Tourism Watch: Umweltnutzen von Biokerosin noch völlig offen
Bonn (dpa/tmn) - Biosprit fürs Auto kennen viele inzwischen. Aber auch im Luftverkehr gibt es Versuche, auf Kerosin aus Rapsöl oder Zuckerrohr umzusteigen. Eine gute Sache für Urlauber, die etwas für die Umwelt tun wollen?
Bonn (dpa/tmn) - Biosprit fürs Auto kennen viele inzwischen. Aber auch im Luftverkehr gibt es Versuche, auf Kerosin aus Rapsöl oder Zuckerrohr umzusteigen. Eine gute Sache für Urlauber, die etwas für die Umwelt tun wollen?
Flugzeuge, die mit Treibstoff aus Rapsöl, Zuckerrohr oder Jatropha-Pflanzen fliegen - das klingt nach Zukunftsmusik. Doch mehrere Airlines haben bereits erfolgreich Flüge mit sogenanntem Biokerosin durchgeführt - darunter die Lufthansa. Um CO2 zu sparen, will der internationale Luftfahrtverband (IATA) bis 2025 zehn Prozent des Kraftstoffbedarfs mit Biokerosin decken. Kann ein Reisender damit dazu beitragen, die Umwelt zu schonen? Antje Monshausen von Tourism Watch bei Brot für die Welt erklärt, warum das wahrscheinlich nicht der Fall sein wird.
Kann ich als Urlauber mit Biokerosin etwas für die Umwelt tun?
Monshausen: Mit Flugreisen die Umwelt zu schützen, ist ein Widerspruch in sich, der sich auch durch den Einsatz von Agro-Treibstoffen nicht auflösen lässt. Der Flugverkehr möchte den Kraftstoffen bis 2025 zehn Prozent beimischen. Ich werde als Reisender nicht entscheiden können, ob ich ein Flugzeug nehme, das mit Biokerosin fliegt. Ich habe also nicht die Wahl.
Ist Biokraftstoff denn umweltschonender als normales Kerosin?
Monshausen: Die Annahme, dass Agrotreibstoffe tatsächlich zu einer Reduzierung des CO2-Ausstoßes beitragen, ist hochumstritten. Agrokerosin setzt die gleichen Schadstoffe frei wie fossiles Kerosin. Unterschiede gibt es nur bei Anbau, Verarbeitung und Transport der Rohstoffe. Aber die Pflanzen für das Biokerosin müssen gedüngt und bewässert werden, der Anbau findet oft auf guten Standorten statt. Da gibt es einige Problemfelder: Landnutzungskonflikte, Verschmutzungen, Verlust der Biodiversität und Nahrungsmittelkonkurrenz.
Ist es da nicht sinnvoller, CO2 zu kompensieren?
Monshausen: Die erste Strategie bleibt das Reduzieren: auf vermeidbare Flüge verzichten. Und auf Reisen, bei denen man auf ein Flugzeug angewiesen ist, sollte man das ausgestoßene CO2 bei einem anerkannten Anbieter wie Atmosfair oder Klimakollekte kompensieren.