Lavendel: Schöner Anblick, vielseitige Wirkung

Münster (dpa/tmn) - Mottenschreck, Wundpflaster, Entspannungshelfer und Gewürz: Lavendel ist vielseitig. Vor allem ist er eine außergewöhnlich robuste Pflanze. Sie braucht wenig Wasser und Nährstoffe - die optimale Pflanze für ein sonnenverwöhntes Fleckchen im Garten.

Lavendel ist ein wahrer Alleskönner. Die meisten wissen ihn als Dauerblüher im Garten zu schätzen. Doch auch als Duftessenz und Küchenkraut hat er eine äußert positive Wirkung auf Körper, Geist und Seele. Schon zur Biedermeierzeit sorgte er in kleine Leinensäckchen gefüllt für einen frischen Duft im Schrank, während er gleichzeitig die Motten fernhielt.

Obwohl Lavendel häufig als guter Rosenpartner angepriesen wird, ist diese Kombination nicht ideal. „Rosen und Lavendel passen von ihren Ansprüchen her eigentlich gar nicht zusammen“, erklärt Joachim Röschenbleck, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Botanischen Gartens in Münster. Zwar bevorzugen beide Arten vollsonnige Plätze, Rosen brauchen jedoch einen feuchten und nahrhaften Boden. Lavendel ist hingegen an eher trockene und nährstoffarme Standorte gewöhnt.

Um einen kompakten Wuchs zu fördern, schneidet man die Triebe des Lavendels möglichst direkt nach der Blühphase zurück. „Dabei sollte auf keinen Fall ins alte Holz geschnitten werden, sonst besteht die Gefahr, dass er an dieser Stelle nicht mehr austreibt“, rät Röschenbleck. Verpasse man den Rückschnitt bis etwa August, warte man besser bis zum neuen Austrieb im nächsten Frühjahr. Nicht ausgehärtete Triebe können sonst im Winter leicht zurückfrieren.

Lavendel muss nicht oder nur gelegentlich gedüngt werden. Er verträgt nur eine geringe Dosierung mit einem stickstoffarmen Dünger, die Triebe schießen sonst in die Länge. Röschenbleck erklärt, dass Stickstoff in der Pflanze für das Längenwachstum zuständig ist. Hornspäne sind daher für die Düngung von Lavendel nicht geeignet.

Landalula angustifolia, auch „Echter Lavendel“ benannt, ist die einzige wirklich winterharte Lavendel-Art. 'Hidcote Blue' oder 'Munstead' gehören hier zu den etablierten Sorten. „Mein Favorit ist jedoch die Sorte 'Dwarf blue', weil sie sehr schön kompakt bleibt und auch für kleinere Gärten gut geeignet ist“, sagt Röschenbleck. Die Sorte wird lediglich 30 bis 40 Zentimeter hoch.

Die Lavendel-Arten Landalula stoechas, latifolia und intermedia sind hingegen frostempfindlich und kommen nur in klimatisch warmen Regionen durch den Winter. Am besten pflanzt man sie in Töpfe, die im Winter in einen kühlen, aber hellen Raum bei fünf bis zehn Grad Celsius gebracht können. Draußen in den Übergangszeiten benötigt die Pflanze einen guten Schutz gegen Frost, etwa aus Zweigen.

Der Schopflavendel (Landalula stoechas) ist wegen seiner buschigen Wuchsform äußerst beliebt. Seine Blüte ist aber eher unauffällig - bei den lilafarbenen Blättchen handelt es sich um Hochblätter.

Wer Lavendel nicht nur im Garten genießen möchte, kann auch seine Heilkraft für sich nutzen. Als ätherisches Öl wirkt Lavendel bei Schnitt- und Brandverletzungen, Insektenstichen sowie kleinen Entzündungen antiseptisch und schmerzlindernd.

„Das Öl wird direkt auf die Wunde geträufelt und erzielt dabei schnelle und durchgreifende Effekte“, erläutert Irene Dalichow, Fachbuchautorin aus München. Auf den Puls-Messstellen am Handgelenk und Hals verrieben, hat das Öl eine beruhigende, entspannende und harmonisierende Wirkung.

Das Öl kann man kaufen - die eigene, recht aufwendige Gewinnung durch Wasserdampf-Destillation aus den Blüten und Stängeln lohnt sich fast nicht. Getrocknete und frische Blüten kann man als Tee, für ein Bad oder eine Inhalation aufgießen. „Der Tee unterstützt die Funktion von Gallenblase und Leber, er reinigt die Mundhöhle und wirkt sogar gegen Pilze und Bakterien“, erklärt Dalichow. Des Weiteren soll er bei unreiner, starkem Schwitzen helfen, die Konzentration fördern und die Nerven stärken. Den Aufguss inhaliert man bei Asthma und Husten.

Literatur:

Dalichow, Irene: Die Blütenapotheke. Über die Heilkraft von Lavendel, Veilchen, Rose und anderen essbaren Blüten, Goldmann Verlag, 320 Seiten, 12,99 Euro, ISBN-13: 978-3442219407