eingeholt werden, notfalls durch Dritte vor Ort“, erklärt der Experte.
Allerdings kann sich der Verbraucher nicht darauf verlassen, dass nicht getrickst wurde: Denn nur der Importeur oder Waldbesitzer muss den Nachweis erbringen. Die Verordnung aber muss in vielen EU-Ländern erst noch in nationales Recht umgewandelt werden, erklärt Bick. Er sagt aber auch: „Man kann sich aber relativ sicher sein, dass der Möbelhändler in Deutschland die vorgeschriebene Sorgfaltspflicht erfüllt und der Käufer nicht weiter den illegalen Raubbau fördert.“
Doch noch ist nicht jedem der Umweltschutz in der Möbelbranche so wichtig wie in anderen Lebensbereichen: Der Verbraucher sei zwar sensibler geworden, aber nur leicht, sagt Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM). Zugleich werde er von Seiten der Industrie noch nicht genug angesprochen - obwohl die Hersteller durchaus ökologisch verantwortungsbewusste Produkte im Angebot hätten, sagt Geismann. Sie rät den Käufern, im Handel bewusst nachzufragen.
Das gilt auch in Punkto Gesundheit: „Nur rund 50 Prozent der in Deutschland verkauften Möbel stammen auch aus Deutschland“, erklärt die Expertin. Der Großteil des Restes komme aus Asien. Für diese importierten Möbel gelten andere Grenzwerte für Schadstoffe als für jene Stücke, die in der EU hergestellt wurden.
Schadstoffe sind auch ein wichtiger Punkt bei Spanplatten. Sie bestehen aus Holzteilchen - diese Resteverwertung ist laut Umweltbundesamt an sich sogar umweltschonender als die Verwendung von Massivhölzern. Aber Bindemittel halten die Teilchen zusammen, die flüchtige organische Verbindungen sowie Restmengen von Lösemitteln ausgasen können. Das kann die Umwelt und die Gesundheit belasten. Der Rat der Behörde: Verbraucher sollten auf Produkte mit Label wie dem FSC-Siegel achten.
Nachfragen lohnt sich auch aus einem weiteren Grund: „Ein Zertifikat sagt nichts darüber aus, dass das Möbel auch eine hohe Qualität hat“, sagt Bick. „Hochwertiges Teakholz zum Beispiel wird in der Natur immer rarer, daher gibt es auch kaum Material mit Zertifizierung.“ Stattdessen finde man Möbel auf dem Markt mit Mix-Labels, die etwa nur zu 30 Prozent aus regulärer Waldwirtschaft stammen und zu 70 Prozent das Holz aus Plantagen beziehen. „Plantagen-Teak wächst aber schneller und ist daher sehr viel weniger dauerhaft.“