IFM-Geomar: Einwanderer im Meer sind robuster
Kiel (dpa) - Wer stressresistent ist, hat bessere Chancen, sich als Einwanderer zu behaupten. Das gilt jedenfalls für Meerestiere, wie aus einer neuen Studie des Kieler Instituts für Meereskunde hervorgeht.
„Täglich werden 10 000 Arten durch die Gegend geschippert, und trotzdem sind nur so wenige erfolgreich“, sagte der Meeresbiologe Mark Lenz vom IFM-Geomar am Mittwoch.
Er und Studenten haben nach dem Grund dafür gesucht und an fünf Standorten weltweit erforscht, wie Muscheln, Seescheiden und Flohkrebse auf Umweltstress reagieren. Die eingeschleppten Arten stellten sich dabei im Vergleich zu den alt eingesessenen als robuster heraus. Seescheiden sind weichhäutige, wirbellose Tiere, die zu den Manteltieren gehören und krustenartige Kolonien auf festen Untergründen bilden.
Die Befunde unterstützten erstmals mit wissenschaftlichen Daten die Annahme, dass die Toleranz gegenüber Umweltstress eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiche biologische Invasionen sei, sagte Lenz. Als „erfolgreich“ gelten die Tiere, die - etwa als blinde Passagiere im Ballastwasser von Schiffen - den Transport überleben, sich im neuen Lebensraum etablieren, fortpflanzen und sich ausbreiten.
Die Präsenz von neuen Arten kann in einem Öko-System gravierende Folgen haben: So habe sich die pazifische Auster im Wattenmeer ausgebreitet, erklärte Lenz. Sie bildet Austern-Riffe, überwuchert Wanderwege und besetzt die Flächen von Miesmuscheln. „Das ist auf jeden Fall eine massive Veränderung. Ob sie gut ist oder schlecht, ist eine andere Frage.“ Die Kosten für die Beseitigung von eingewanderten Tieren könnten in die Millionen gehen.
Für die Ostsee wurden nach Angaben des Wissenschaftlers seit 1800 rund 130 Einwanderungen registriert, der Großteil davon in den letzten 100 Jahren. Für das Wattenmeer in den Niederlanden, Deutschland und Dänemark sind insgesamt 73 invasive Arten beschrieben.
Die Studie des IFM-Geomar ist aktuell in der Online-Ausgabe des internationalen Fachjournals „Environmental Research“ veröffentlicht.