Die ungeahnte Vielfalt der Tulpe

Düsseldorf (dpa/tmn) - Wenn der Frühling kommt, dann schick ich dir Tulpen aus Amsterdam: Von ungefähr kommt diese Liedzeile nicht. Die Tulpe wurde in Europa erstmals in den Niederlanden kultiviert.

Inzwischen gibt es über 4000 Sorten der beliebten Frühlingsboten.

Die Schneeglöckchen gelten als seine Vorboten, doch wenn die Tulpen durchbrechen, ist der Frühling erst richtig da. Mit ihren bunt leuchtenden Blüten verbreiten diese Zwiebelblumen Freude und Kraft - und das in oftmals nicht geahnter Vielfalt. Denn die beliebte Blume gibt es in vielfältigen Blütenformen, -größen und -farben. „Registriert sind weit über 4000 verschiedene Sorten. Doch nicht alle diese Tulpen sind im kommerziellen Handel“, sagt Claudia Gölz vom Informationsbüro für Zwiebelblumen in Düsseldorf.

Man unterscheidet zwischen klassischen Tulpenformen wie den Einfachen Frühen Tulpen, Einfachen Späten Tulpen, Triumph-Tulpen sowie Lilienblütigen Tulpen, Darwin-Hybriden, Wildtulpen und Botanischen Tulpen. Darüber hinaus sieht man Sonderformen wie die gemusterten Papageientulpen, Crispa-Tulpen mit gefransten Blütenblatträndern, grünlich gestreifte Viridiflora-Tulpen und gefüllt blühende Tulpen. „Es gibt sehr extravagante Tulpen, zum Beispiel die fast schwarze, einfach blühende Sorte 'Queen of the Night' oder die schwarze, gefüllte 'Black Hero'“, sagt Gölz.

Selbst wer Wert auf einen frischen Frühlingsduft im Garten legt, kann sich die passende Tulpe aussuchen: Gölz empfiehlt besonders duftende Sorten wie die rosa gefüllte „Angélique“, die orangefarbene „Ballerina“ und die rote Papageientulpe „Rococo“.

„Die Tulpen stammen ursprünglich aus dem Mittleren Osten und Zentralasien“, berichtet Gölz. Im 16. Jahrhundert gelangten die Pflanzen in die Niederlande und wurden dort von dem berühmten Botaniker Charles de l'Écluse, auch bekannt als Carolus Clusius (1526-1609), in den botanischen Garten der Universität Leiden gepflanzt. „Das war der Beginn der holländischen Tulpe.“

Die Pflanzen stellen keine großen Ansprüche an den Standort und die Bodenverhältnisse. „Am besten gedeihen Tulpen auf durchlässigen Böden“, sagt die Diplom-Gärtnerin und Gartenbuch-Autorin Herta Simon. „Ist dieser nicht vorhanden, mischt man den Boden mit etwas Sand. So stehen die Zwiebeln nicht zu nass und die Gefahr von Fäulnis ist gebannt.“ Ein sonniger Platz biete den Zwiebeln auch in den Sommermonaten gute Bedingungen zum Ausreifen. Gepflanzt werden sie im Herbst.

Tulpen können je nach Geschmack in das Gesamtbild des Gartens eingefügt werden. Sie werden etwa einzeln zwischen Rosen gesetzt. Ein natürliches Bild geben Tulpen auf Wiesen ab. Hier werden die Zwiebeln locker ausgestreut und gepflanzt, wie sie fallen.

Im Staudenbeet bevorzugt Simon Gruppen von 10 bis 20 Zwiebeln. „Es ist ratsam, die niedrigen Botanischen Tulpen in den Vordergrund zu pflanzen. Für die anderen Sorten in der Beetmitte entwirft man ein Farbkonzept. Die verschiedenen Höhen und Blütezeiten werden so gestaffelt, dass sich die Tulpenblüte über mehrere Wochen erstreckt.“

In das Frühlingstreiben der Tulpen können sich zahlreiche Frühblüher mischen. „Die frühen Sorten werden von Traubenhyazinthen (Muscari) und Hyazinthen (Hyazinthus orientalis) begleitet“, sagt Simon. Als Unterpflanzung von höheren Tulpen eignen sich auch blaue Vergissmeinnicht (Myosotis sylvatica), die zu rosafarbenen und roten Tulpen sowie zu gelb- und weißblühenden Sorten einen Kontrast bilden.

Für Sorten, die erst im Mai blühen, empfiehlt Simon Zierlauch als Begleiter. Auch zweijährige Frühlingsblumen, zum Beispiel Goldlack (Cheiranthus cheirii) und Schöterich (Erysimum), ergänzen das bunte Treiben der Tulpen ebenso wie eine ganze Reihe von Stauden. Das Zusammenspiel von violetten und rosafarbenen Tulpen bekommt durch das Tränende Herz (Dicentra spectabilis), den Silberling (Lunaria annua) und Nachtviolen (Hesperis) einen passenden Rahmen. Wolfsmilch (Euphorbia) und Gemswurz (Doronicum) runden das Farbspektrum ab.

„Nach der Blüte sollten Stängel und Blätter stehen bleiben, damit die Zwiebel anschließend Kraft für das nächste Frühjahr sammeln kann“, sagt Gölz. Man schneide nur die welke Blüte ab, damit sich keine Samen bilden und die Kraft aus dem Stiel und den Blättern in die Zwiebel geht.