Greenpeace: E10 bringt wenig für die Umwelt
Berlin (dpa) - Der Kraftstoff E10 sorgt für Kontroversen bei Verbrauchern und Politik. Wolfgang Lohbeck ist bei Greenpeace für die Themen Klima und Verkehr verantwortlich. Im Interview erläutert der Umweltlobbyist, warum er nichts von Biosprit hält.
Wie hoch sind die CO2-Einsparungen von E10 im Vergleich zu herkömmlichen Kraftstoffen?
Lohbeck: „Das bringt salopp gesagt weniger als etwas besser aufgepumpte Reifen. Das ist so marginal, dass es geradezu absurd ist, hierauf eine Kraftstoffstrategie aufzubauen - mit all den unbekannten Nebenwirkungen.“
Welche Nebenwirkungen?
Lohbeck: „Im Moment kommen noch die meisten Rohstoffe für Biokraftstoffe aus Deutschland, langfristig wird sich das in andere Produktionsländer verschieben. Das wird zwangsläufig dazu führen, dass Landflächen dort anders genutzt wird, dass die Rohstoffe mit anderen Nahrungsmitteln konkurrieren und dass in der Konsequenz dann auch mehr Wälder gerodet werden. Wenn man die Änderungen in der Landnutzung einbezieht, ist sogar die Klimabilanz negativ.“
Wer E10 tankt, verbraucht etwas mehr Sprit. Fließt das auch in die Berechnungen zur CO2-Bilanz mit ein?
Lohbeck: „Nein. Sie verbrauchen mehr Sprit, die Effizienz ist geringer und das führt über den Daumen gepeilt dazu, dass der ohnehin kaum vorhandene Klima-Nutzen von E10 aufgehoben wird.“
In Zukunft soll es neue, klimafreundlichere Pflanzenkraftstoffe geben. Hat Biosprit doch Zukunftspotenzial?
Lohbeck: „Die Produktion von sogenannten Biokraftstoffen der zweiten Generation findet derzeit noch in homöopathischen Dosen statt. Die einzige wirklich sinnvolle Strategie zur Vermeidung von CO2 im Automobilsektor ist eine andere Modellpolitik: kleinere Autos, Tempolimits, höhere Effizienz - das bringt im Gegensatz zu Agrosprit tatsächliche CO2-Einsparungen, und das zu viel geringeren Kosten. Aus welchen Gründen auch immer die Autofahrer E10 meiden. Sie tun auf jeden Fall das Richtige. Die Biokraftstoffrichtlinie sollte zurückgezogen werden.“