Verlässliche Umweltlabel erkennen
Berlin (dpa) - Ob Biobanane, Ökostrom oder das gesundheitlich unbedenkliche Kinderspielzeug: Wie zuverlässig informieren die vielen Öko-Qualitätszeichen über Herkunft, Schadstoffe und Nachhaltigkeit wirklich?
Berlin (dpa) - Ob Biobanane, Ökostrom oder das gesundheitlich unbedenkliche Kinderspielzeug: Wie zuverlässig informieren die vielen Öko-Qualitätszeichen über Herkunft, Schadstoffe und Nachhaltigkeit wirklich?
Ist wirklich Bio drin, wo Bio draufsteht? Ob beim energiesparenden PC, Holzspielzeug für Kinder oder Bioapfel, oft verwirren die vielen Öko-Zeichen auf den Produkten. Neben den schon lang bekannten wie dem Blauen Engel oder dem sechseckigen deutschen Biosiegel gibt es viel zu viele zweifelhafte. Umweltexperten und Verbraucherschützer warnen: Manche Herstellern betreiben mit den Siegeln unlautere Werbung oder gar bewusste Verbrauchertäuschung. Sinnvoll wären mehr staatlich anerkannte Labels und schärfere Kontrollen.
„Oft hängen sich die Unternehmen nur ein grünes Mäntelchen um und werben massiv damit“, berichtet Buchautor Stefan Kreutzberger. Schaut man jedoch näher hin, steckt da meist wenig Umweltengagement dahinter. Kreutzberger, der dazu auch das Buch „Die Ökolüge“ geschrieben hat, spricht von „grünem Etikettenschwindel“. Ökosiegel, Sozialzertifikate und Selbstverpflichtungen der Wirtschaft garantierten oft nur die Einhaltung von Minimalstandards. Für die Verbraucher sei das ohnehin kaum nachvollziehbar.
„Mit dem immer weiter wildernden Dschungel der Qualitätssiegel ist dem Verbraucher nur wenig geholfen“, kritisiert auch Food Watch. Viele Siegel seien reine Marketinginstrumente, die nur den Anschein erwecken sollen, dass die Produkte eine bessere Qualität und höhere Sicherheit aufweisen. „Qualitätssiegel sind aber nur dann sinnvoll, wenn sie an klare Vorgaben geknüpft sind, ansonsten sind es nur reine Werbeblasen“, betont Food Watch-Sprecher Martin Rücker. Wenig aussagekräftig seien zum Beispiel Labels wie das „Goldene DLG-Siegel“ oder Hinweise wie „aus kontrolliertem Anbau“ oder „artgerechter Haltung“.
In Deutschland gibt es nach Schätzung der Berliner Verbraucherinitiative Bundesverband rund 1000 verschiedene Prüfsiegel, Qualitäts- und Herkunftszeichen. „Darunter sind viele gute, aber auch viele schwarze Schafe“, sagt Umweltreferentin Judith Hübner. Seit 2008 stellt die Verbraucherinitiative regelmäßig aktualisierte Informationen über die Siegel ins Internet. Dort ist zu erfahren, von wem und nach welchen Vorgaben diese vergeben werden. Verlässliche Aussagen über die Zahl der irreführenden Siegel seien aber kaum möglich. „Da muss sich jeder selber informieren.“
Das sechseckige deutsche Biosiegel gibt es seit 2001. Mehr als 60 000 Lebensmittel tragen mittlerweile dieses Zeichen. Es steht dafür, dass wenigstens 95 Prozent der Zutaten ökologisch sind. Der Blaue Engel ist das weltweit älteste Umweltlabel. Es ist aber kein Unbedenklichkeitszeichen, sondern kennzeichnet nur Produkte, die in ihrer Gruppe die geringste Umweltbelastung nachweisen. Demeter versteht sich als „Markenzeichen für Produkte aus biologisch-dynamischer Wirtschaftsweise.“ Nur streng kontrollierte Vertragspartner dürften das Zeichen verwenden, betont Sprecherin Marion Reim.
Rolf Buschmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen rät dazu, sich von der Masse an Siegeln nicht erschlagen zu lassen. Kenntnisse über etwa ein Dutzend Labels reichten für den täglichen Einkauf aus. Gerade bei den staatlichen Prüfsiegeln werde regelmäßig stichprobenartig kontrolliert. „Sollte ein Produkt negativ auffallen, dann werde ein Unternehmen abgemahnt“, betont der Umweltexperte. Ein Gütesiegel, das rein für umweltverträgliche Herstellung steht, gebe es bislang überhaupt nicht. Die Bezeichnungen „Bio“ oder „Öko“, die durch EG-Rechtsvorschriften geschützt sind, sagen nur aus, dass zum Beispiel auf schädliche Düngemittel oder Gentechnik verzichtet wurde.