Giftiges Enteisungsmittel in der Nordsee entdeckt

Husum (dpa) - Wissenschaftler haben in der Nordsee giftiges Benzotriazol gefunden. Die Chemikalie wird unter anderem in großen Mengen als Korrosionsschutz den im Flugverkehr verwendeten Enteisungsmitteln untergemischt, teilte die Naturschutzgesellschaft „Schutzstation Wattenmeer“ in Husum mit.

Selbst die Hersteller würden Benzotriazol als wassergefährdend, fischgiftig und langfristig schädlich für Wasserorganismen einstufen, sagte Schutzstationssprecher Christof Goetze. Der sehr gut wasserlösliche Stoff stehe im Verdacht, krebserregend zu sein.

Der Verbrauch von Benzotriazol stieg den Angaben zufolge in den vergangenen Jahren stark an. So wird die Chemikalie nicht nur bei Frost auf Flughäfen versprüht, sondern unter anderem in den heimischen Geschirrspülmaschinen als Silberschutzmittel genutzt und auf Textilien aufgebracht, um die Menschen vor UV-Strahlen zu schützen. In Kläranlagen wird Benzotriazol kaum abgebaut, so dass nach Berechnungen des Helmholtz-Zentrums Geesthacht bei Hamburg jedes Jahr rund 80 Tonnen der Chemikalie hauptsächlich über Elbe und Rhein in die Nordsee gelangen, sagte Goetze.

Bislang habe es über die Verbreitung des Stoffes im Meer noch keine Daten gegeben. Die gemessenen Konzentrationen im Nordseewasser würden für den Menschen keine akute Gefahr darstellen, sagte Goetze: „Wichtig für die Meeresumwelt sind aber die langfristigen Folgen und die Wechselwirkungen mit anderen Stoffen.“ Der Biologe forderte eine regelmäßige Kontrolle der Abwässer auf Benzotriazol.