Experte: Tüten aus Bioplastik nicht wirklich umweltfreundlich
Berlin (dpa/tmn) - Tüten aus Bioplastik werden aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. Sie sind nach Expertenansicht aber keine ökologisch sinnvolle Alternative zu herkömmlichen Plastiktüten.
Bioplastik-Tüten sind für Umweltfreunde nicht immer die beste Wahl. Denn sie sind zwar kompostierbar, aber nicht recyclingfähig, so Benjamin Bongardt, Abfallexperte des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu). Bioplastiktüten landen in der Regel in der Biotonne, werden aber in der Kompostieranlage als Störstoff wieder aussortiert, denn sie brauchen mit zwölf Wochen mehrere Wochen länger als herkömmlicher Kompost, bis sie größtenteils zerfallen sind.
Ökologisch sinnvoller als Bioplastiktaschen sei es, eine mehrfach verwendbare Tasche zum Einkaufen mitzunehmen, zum Beispiel einen Stoffbeutel. Wer diesen beim Einkaufen oft vergisst, deponiert am besten im Rucksack oder der Manteltasche einen Beutel, damit er ihn beim Einkauf parat hat. Einige Drogeriemärkte bieten mehrfach verwendbare Beutel bereits zum Ausleihen gegen eine geringe Pfandgebühr an, erzählt Bongardt.
Eine Papiertragetasche richte in der Natur zwar weniger ökologischen Schaden an als eine Plastiktüte. Doch bei der Herstellung würden viel Energie, Wasser, Holz und damit Bäume verbraucht. Leichte Plastiktüten sollten möglichst mehrfach verwertet werden, zum Beispiel als Mülltüten für Verpackungsmüll. Danach gehören sie in die Gelbe Tonne. So könne ein Großteil der Tüten recycelt werden, erklärt Bongardt.
Die EU-Staaten sollen nach dem Willen der EU-Kommission gegen leichte Plastiktüten vorgehen. Dazu sollen sie solche Tüten künftig auch verbieten können. EU-Recht lässt dies derzeit nicht zu. Jeder Europäer verbraucht 198 Plastikbeutel pro Jahr, 90 Prozent davon aus leichtem Material. In Dänemark und Finnland sind es jeweils 4, in Deutschland 65, in anderen EU-Ländern weit über 400.