Perfekt angepasst — Regionale Apfelsorten sind robust

Detmold (dpa/tmn) - Schon die Kelten kannten Äpfel. Und die mittelalterlichen Klöster entwickelten ihre Vielfalt. Doch in den vergangenen Jahrzehnten setzten sich einige wenige Sorten durch. Sie gibt es nun überall zu kaufen.

Dabei hat der Anbau alter Sorten Vorteile.

Trotz aller Konkurrenz aus exotischen Gefilden ist und bleibt der Apfel hierzulande unangefochten das beliebteste Frischobst. Er schmeckt gut und ist dazu noch unglaublich gesund. Laut Statistischem Jahrbuch verzehrt jeder Deutsche im Schnitt 26 Kilogramm Äpfel im Jahr. Bei manch einem Apfelliebhaber kommen die knackigen Früchte aus dem eigenen Garten. Schließlich sind Apfelbäume vergleichsweise pflegeleicht. Dabei setzen Hobbygärtner inzwischen gerne wieder auf die alten Sorten.

„In Deutschland gibt es vermutlich über 1000 verschiedene Apfelsorten, darunter zahlreiche Lokalsorten“, sagt Willi Hennebrüder vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Lemgo. „Viele davon aber nur in Gärten von Liebhabern und in Sortengärten.“ Für den Großhandel sind diese Sorten kaum interessant.

„Der Handel konzentriert sich auf Sorten wie 'Jonagold', 'Elstar', 'Braeburn', 'Idared', 'Gala' und 'Golden Delicious', weil er bundesweit oder noch weiter organisiert ist“, erläutert Michael Ruhnau, Vorsitzender des Pomologen-Verbandes in Detmold. Pomologie ist die Lehre von den Obstarten und -sorten. Der Großhandel brauche Sorten, die überall angebaut werden und daher überall bekannt sind.

Wer mehr Vielfalt will, musst bei Direktvermarktern auf Wochenmärkten und in Hofläden schauen. Oder die Sorten selbst anbauen. „Viele alte Sorten sind in bestimmten Regionen entstanden“, erklärt Ruhnau. „Sie haben sich dort entwickelt und optimal an die Gegebenheiten angepasst.“ Entstanden sind so Sorten mit einer hohen Widerstandsfähigkeit gegen Schorf und andere Krankheiten.

„Moderne Sorten verlangen meist Gartenerde“, ergänzt Ute Hoffmann-Deterding, Baumschulbesitzerin aus Asendorf in Niedersachsen. Die angepassten alten Sorten kommen auch mit Problemstandorten klar. Für sandige Böden eigne sich ein 'Wohlschmecker aus Vierlanden', ein 'Krügers Dickstiel' oder ein 'Hasenkopf', sagt Hoffmann-Deterding. Auf feucht-moorigem Lehm gedeihe ein 'Ruhm von Kirchwerder' oder ein 'Grahams Jubiläumsapfel' gut.

„Für die meisten Käufer von alten Apfelbäumen ist das Aroma das wesentliche Motiv“, berichtet Hoffmann-Deterding. Die alten Äpfel werden auch in der Küche geschätzt: „Viele der alten Sorten waren klassische Wirtschaftsäpfel, die insbesondere für die Herstellung von Apfelkuchen, Apfelmus oder Apfelsaft verwendet worden sind“, sagt Hennebrüder. Sie haben einen höheren Säuregehalt, was beim Backen hilfreich ist oder den Saft besser lagerbar macht.