Schillernde Schönheiten: Gräser im Wintergarten
Weinheim (dpa/tmn) - Viele Gärten sehen im Winter öde und leer aus. Doch das muss nicht sein: Ziergräser bieten in der kalten Jahreszeit faszinierende Anblicke. Vor allem spätblühende Exemplare sind attraktiv.
Bei Auswahl und Standort muss man aber einiges beachten.
Während der Winter für die meisten Pflanzen in den Gärten das Ende ihrer bezaubernden Schönheit bedeutet, entpuppen sich die Ziergräser als die Stars auf der eisigen Gartenbühne. Raureif zeichnet die Konturen nach, und im Gegenlicht der flach stehenden Sonne kommen die meist schon trockenen Blütenstände funkelnd zur Geltung. „Vor allem die spätblühenden Gräser gehen attraktiv in den Winter“, erläutert Prof. Cassian Schmidt, Leiter des Schau- und Sichtungsgartens Hermannshof in Weinheim in Baden-Württemberg. „Es ist ganz entscheidend, dass die Gräser eine gute Standfestigkeit vorweisen, so dass ihnen Wind und Schneelast nichts ausmachen.“, sagt Schmidt. Er verweist zum Beispiel auf die Sorten „Northwind“ und „Heavy Metal“ der Rutenhirse.
„Das Chinaschilf (Miscanthus sinensis) mit seinen zahlreichen Sorten setzt im winterlichen Garten Akzente“, ergänzt Fachbuchautorin Katharina Adams. „An den Blütenständen des Lampenputzergrases (Pennisetum alopecuroides) bleiben die Wassertropfen hängen, und später bei Frost werden sie von den Eiskristallen des Raureifs überzogen.“
Neben dem Schmuck der Blüten- und Samenstände spielen auch die Blattstrukturen eine Rolle: „Das Japan-Waldgras (Hakonechloa) bildet sehr regelmäßige Blatthorste, die sich im Herbst rostbraun färben, aber bis zum Frühjahr stehen bleiben“, beschreibt Schmidt eine Grasart für schattige Bereiche. Als Variante für sonnige Bereiche empfiehlt er den Atlas-Schwingel (Festuca meiriei).
Boden und Lichtsituation sollten bei der Platzwahl mit den Standortansprüchen der Gräser übereinstimmen. Doch die Pflanzen müssen auch gut zur Geltung kommen. „Die hohen Arten benötigen einen exponierten, gut sichtbaren Standort“, erläutert Adams. Ideal ist es etwa, hohes Chinaschilf als Leitstaude in den Hintergrund zu pflanzen. „Eine dunkelgrüne Eibenhecke hinter den Gräsern sorgt für einen guten Kontrast, so dass die hellen Blütenstände ganz besonders gut zur Geltung kommen.“
Schmidt lässt sich für den richtigen Standort vor allem von der Wuchsform inspirieren. „Horstbildende Gräser wie Lampenputzergras wachsen wie Fontänen aus dem Boden. Sie werden einzeln, mit Abstand haltender Wiederholung gepflanzt.“ Sogenannte Schaftgräser, die gerade nach oben wachsen, wie Reitgras und Rutenhirse, würden gerne als Solitär verwendet. „Dabei sollten sie wie ein Ausrufezeichen platziert werden“, sagt Schmidt.
Für raffinierte Gartenbilder gilt es außerdem, Licht und Wind in die Planung einzubeziehen. „Gräser sind Lichtfänger“, erläutert Schmidt. „Die Blütenstände wirken im morgendlichen Gegenlicht besonders plastisch“, ergänzt Adams. Stehen die Gräser sehr windig, ist die Gefahr groß, dass die Horste zerzausen und Halme abknicken. „Ein gewisser Luftzug sollte allerdings immer durch die Blätter spielen“, betont Adams.
Begleitet werden die Gräser im winterlichen Treiben vor allem von den Stauden, die im Hochsommer und Spätsommer blühen. „Die trockenen Blütenstände bringen zusätzliche Formen ins Spiel“, erläutert Adams. Die kleinen, kompakten Schirmchen der Sonnenblumen (Helianthus) ergänzen die feinen Gräserrispen. „Die schwarzbraunen Fruchtstände von Stauden wie Sonnenhut (Echinacea), Indianernessel (Monarda) und Duftnessel (Agastache) bilden einen schönen Kontrast zu den hellbraunen Gräserblüten“, sagt Schmidt. Außerdem sollte man den Fruchtschmuck nicht außer Acht lassen. Zieräpfel (Malus) harmonieren mit ihrer bunten Fruchtschale mit den rostbraun gefärbten Gräsern.
Literatur:
Katharina Adams, Petra Pelz: Gräser im Garten. Gestaltungsideen, Pflanzenporträts und Pflege, Callwey, 160 Seiten, 49,95 Euro, ISBN-13: 978-3-766717955