Kampf der Plastiktüte - EU setzt Grenzen
Straßburg (dpa) - Das EU-Parlament in Straßburg sagt den Plastiktüten den Kampf an. Künftig sollen sich die EU-Staaten nationale Ziele zur Verminderung setzen.
Demnach dürften bis Ende 2019 nur noch halb so viele leichte Plastiktüten verwendet werden wie 2010. Damals nutzte jeder EU-Bürger im Schnitt knapp 180 Einwegtüten, in Deutschland waren es 64. Bis zum Jahr 2025 soll der Wert weiter sinken auf höchstens 40 pro Jahr.
Solche Ziele sind aber nicht zwingend. Alternativ könnten die Staaten beschließen, dass Verbraucher für leichte Plastiktüten bezahlen oder sie überlegen sich ähnlich wirksame Anreize.
Nicht betroffen von den EU-Vorgaben sind robuste Mehrfachtüten oder extrem dünne Tüten, wie sie für Obst, Gemüse oder Fleisch gebraucht werden. Mit der Abstimmung des Parlaments ist die Regelung endgültig beschlossen, die Staaten hatten bereits zugestimmt.
„Milliarden Plastiktüten landen direkt als unbehandelter Müll in der Natur“, teilte die dänische Abgeordnete Margrete Auken (Grüne) mit, die die Gesetzgebung im Parlament betreut hatte. Der Kunststoff erzeugt für die Umwelt oft riesige Probleme. Plastik macht zum Beispiel einen Großteil des Mülls aus, der die Weltmeere verschmutzt.
Riesige Mengen Plastikmüll gelangen Jahr für Jahr vom Land ins Meer: Allein 2010 waren es zwischen 4,8 und 12,7 Millionen Tonnen, wie Forscher schätzen. Diese Zahlen nannten die Experten aus Australien und den USA im Fachblatt „Science“ im Februar. Dabei geht es um verschiedene Plastik-Abfälle.
Umweltexperten fordern vor diesem Hintergrund seit langem, weniger Plastiktüten zu verbrauchen. Jeder EU-Einwohner nutzt im Durchschnitt beinahe 200 Plastiktüten insgesamt pro Jahr, so ein Bericht des Umweltbundesamtes. Am wenigsten werden in Irland verbraucht: Dort seien es im Schnitt 20 Stück, darunter 18 Einwegtüten. In Deutschland sind Studien zufolge von 71 Tüten 64 Einwegtaschen. Für andere Länder werden mehrere hundert Tüten insgesamt gezählt.
Mittlerweile gibt es Kunststoffbeutel, die biologisch abbaubar sind. Aber auch sie sind bei Umweltschützern umstritten.
Wegen seiner Langlebigkeit - Experten gehen von bis zu 450 Jahren aus - ist Plastik eine Gefahr für die Umwelt. Wegen riesiger Müllteppiche im Meer sterben jährlich Hunderttausende Vögel und Meeressäuger. Sie verheddern sich oder fressen Plastik. Winzige Teile könnten über die Nahrungskette auch in den menschlichen Körper gelangen, wie Experten warnen.