Herbstanemonen läuten den Spätsommer ein
Bonn/Neustadt (dpa/tmn) - Herbstanemonen bringen Frühlingsfarben in den spätsommerlichen Garten. Ihre Blüten sind zart. Diese Pracht ist zudem anspruchslos - sie braucht eine gelegentliche Dosis Dünger und Schutz bei Regen.
Im Spätsommer und Herbst werden die Blüten im Garten langsam weniger. Vor allem zarte Frühlingstöne wie Weiß oder Rosa haben jetzt Seltenheitswert - die Herbstanemone (Anemone japonica) kann damit punkten. Sie ist zudem vielseitig und pflegeleicht. Das mag einer der Gründe sein, warum das Sortenangebot in den vergangenen Jahren deutlich breiter geworden ist.
Bei der Auswahl einer Herbstanemone ist ihre Blüte wohl das wichtigste Kriterium. „Nach ihrer Form werden drei Gruppen unterschieden: einfache Blüten mit bis zu fünf Blättern, halbgefüllte und gefüllte Blüten“, erläutert Stefan Muß, Gärtnermeister aus Köln. Die Farbpalette reicht von Weiß über Rosa und Pink bis zu Purpurrot. Je nach Sorte sitzen bis zu 15 Blüten auf einem einzigen Stiel, der zwischen 60 und 140 Zentimeter lang wird. Bei einem Windhauch bewegen sich die Blüten.
„Bei meinen Kunden ist die strahlend weiße Japonica-Hybride 'Honorine Jobert' besonders beliebt“, berichtet Annemarie Eskuche vom Bund deutscher Staudengärtner in Bonn. „Mein persönlicher Favorit ist die sehr robuste Anemone hupehensis forma alba.“ Sie ist schon als Knospe zauberhaft: Die rosa-blauen Unterseiten der Blütenblätter schimmern zart bereift. Öffnen sich die Knospen, erstrahlt eine einfache weiße Blüte mit sonnengelben Staubgefäßen.
„Insgesamt sollte man als Hobbygärtner wissen: Weiße Herbstanemonen sind etwas empfindlicher als rosa oder pinkfarbene Sorten“, erläutert aber Frank Korting, Zierpflanzenberater im Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum in Neustadt an der Weinstraße.
Herbstanemonen brauchen einen Platz in der Sonne oder im lichten Schatten. „Als Faustregel kann man sagen: Je heller der Standort ist, umso blüh- und wuchsfreudiger wird die Pflanze“, sagt Annemarie Eskuche. Der Boden sollte durchlässig und humos sein. Und: „Wurzeldruck von benachbarten Stauden oder Gehölzen nehmen Herbstanemonen übel.“
Steht sie allein, etwa im eigenen Beet mit schöner Einfassung oder mitten im Rasen, ziehen Herbstanemonen die Blicke auf sich. Aber auch im Kübel kann sie stehen. „Dann muss allerdings im Sommer ausreichende Bewässerung und im Winter ein guter Frostschutz gegeben sein“, empfiehlt Gärtnermeister Muß.
Die Pflanze wirkt besonders vor einem gleichmäßigen, dunklen Hintergrund. „Sehr gut machen sich Herbstanemonen vor einer grünen Hecke oder einer dunklen Wand, ruhig auch im hinteren Teil“, schlägt Frank Korting vor. Die zarten Blüten machten dunklere Bereiche des Gartens nicht nur freundlicher, sie verkürzten auch optisch die Entfernung.
Im Beet mit anderen Pflanzen, am besten in einer Gruppe mit drei bis fünf Pflanzen, können Herbstanemonen als Hingucker dienen. Damit sie nicht untergehen, sollten die Nachbarn allerdings niedriger sein. „Perfekte Partner sind Bodendecker, niedrige Farne, Gräser oder auch Heuchera“, sagt Korting.
Nach dem Setzen müssen die Herbstanemonen gut gegossen werden. Die Stauden vertragen weder Staunässe noch Trockenheit - der Boden unter den üppigen Blattpolstern sollte daher immer mäßig feucht sein. Im April, Mai und im Juli benötigen die Pflanzen eine Portion normalen Gartendünger, erläutert Korting. „Etwa 20 Gramm pro Quadratmeter sind ausreichend. An schattigen Standorten, wo die Pflanze tendenziell weniger stabil wächst, sollte weniger gedüngt werden. Sonst wird das Wachstum zu sehr stimuliert.“
Eine besondere Behandlung brauchen die Pflanzen auch, um sie vor dem Regen zu schützen: Besonders nach längeren Schauern können die Blüten für die zierlichen Stiele zur Last werden. „Es macht deshalb durchaus Sinn, ihnen zusätzlichen Halt zu geben“, sagt Korting. Allerdings sieht es nicht schön aus, jeden Stängel einzeln an einem Stab zu befestigen. Eine Alternative ist ein Staudenring, mit dem gleich mehrere Blütenstiele auf Höhe von zwei Dritteln der Stängel erfasst werden.
Wenn die Herbstanemone nicht auf Anhieb zum Prachtexemplar im Garten avanciert, ist Geduld gefragt. „Genau wie die Pfingstrose oder die Funkie braucht sie ein oder zwei Jahre, bis sie sich an ihren Platz gewöhnt hat“, erklärt Gärtnermeister Stefan Muß. Deshalb sollte man sie - unabhängig vom Klima - in den ersten beiden Wintern mit Nadelreisig und Herbstlaub schützen. Ist sie jedoch erst mal gut angewachsen, ist die Herbstanemone nahezu unverwüstlich - und anders als viele Stauden kann sie dann auch ruhig viele Jahre an derselben Stelle bleiben.