Grüne Geldanlagen: Rendite mit gutem Gewissen

Frankfurt/Berlin (dpa/tmn) - Immer mehr Anleger lassen sich von ihrem Gewissen leiten. Nicht erst seit der Atomkatastrophe von Japan legen viele ihr Geld ökologisch oder ethisch an. Doch die Auswahl ist nicht immer einfach.

Dabei sind viele Gesichtspunkte zu beachten.

Klimakatastrophe, internationale Finanzkrise oder jetzt die Havarie im Atomkraftwerk in Japan: Gründe für eine ökologische und nachhaltige Geldanlage gibt es genug. Und in der Tat entdecken immer mehr Anleger ihr grünes Gewissen. „Das ist ein Trend, der schon lange anhält“, sagt Marco Cabras von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in Düsseldorf. Bei der Auswahl der Produkte müssen Anleger aber genau hinschauen.

Das Angebot an grünen Geldanlagen ist breitgefächert. „Theoretisch kann jeder seine kompletten Finanzgeschäfte auf eine ökologische Grundlage stellen“, sagt Karin Baur von der Stiftung Warentest in Berlin. So gibt es inzwischen einige Banken, die ihre Geschäftspolitik anhand ethisch-ökologischer und/oder sozialer Kriterien ausrichten. „Da kann ich dann ein Girokonto bekommen, einen Sparplan abschließen oder einen Kreditvertrag unterschreiben.“ Selbst eine grüne Riester-Rente gebe es mittlerweile.

Im Vergleich zu den großen Geldhäusern sind die alternativen Banken noch recht klein. Ihr Marktanteil wächst jedoch: Allein 2008 und 2009 konnten sie laut Stiftung Warentest rund 30 000 neue Kunden gewinnen. Dabei sind die Geschäftsmodelle eigentlich deckungsgleich: „Auch die ethisch-ökologischen Banken sind Wirtschaftsunternehmen“, sagt Baur. „Eine Bank bleibt eine Bank.“

Der Unterschied liegt im Detail: „Die ethisch-ökologischen Banken haben den Anspruch, das Geld ihrer Kunden sinnvoll arbeiten zu lassen“, heißt es in einem Ratgeber der Stiftung Warentest. So werden etwa Kredite bevorzugt an ökologische oder soziale Projekte vergeben. Zudem werden bei der Kreditvergabe bestimmte Themen ausgeschlossen, etwa Atomkraft, Rüstung oder Gentechnik in der Landwirtschaft.

Aber auch bei der Geldanlage mischen die alternativen Institute mit. Verbraucher könnten dort ihr Geld auch auf Tagesgeldkonten parken oder Sparpläne abschließen, sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart. Die Rendite sei dort oftmals nicht schlechter als bei den übrigen Geldhäusern. Zudem hätten die Spezialbanken oft noch grüne Fonds im Angebot.

Allerdings müssten Anleger bei Fonds genau hinschauen, denn die Kriterien, nach denen das Geld angelegt wird, sind durchaus unterschiedlich. Während einige Fonds etwa Atomenergie komplett ablehnen, ist es für andere kein Ausschlusskriterium. Manche investieren zudem in Erdöl- und Erdgas-Förderung, andere nicht. „Im Supermarkt gibt es ein Biolabel. Das macht es einfach“, sagt Nauhauser. „Bei Geldanlagen gibt es das leider nicht.“

Anleger sollten sich also vor dem Kauf die Bedingungen und die Zusammensetzung der Fonds genau ansehen. Orientieren können sie sich zudem an verschiedenen Indizes, etwa dem weltweiten Aktienindex für erneuerbare Energien, dem „Renixx World“ oder dem Naturaktienindex NAI. „Außerdem gibt es bestimmte Research-Unternehmen, die die verschiedenen Unternehmen nach ökologischen und ethischen Kriterien untersuchen“, sagt Nauhauser. Diese Expertisen sind zwar für Kleinanleger nicht zugänglich, werden aber von einigen Banken als Qualitätsmerkmal angegeben.

Auch bei einzelnen Aktien ist die Auswahl nicht leicht. Neben den etwa auf Windanlagen spezialisierten Firmen setzen inzwischen auch viele große Unternehmen auf erneuerbare Energien, darunter auch die großen deutschen Energieversorger. „Wie viel Öko wirklich in meinem Depot liegt, hängt immer von der eigenen Einstellung ab“, sagt Karin Baur.

Bei einzelnen Aktien sollten Anleger zudem bedenken: „Das Risiko ist hier deutlich größer“, erklärt Marco Cabras. Und viele Unternehmen der Branche, wie etwa Solaranlagenhersteller, seien noch jung. Das heißt: Einem stürmischen Wachstum mit hohen Kurssteigerungen könnten deutliche Kursverluste folgen. „Es sollte nicht der einzige Pfeiler der Altersvorsorge sein“, rät Cabras.

Zudem sollten sich Anleger nicht von Stimmungen leiten lassen. Je weiter die Ereignisse in Japan in den Hintergrund treten, desto mehr komme es wieder auf die Fundamentaldaten der einzelnen Unternehmen an. Denn letztlich gilt nach Ansicht der Stiftung Warentest bei ökologischen Anlagen: Auch wenn eine Geldanlage einen hohen Anspruch habe, sei sie „Teil der Weltwirtschaft und dem Spiel der Konjunkturen, Krisen und Markteuphorien ausgesetzt“.

Service:

Die Stiftung Warentest hat zu diesem Thema den Ratgeber „Grüne Geldanlagen“ veröffentlicht. Dieser kostet 16,90 Euro (ISBN-13: 978-3-86851-314-1) und kann auf der Webseite der Stiftung Warentest bestellt werden.