„Grüne“ Investition: Der Wald als Geldanlage
Berlin/Münster (dpa/tmn) - Der Wald ist nicht nur ein idealer Platz zum Erholen. Er kann sich auch als Renditeobjekt eignen. Dafür müssen Anleger risikobereit und geduldig sein. Denn Bäume wachsen langsam.
Große Investoren machen es vor: Statt Aktien oder Anleihen kaufen Unternehmerfamilien wie Piechs oder Porsches Forstgrundstücke. Auch die Eliteuniversitäten Yale und Harvard stecken viele Millionen Dollar in Wälder. Und der Erfolg gibt ihnen Recht. Denn mit Holz kann man Geld machen.
„Wer direkt in Wald investieren will, kann das auf die traditionelle Weise tun“, sagt Prof. Andreas Schulte, Inhaber des Lehrstuhls für Waldökologie, Forst- und Holzwirtschaft an der Universität Münster. „Der Anleger kauft ein Stück Wald, bewirtschaftet es nachhaltig und hat einen geringen, aber stetigen Profit.“
Dazu aber braucht man Geld. „Für eine lohnende Bewirtschaftung sollten es mindestens 300 Hektar Wald sein, bei einer sehr guten Fläche reichen auch schon mal 100 Hektar“, sagt Schulte. Dafür muss man rund ein bis drei Millionen Euro hinblättern. Und die Rendite ist vergleichsweise gering. „Je nach Region und vorherrschenden Baumarten liegt sie in Deutschland zwischen zwei und vier Prozent.“
Dazu kommt, dass man nur schwer an ein eigenes Stück Deutschland kommt. Laut Bundeswaldinventur gibt es hierzulande zwar rund 11 Millionen Hektar Wald, aber zum Verkauf steht kaum eine Fläche. Daher sind die Bodenpreise laut Bundeslandwirtschaftsministerium bereits gestiegen.
Die direkte Investition in Wald ist also nichts für jedermann. Wer als Kleinanleger in der Holzklasse mitspielen will, kann sich aber bei Fonds umsehen. Die investieren auf der ganzen Welt, zum Beispiel in Rumänien. Dort ist ein Hektar Wald schon für rund ein Drittel der deutschen Preise zu haben.
Für den Anleger kann das mehr Gewinn bedeuten. Die Rendite speise sich nämlich aus drei verschiedenen Quellen, erklärt Anita Käding vom Bund der Steuerzahler in Berlin. „Zum einen durch das biologische Wachstum der Bäume, zum zweiten aus der Anpassung des Erntezeitpunktes an den aktuellen Holzpreis und zum dritten aus dem Anstieg der Bodenpreise.“
Fondsmanager werben gern mit zweistelligen Renditen. Doch wie die erwirtschaftet werden, sollte der Anleger genau ansehen. Es gebe immer wieder Investoren, die im wahrsten Sinn des Wortes verbrannte Erde hinterlassen würden, sagt Andreas Schulte vom Waldzentrum.
Daher warnt er diejenigen, die nicht nur ökonomisch sondern vor allem ökologisch anlegen wollen: „Je höher die Rendite, desto weiter entferne ich mich in der Regel vom Nachhaltigkeitsgedanken. Gegenüber allem was über zehn Prozent Renditeversprechen liegt, rate ich bei Wald zu extremer Vorsicht.“
Doch gerade die Nachhaltigkeit ist es, die bei ökologischen Investments im Vordergrund stehen sollte. Sie besagt, vereinfacht ausgedrückt, dass die Nutzung in einem Maß und auf eine Weise stattfindet, die die Grundstruktur des Waldes nicht beeinträchtigt.
Karin Baur von der Zeitschrift „Finanztest“ hat sich die Anlage in Holz genauer angesehen. Ihr Fazit: Die Investition ist nicht ohne Risiko. „Geschlossene Fonds sind eine unternehmerische Beteiligung, auch wenn sie in Holz investieren“, sagt die Expertin. „Es gibt keine Garantie.“ Sie rät daher höchstens zehn Prozent des eigenen Vermögens in Wald zu stecken.
Laut Bundeslandwirtschaftsministerium ging im Jahr 2009 der Holzeinschlag, also das gefällte Holz, um 13 Prozent zurück. Grund: Der Nachfragerückgang durch die globale Wirtschafts- und Finanzkrise. Auch die lange Zeit, die es dauere bis die Bäume gefällt werden können, vergrößere das Risiko, sagt Baur. Denn ein Baum braucht mindestens 20, manche sogar 100 Jahre, bis er gefällt werden kann. In dieser Zeit könne viel passieren, sagt Karin Baur.
Wer sich für Fonds interessiert, die in Wald und Holz investieren, der kann sich an freie Vermögensberater wenden. Auch einzelne Banken haben solche Fonds anzubieten. Trotz aller Bedenken kann Holz ein sehr gutes Investment sein. Zum einen weil es immer Nachfrage danach geben wird. Zum anderen ist Holz ein Rohstoff, der nachwächst.
„Zukunftsrohstoff“ nennt ihn Andreas Schulte daher. Mit Holz könne man viel effizienter arbeiten als mit anderen Materialien. So werde etwa bei der Herstellung von Holzfenstern beim gesamten Produktionsprozess weniger als zehn Prozent an Energie verbraucht als bei der Herstellung von Fenstern aus Kunststoff oder Aluminium.
Wichtig aber ist sehr genau hinzusehen, wie und wo investiert wird und wie die Rendite zustande kommt. Denn ökologisch gut und wirklich nachhaltig ist nicht jedes Investment in Wald - auch wenn der meistens grün ist.