Verzicht auf Plastiktüten: Was sind echte Alternativen?

Berlin (dpa/tmn) - Jeder Einwohner der Europäischen Union nutzt im Schnitt 198 Plastiktüten pro Jahr. Damit will die EU nun Schluss machen. Doch was sind wirklich gute Alternativen? Ein Überblick für umweltbewusste Verbraucher.

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EU-Bürger sollen in Zukunft deutlich weniger Plastiktüten verwenden. Darauf verständigten sich jetzt Unterhändler von EU-Staaten und Europaparlament im Grundsatz. Mit den neuen Regeln will die EU vor allem die Nutzung leichter Einweg-Tüten eindämmen. Dabei hätten die Staaten die Wahl zwischen zwei Methoden: Entweder beschließen sie Ziele zur Minderung des Verbrauchs auf bis zu 40 Tüten pro Person bis Ende 2025. Oder sie schreiben von 2017 an eine Gebühr für den Gebrauch vor, hieß es aus dem EU-Parlament. Ganz dünne Beutel, wie sie etwa an der Gemüsetheke verwendet werden, könnten die Regierungen von den Auflagen ausnehmen.

Dass Plastiktüten schlecht und Stofftaschen besser sind, weiß eigentlich jeder. Dennoch greifen viele Verbraucher im Supermarkt noch immer zum Kunststoff. Auch in Folie verpackte Lebensmittel gehen häufig über die Ladentheke. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) erklärt, was genau das Problem ist - und was wirklich gute Alternativen:

Was genau spricht gegen Plastiktüten?

Plastiktüten sind biologisch nicht abbaubar, sie müssen verbrannt werden. Laut dem BUND werden dabei klimaschädliche und giftige Substanzen wie Formaldehyd und Phenole freigesetzt. Aber das größte Problem ist, dass viele Tüten gar nicht richtig entsorgt werden. Sie landen in der Natur. An Land und im Wasser gefährdet das Plastik dann Tiere: Sie ersticken an den Resten.

Sind Plastiktüten okay, wenn man sie immer wieder benutzt?

„Das Problem bei einer Plastiktüte ist in aller Regel, dass sie sehr dünn ist oder zu dünn ist, um sie mehrfach zu verwenden“, erklärt der BUND-Experte Rolf Buschmann. „Das heißt, wenn Kunststofftüten genutzt werden, dann sollten sie so konzipiert sein, dass sie länger nutzbar sind, also mehrfach verwendbar. Das sind sogenannte Mehrwegtüten.“ Das Problem sei aber, dass Mehrwegtüten kaum zu erkennen sind, der Handel müsse diese explizit ausweisen.

Sind kompostierbare Plastiktüten eine Alternative?

Nein, sagt der BUND. Auch wenn die Ökobilanz der kompostierbaren Alternativen aus Cellulose und Stärke besser ausfällt, enthalten sie auch einen geringen Anteil sogenannter einfacher Polymere. Sie bleiben im Kompost als gefährliche Kleinstbestandteile zurück. Und es gibt noch ein Problem: Die Alternativen sind von anderen Plastikprodukten kaum zu unterschieden. „Geben Sie diese Tüte in den Biomüll, wird sie dort von den Kompostieranlagen oder auch von den biologischen Verwertungsanlagen aussortiert als Störstoff“, erläutert Buschmann. „Landet diese Tüte wiederum im Gelben Sack, in der Verpackungsmüllsammlung, wird sie den Stoffkreislauf stören, weil sie eben nicht ein klassischer Kunststoff und daher auch nicht gut recycelbar ist.“

Was sollte ich stattdessen benutzen?

Die beste Alternative sind alle wiederverwendbaren Tragetaschen: Rucksack, Korb, die Stofftüte. „Und wenn ich eine Plastiktüte oder -tasche benötige, dann sollte ich mir eine kaufen, die ein längeres Leben vor sich hat und nicht nach dem Kurzgebrauch im Abfall landet“, rät der Experte.

Was spricht gegen Papiertüten?

Auch sie sind ein Einwegprodukt und daher ebenfalls nicht besonders ökologisch. Beim Papier gebe es allerdings den Vorteil, dass es hier einen geregelten Recyclingkreislauf gibt, sagt Buschmann.

Was tue ich, wenn mir im Laden eine Plastiktüte aufgedrängt wird?

Nicht nur an der Kasse, sondern bereits im Regal kommen Verbraucher an die Plastiktüten. „Der Wahnsinn ist zum Beispiel, wenn Gurken oder Salate noch in Plastikfolie eingepackt werden“, sagt Buschmann. „Die Frage ist, ist das noch unbedingt notwendig oder kann ich das Produkt auch unverpackt bekommen?“