Forscher entwickeln Bio-Folie aus Erbsen

Halle (dpa) - Mit Erbsen zur Weltneuheit: Zwei junge Forscher aus Halle haben aus dem Eiweiß der Hülsenfrüchte eine neuartige Bio-Plastikfolie mit veränderbarer Zerfallsdauer entwickelt. Das umweltfreundliche Produkt bietet zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten.

Die beiden jungen Forscher Patrick Frohberg und Isabell Stolte aus Halle haben auf der Grundlage von Eiweiß aus Erbsen eine neue Bio-Plastikfolie mit veränderbarer Zerfallsdauer erfunden. „Während heutige Bio-Folienprodukte meist nicht komplett biologisch abbaubar sind, kann der Zerfallszeitpunkt der neuen Folie mit der Stoffzusammensetzung bereits während der Produktion genau festgelegt werden“, sagt Stolte. Das mittlerweile zum Patent angemeldete Öko-Produkt aus nachwachsendem Rohstoff sei in seinen Eigenschaften der Plastik aus Erdöl ebenbürtig.

Für ihr zukunftsweisendes Produkt werden die beiden Wissenschaftler am 20. Juli in Halle bei der bundesweiten Aktion „Ausgewählter Ort im Land der Ideen“ für den besten Beitrag in der Kategorie Umwelt ausgezeichnet. „Die Kombination aus abbaubarem Material verbunden mit neuartigen Eigenschaften macht diese Folie zu einer Weltneuheit“, sagt Joachim Ulrich vom Zentrum für Ingenieurwissenschaften und Verfahrenstechnik der Universität Halle.

Er betreute als Professor die Doktorarbeit von Frohberg und sieht in dem Produkt ein enormes volkswirtschaftliches Potenzial. Die genutzten Erbsen fallen in Form von Pulver bei der Industriestärkeherstellung in großen Mengen an und wurden bislang nur als Tierfutter genutzt.

Die Erfindung ist beispielsweise für Landwirte und Hobbygärtner interessant. „Als Abdeckung auf Äckern kann der Folie Düngemittel beigemischt werden, die während des Folienzerfalls optimal dosiert in den Boden gelangen“, sagt Frohberg. Zugleich sparen die Landwirte die Kosten für die Entsorgung der Folien ein.

Es gibt bereits mehrere Anfragen von Firmen, die aus den neuartigen Folien umweltfreundliche Verpackungen herstellen wollen. Der Vorteil: Die pflanzliche Plastiksubstanz ist ungiftig und kann eingefärbt sowie bedruckt werden. „Potenzial haben zum Beispiel selbstauflösende Etiketten für Bierflaschen“, sagt Markus Pietzsch, Professor im Bereich Biotechnologie der Universität Halle. „Bislang müssen die Etiketten von den Bierflaschen aufwendig unter enormen Energie- und Abfallaufwand abgelöst werden.“

Derzeit forschen die beiden Wissenschaftler an der weiteren Verbesserung der Produkteigenschaften. „Wir wollen die Erfindung bis zur Marktreife führen“, sagt Frohberg. Dafür wurde die Firma PolyNature GmbH aus dem Wissenschaftsbetrieb der Universität ausgegründet. Während die Forschung in den Laboren des Bio-Zentrums der Universität Halle läuft, wird für die Tests der technischen Prozesse das Fraunhoferzentrum für Polymersynthese und Polymerverarbeitung im Value Park Schkopau (Saalekreis) genutzt.

Die Forscher arbeiten auch an weiteren praktischen Möglichkeiten für die Öko-Plaste in der Kosmetik- und Pharmabranche. „Es gibt schon konkrete Produkte, aber sie sind noch nicht patentiert und damit noch nicht spruchreif“, sagt Frohberg.