Tipp für Gärtner Obstbäume: Schnitt im Winter oder nach der Ernte?

Berlin (dpa/tmn) - Der Schnitt für Obstbäume ist eine der Aufgaben für den Hobbygärtner im Winter, heißt es gerne. Das stimmt aber nur bedingt. So werden Bäume mit Steinobst wie Süßkirschen bereits direkt nach ihrer Ernte geschnitten - ab Spätsommer.

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„Dann ist der Baum noch belaubt, und man sieht seinen Habitus gut“, sagt Gärtner Stefan Wegner von der Internationalen Gartenausstellung (IGA, 13. April bis 15. Oktober) in Berlin. Kernobst wie Apfel und Birne ist hingegen erst während des Winters dran, und zwar in frostfreien Zeiten. Ausnahme von allem ist der Nussbaum: Er darf nur im November geschnitten werden, erklärt Wegner. Dann - und nur dann - befindet er sich in der Wachstumspause. Außerhalb dieser würden seine Schnittwunden zu stark bluten.

Grundsätzlich sollten die künftigen Früchte ausreichend Sonne abbekommen und Feuchtigkeit abtrocknen können, bevor sich Pilze breit machen. Daher sagt Wegner: „Durch einen guten Obstbaum muss man einen Hut werfen können.“ Er wird also immer wieder ausgedünnt. Außerdem tragen alte Zweige kein Obst mehr.

Es gibt verschiedene Schnittarten. „Der Ertragsschnitt ist eigentlich nichts für den Privatgarten“, sagt Wegner. Hier geht es um reine Ertragssteigerung. „Doch der Baum sieht dann eher aus wie ein Kleiderständer.“ Der Erziehungsschnitt ist etwas für die jungen Gehölze, von ihnen werden jährlich ein Drittel bis zur Hälfte der Triebe abgenommen.

Der Erhaltungsschnitt ist die übliche Arbeit für den Hobbygärtner. Er gibt dem Baum die Chance, neue und fruchtbare Äste und Zweige zu bilden. Außerdem kann er so ein ausgewogenes Verhältnis von Wurzeln und Krone bilden. Bei diesem Schnitt wird die Krone stets nur leicht gestutzt, um das natürliche Gleichgewicht das Baumes nicht zu gefährden und den Ertrag zu erhalten.

Zum einem werden hier nach unten wachsende Äste abgenommen, erklärt Wegner das Vorgehen. Vor allem aber werden vereinzelt Äste herausgenommen, die älter sind als drei Jahre und eine Borke gebildet haben. „Je älter der Ast ist, desto spröder ist die Borke.“

Daneben gibt es noch den Verjüngungsschnitt für alte Bäume. Hier stutzt der Gärtner die Äste radikal - bis ins alte Holz, was laut Wegner ungefähr der Hälfte der Krone entspricht. Solche Bäume sind oft mit Flechten und Moos belegt. „Sie zerstören den Baum nicht, aber sind ein Anzeichen für altes Holz“, erläutert der Experte.

Der so geschnittene Baum wird für ein paar Jahre nur wenig Früchte entwickeln, allerdings dafür wieder Energien sammeln und neue Masse produzieren - was letztlich die Ernte auch wieder befördert.