Tränendes Herz: Nicht nur die Blüte ist besonders

Weihenstephan/Bonn (dpa/tmn) - Der Name ist Programm: Die ungewöhnlich geformten Blüten des Tränenden Herzens machen diese Staude so beliebt. Doch was man nicht erwartet: Gartenexperten schätzen sie vielmehr wegen ihrer schmucken Blätter.

Das Tränende Herz hat einen klangvollen Namen, der sich leicht einprägt. Denn er beschreibt die Einzelblüten der Staude auf unverwechselbare Weise. Die in der Regel rosafarbenen Kronblätter bilden das Herz, und wenn sie sich öffnen, zeigt sich die weiße Träne. „Ursprünglich stammt Dicentra spectabilis aus China“, sagt Ulrike Leyhe, technische Leiterin der Weihenstephaner Gärten in Bayern. Mit ihren bogenförmig überhängenden Blütenständen hat diese mehrjährige Gartenblume schnell Einzug in die Gärten gefunden.

Auf einem humusreichen Gartenboden gedeiht die Pflanze gut und entwickelt sich zu einem stattlichen Horst, der 80 bis 100 Zentimeter hoch wird. Für moderne Gärten eigne sich die reinweiß blühende Form 'Alba' hervorragend, erläutert Leyhe. „Gerade in halbschattigen Bereichen setzt der helle, frische Austrieb recht früh im Gartenjahr einen Akzent.“

Das bekräftigt auch Michael Dreisvogt, Leiter des Arborteums Härle in Bonn-Oberkassel: „Die weißen Blüten strahlen eine enorme Eleganz aus. Das hellgrüne Laub passt hervorragend zu den blauen Blüten von Vergissmeinnicht (Myosotis sylvatica) und Farnen, die zum Teil sehr ähnliches Laub haben.“

Das von Frühjahr an blühende Tränende Herz ist eine pflegeleichte Pflanze. Gibt man dem Boden regelmäßig Kompost zu und verteilt etwas organischen Dünger, bleibt die Staude gesund und wächst kräftig. Nach der Blüte zieht sich das Tränende Herz aber regelrecht zurückzieht. Das verlangt ein gutes Geschick bei der Wahl der Nachbarn. Zusammen mit Funkien (Hosta), Silberkerzen (Cimicifuga) und Wald-Astern (Aster divaricatus) kann es entstehende Lücken im Halbschatten überspielen. An sonnigeren Orten nutzen Kapuzinerkresse (Tropaeolum) und Winter-Chrysanthemen (Dendranthema indicum) den Platz, um sich zu entfalten.

„Gärtnerisch sind die Zwergherzblumen besonders wertvoll“, sagt Michael Dreisvogt. „Diese 40 Zentimeter hohen Arten erweisen sich als wüchsig und pflegeleicht.“ Zu dieser Gruppe zählen vor allem Dicentra eximia, Dicentra formosa und die Kreuzungen aus diesen Arten. „Sie bilden kriechende Rhizome, die dafür sorgen, dass sich die Pflanzen bodendeckend ausbreiten“, sagt Ulrike Leyhe.

Werden diese etwa zusammen mit Gedenkemein (Omphalodes verna), Bergenien (Bergenia), Kaukasus-Vergissmeinnicht (Brunnera macrophylla) und Schaumblüte (Tiarella cordifolia) gesetzt, bildet sich im Frühling eine lockere, abwechslungsreiche Pflanzendecke. Die Blüten der Zwergherzblume stehen etwas dichter auf den kräftigen, fast aufrechten Stielen und erheben sich aus dem Laub. Wichtig ist laut Dreisvogt, dass man die Pflanzen nicht zu dicht setzt, um ihnen genügend Platz zu geben.

Aber was kaum ein Pflanzenfreund angesichts der auffälligen Herz-Blüten erwarten würde, der Experte lobt in erster Linie die Schmuckwirkung des Laubs. Dieses ist stark gefiedert und hat eine stumpfe Oberfläche. Es bildet es einen schönen Kontrast zu glatten, rundlichen Blättern wie denen von Elfenblumen (Epimedium) und Funkien. Besonders fein ist das Laub bei der Sorte 'Stuart Boothman' und zugleich trägt es einen bläulichen Schimmer. Auch 'Bacchanal' und 'Langtrees' tragen blaugraues, zum Teil silbrig schimmerndes Laub.

Diese Farben lassen ungewöhnliche Pflanzkombinationen zu. Dreisvogt berichtet: „Ich kombiniere das blaugraue Laub der Sorte 'Aurora' gerne mit dem schwarzblättrigen Schlangenbart (Ophiopogon planiscapus 'Nigrescens'). Die rosa Blüten der Zwergherzblume kommen so besonders gut zur Geltung.“

Moderne Sorten zeichnen sich durch größere Einzelblüten, eine lange Blütezeit und einen horstartigen Wuchs aus. Zu ihnen zählen die weiß blühende 'Ivory Hearts' sowie die rosarot blühende 'Burning Hearts' und 'King of Hearts'. „Der Vorteil der Zwergherzblumen, die ja meist bis in den Hochsommer blühen, besteht auch darin, dass sie ihr Laub nicht so zeitig einziehen wie das Tränende Herz“, sagt Gartenleiter Dreisvogt. Es entstehen also keine Lücken.